Aus dem Zululand in Südafrika

Wiederholt ist im Laufe des südafrikanischen Krieges die Frage aufgetaucht, ob die Zulukaffern ruhig bleiben werden; wiederholt tauchte in der englischen Presse die Behauptung auf, die Buren verwendeten Zulus als Krieger, vermutlich immer dann, wenn die Engländer selbst mit dem Gedanken spielten, es zu thun.

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Gewagt haben sie es freilich nicht, sich so ganz offen mit jenen „Wilden“ zu verbinden, obwohl sie sie in früherer Zeit thatsächlich oft genug als Vorspann gegen die Buren benutzt haben; die Geschichte des verflossenen Jahrhunderts weiß davon zu erzählen. Als das holländische Element die Gewaltherrschaft der Engländer im Kapland nicht mehr ertragen konnte und sich deshalb weiter ostwärts neue Wohnsitze suchte, mußte es viele harte Kämpfe mit den Zulus bestehen, die von den Engländern aufgestachelt und unterstützt wurden. Später sind freilich auch die Engländer mit den Zulus des öfteren in kriegerische Verwicklungen geraten, und namentlich machte ihnen der König Cetewayo im Jahr 1879 viel zu schaffen. In aller Erinnerung lebt noch das tragische Schicksal des Prinzen Couis Napoleon, der in englischen Diensten den Feldzug gegen den König mitmachte und dabei am 1. Juni 1879 ums Leben kam.

Von der Hermannsburger Missionsstation Ehlanjeni – Bläserchor der zum Christentum übergetretenen Zulus

Schließlich freilich unterlag Cetewayo; er wurde seiner Würde beraubt, aber im Jahr 1853, nachdem er in London einen Besuch abgestattet hatte, wieder eingesetzt, weil das Regime einer größeren Anzahl von Häuptlingen, mit denen die Engländer zunächst glaubten, gut zu fahren, sich als unhaltbar erwies.

Junge Strauße in Zululand
Zwei indische Bräute, die demselben Gatten angetraut werden
Christliche Eingeborene als Lehrer unter den Zulus

In den Kämpfen, welche er damals mit den andern Häuptlingen durchfechten mußte, die ihn nicht anerkennen wollten, fand er die Unterstützung der Buren. Diese hofften zum Dank für ihre Hilfe die Santa Luciabai und damit die für sie so überaus wichtige Verbindung mit dem indischen Ozean zu erhalten, aber Old England, dem die selbständige afrikanische Republik stets ein Dorn im Auge war, wußte es zu hintertreiben, daß diese die Frucht ihrer fleißigen Arbeit erntete.

Indische Händlerfrau aus Südafrika
Indischer Händler aus Südafrika
Zwei Zulus als Polizisten

An sich ist das Zululand nicht gerade überaus wertvoll, das Klima ist nur in den Bergen günstig, nach der Küste zu aber ungesund und der Reichtum an nützlichen Tieren, Pflanzen und Mineralien nicht außergewöhnlich groß. Waldkultur und Straußenzucht werden von den Engländern hauptsächlich gefördert. Aber die Lage des Landes läßt es Engländern und Buren gleich begehrenswert erscheinen. Es wird nach Süden von Natal durch den Tugela- und Buffalofluß getrennt und grenzt im übrigen an Transvaal, an Tongaland und den indischen Ozean. Die Engländer können also gar nicht daran denken, ihren Einfluß, den sie durch ihren Ministerresidenten mit dem Sitz in Eschawe ausüben, aufzugeben. Für die Kultur des Landes und die Zivilisation seiner Bewohner ist ja auch die britische Oberherrschaft zweifellos von Segen gewesen. Die eingeborenen Neger glauben an ein höchstes Wesen und einen bösen Geist; die größte Verehrung und die größte Scheu aber bringen sie den Zauberern entgegen, deren Macht sie für grenzenlos halten. Allein das Christentum, wofür deutsche, namentlich Hermannsburger, norwegische und englische Missionen seit Jahrzehnten thätig sind, hat in der Bevölkerung doch bereits Wurzel gefaßt.

Aus dem Zululand in Südafrika – Wilde Eingeborene im Kriegsschmuck

Heute sind schon zum Christentum übergetretene Zulus unter ihren Volksgenossen als Lehrer thätig, und Eingeborene sind als Polizisten um die körperliche Sicherheit ihrer Brüder besorgt. In der Hermannsburger Missionsstation Ehlanzeni ist es sogar gelungen, der Kunst Eingang zu verschaffen denn hier ist aus Zulus, die sich zum Christentum bekennen Bläserchor zusammengestellt worden. Vergleicht man die Musiker und die vorerwähnten Lehrer mit den Eingeborenen im Kriegsschmuck oder auch nur mit dem Medizinmann, so überzeugt man sich, daß selbst im Zululand in gewissem Sinn Kleider Leute machen. Außer den Eingeborenen und den Kaukasiern spielen dort noch Indier eine große Rolle namentlich als Kaufleute. Von den Sitten und Kulturanschauungen des Volkes erzählt uns ein Bild, das zwei junge Mãdchen darstellt, Schwestern, die im Begriff sind denselben Mann an demselben Tage zu heiraten Die christlichen Missionen werden im Zululand noch viel zu thun haben, ehe ihre Mission erfüllt ist.

Dieser Artikel erschien zuerst 1900 in Die Woche.