Das neue Kreishaus in Siegburg.

Auf Grund eines engeren Wettbewerbs (Abb. 1) wurde Regierungsbaumeister Karl Moritz in Köln mit der Ausarbeitung der Pläne und der Leitung des Baues für das Kreishaus in Siegburg beauftragt.

Im April 1906 wurde mit dem Neubau begonnen, der binnen Jahresfrist beendet war. Die Aufgabe umfaßte außer dem Bau des eigentlichen Landratsamtes die Umgestaltung des älteren Landratswohnhauses sowie den Bau einer Automobilhalle mit Werkstätte nebst kleiner Wohnung und die Herstellung der Umwehrung und der Gartenanlagen des großen Vorplatzes (Abb. 4).

Abb. 1 – Wettbewerbsentwurf, Entwurf Kreishaus des Siegkreis 1906

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Der Bau ist so angelegt, daß im Bedarfsfalle ein Erweiterungsbau passend an das jetzt fertiggestellte Gebäude angeschlossen werden kann. Das Hauptgebäude enthält im ersten Obergesclioß (Abb 3) die Sitzungssäle für den Kreistag und den Kreisausschuß nebst Zubehör und die Kanzleien, während im Erdgeschoß (Abb. 2) die Kasse, die Räume für den Landrat und die Kreissekretäre sowie die Steuerbureaus untergebracht sind. Das teilweise ausgebaute Dachgeschoß enthält zwei Wohnungen für Kreisboten, das Untergeschoß die Heizanlage und Aktenräume. Das Gebäude lehnt sich mit einem Zwischenbau au das Dienstwohnhaus des Landrats derart an, daß dessen Amtszimmer mit seinen Wohnräumen in Verbindung steht (Abb. 2). Die Fassaden sind über einem Bruchsteinsockel in Tuffstein und Lithinputz ausgeführt (Abb. 5). Ein großes Flachbild des preußischen Adlers zeichnet das Portal aus, das außerdem durch zwei schmiedeeiserne Kandelaber betront wird.

Kreishaus Siegburg, 1907

Obwohl die Architektur im übrigen, dem Zweck des Baues entsprechend, einfach gehalten ist, bringt doch der Hauptbau mit den von großen, ruhigen Flächen eingerahmten Bogenfenstern des Erdgeschosses und den gruppenweise zusammengefußten Fenstern der Säle im Obergeschoß einen monumentalen Zug in das Ganze. Das mit Schiefer gedeckte Dach fügt sich der bergischen Bauweise an.

Kreishaus Siegburg, 1907
Kreishaus Siegburg, 1907
Kreishaus Siegburg, 1907

Im Inneren bildet die große Eingangshalle mit dem Haupttreppenhaus den Mittelpunkt der Anlage; architektonisch ausgebildet sind im übrigen nur die oberen Säle und das Zimmer des Landrats (Abb. 6 bis 8). Den Hauptschmuck des großen Sitzungssaals bilden drei farbige Glasfenster, die nachı Entwürfen des Münchener Malers Karl Rickelt ausgeführt werden, ferner ein Bild des Kaisers Wilhelm II. und ein Gemälde von der Enthüllung des Nationaldenkmals auf dem Niederwald.

Abb. 2 – Grundriß Erdgeschoß
Abb. 3 – Grundriß Obergeschoß
Abb. 4 – Lageplan

Diesen besonderen Schmuck verdankt das Haus den Stiltungen einiger kreiseingesessenen Herren. Der Vorplatz vor dem Gebäude ist, ebenfalls nach den Entwürfen des Architekten, in strengen, einfachen Formen gehalten; wuchtige Steinkandelaber heben die Ecken des großen Mittelbeetes hervor. Die Kosten des ganzen Baues einschließlich der inneren Einrichtung und der Gartenanlagen betragen rund 200 000 Mark.

Dies ist ein Artikel des Zentrallblatt der Bauverwaltung vom 23.11.1907