Das Bildnis der Herzogin von Devonshire

Viel besprochen werden zur Zeit die Schicksale eines Bildes, das vor fünfundzwanzig Jahren gestohlen, jetzt in die Hände der rechtmäßigen Eigentümer zurückgelangt ist.

Im Jahr 1876 kaufte die Londoner Kunsthandlung Agnew das von Gainsborough, dem berühmtesten englischen Porträtmaler des achtzehnten Jahrhunderts, gemalte Bildnis der Herzogin von Devonshire für den Preis von 10 000 Guineen, etwa 210 000 Mark, und stellte es in ihrer Galerie aus.

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Eines Tags war es, als am Morgen die Galerie geöffnet wurde, verschwunden, der leere goldene Rahmen hing noch an seinem Platz, die kostbare Leinwand aber war herausgeschnitten. Die Diebe hatten sich tagsüber hinter Gardinen verborgen, sich dann einschließen lassen und ließen sich nachts an einem Strick mit ihrem Raub auf die Straße herab.

Gainsboroughs berühmtes Gemälde der Herzigin von Devonshire, das am 16. Mai 1876 in London gestohlen und jetzt in Chicago wiedergefunden wurde. Für Die Woche gezeichnet von Arthur Razka.

Der Verdacht der Thäterschaft lenkte sich sofort auf zwei amerikanische Verbrecher, und unmittelbar, nachdem man den verwegenen Diebstahl entdeckt hatte, wurden alle Hafenbehörden telegraphisch davon in Kenntnis gesetzt. Allein die Diebe brachten das Bild bei einem durch seinen Reichtum berühmt gewordenen Hehler in London selbst unter, und dieser schaffte es später nach Amerika. Auch hier gelang es ihm, das Porträt so gut zu verbergen, daß die Eigentümer es nicht wiedererlangen konnten, obwohl die Person des Hehlers, der inzwischen in Belgien einmal wegen Ausraubung eines Postzuges zu siebenjähriger Zuchthausstrafe verurteilt wurde, längst bekannt war. Jetzt endlich hat es Herr Agnew, der eigens, um es zu holen, nach Chicago gereist war, heim · gebracht, aber er soll, um seinen Schatz wiederzuerhalten, nicht weniger als 100 000 Mark geopfert haben. Die Herzogin von Devonshire selbst übrigens, die Rudolf von Gottschall zur Heldin seines Lustspiels „Pitt und For“ gemacht hat, war zu ihrer Zeit ebenfalls in aller Leute Mund.

Sie war eine begeisterte Anhängerin von Fox und warb, um ihm bei einer Wahl den Sieg zu sichern, Stimmen für ihn, indem sie jeden, der Fox wählte, mit einem Kuß belohnte.

Dieser Artikel erschien zuerst am 15.04.1901 in Die Woche unter der Rubrik „Wovon man spircht“.