Mit der Erhebung des gegenwärtigen Oberpräsidenten der Provinz Schlesien, des Fürsten Hermann von Hatzfeldt zu Trachenberg, zum Herzog ist nicht bloß den großen Verdiensten des also Ausgezeichneten um Reich, Staat und Krone ein hohes Zeichen der Anerkennung gegeben worden.
Die Verleihung der erblichen Herzogswürde für den jeweiligen Fideikommißbesitzer muß auch als königlicher Dank aufgefaßt werden für die seit Jahrhunderten von den Ahnherren des Hauses in Treue und Hingebung der Krone Preußens geleisteten Dienste. Es ist ein katholisches Fürstengeschlecht, dem der König von Preußen diese Rangerhöhung verliehen hat.
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Herzog Hermann ist am 4. Februar 1848 auf dem Stammschloß Trachenberg geboren. Er absolvierte das Gymnasium in Sagan, seine juristischen Studien in Genf, Göttingen und Berlin und trat als Kammergerichtsreferendar in den preußischen Staatsdienst. Er hat den Feldzug 1870-71 gegen Frankreich mitgemacht und bekleidet den Rang eines Generalmajors à la suite der Armee. Am 20 Juli 1874 folgte er seinem Vater in dem Besitz des Hatzfeldt Trachenbergschen Fideikommises und trat im Jahr 1878 als erbliches Mitglied in de preußische Herrenhaus. Dem Deutschen Reichstag gehörte Fürst Hermann von Hatzfeldt in den Jahren 1878 bis 1895 als Mitglied der Reichspartei an. Seit dem Jahr 1894 Oberpräsident der Provinz Schlesien hat Fürst Hatzfeldt zu Trachenberg es verstanden, in dieser gemischtsprachigen und konfessionell geschiedenen Provinz durch seine gerechte und humane Verwaltung, durch die Bethätigung aller guten und großherzigen Eigenschaften eines Grandseigneurs sich das Vertrauen und die Dankbarkeit der gesamten Bevölkerung zu erwerben. In diesem segensreichen Wirken liegt das persönliche hohe Verdienst des nunmehrigen Herzogs.
Die Herzogin Natalie, geborene Gräfin Benckendorff, ist am 7. September 1854 in Schandau geboren; ihre Vermählung mit dem Fürsten Hatzfeldt wurde am 18. Juni 1872 gefeiert. Der Ehe sind zwei Söhne entsprossen, Prinz Hermann, geboren am 14. Januar 1874, zur Zeit Leutnant im westfälischen Ulanenregiment No. 5, und der am 10. Februar 1877 geborene Graf Alexander.
Die Hatzfeldts sind ein altes hessisches Dynastengeschlecht, dessen Urahne Volpert von Hatzfeldt schon um 1213 genannt wird; sie gehörten zur rheinischen Reichsritterschaft, und die Burg Hatzfeldt, heute zur Ruine zerfallen, stand an der Eder. Nachdem die Familie in Franken die Herrschaft Rosenberg, in Thüringen die Herrschaft Gleichen und in Schlesien die Herrschaft Trachenberg erworben hatte, wurde sie mit dem hochansehnlichen Heerführer der Kaiserlichen Truppen im dreißigjährigen Krieg Melchior von Hatzfeldt als Graf von Gleichen in den Grafenstand erhoben. Im Jahr 1748 wurde das Haus Hatzfeldt-Trachenberg in den Reichsfürstenstand erhöht, und am 20. August 1802 wurde das Majorat Trachenberg errichtet. In den preußischen Fürstenstand wurde die Familie am 10. Juli 1803 eingereiht, und am 22. Oktober 1861 wurde dem jeweiligen Fürsten das Prädikat „Durchlaucht“, dem Erbprinzen das Prädikat „Fürstliche Gnaden“ verliehen.
Nächst dem schon genannten Melchior von Hatzfeldt dem ersten Grafen von Gleichen, war es zunächst Fürst Franz Ludwig von Hatzfeldt, der in großer Zeit als treuer Diener der Krone seinen Namen verewigte. Er trat 1795 in preußische Kriegsdienste und stieg 1802 zum Range eines Generalleutnants. Als nach den Unglückstagen von Jena Berlin im Jahr 1806 von den preußischen Truppen geräumt wurde, übertrug ihm sein Schwiegervater, der Staatsminister Graf von der Schulenburg-Rehmert, die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten. Am 24. Oktober sandte Fürst Hatzfeldt an seinen König, kurz vor dem Einrücken Napoleons in Berlin, einen Brief mit Bericht über die französische Armee. Der Brief wurde aufgefangen. Fürst Hatzfeldt wurde am 28. Oktober verhaftet und hatte den Tod zu gewärtigen. Da warf sich seine Frau dem Korsen zu Füßen, und als ihr Napoleon den Brief des Gatten als Beweisstück seiner Schuld entgegenhielt, faßte die kühne Frau den Brief und verbrannte ihn an der nächststehenden Kerze. Napoleon ließ den Fürsten frei, und dieser leistete noch lange Jahre als Diplomat, zuletzt als Gesandter in Wien, dem Königreich treue Dienste.
Nicht unerwähnt bleiben darf die Enkelin des Fürsten Franz Ludwig, die Gräfin Sophie Hatzfeldt. Gräfin Sophie war mit dem Grafen Eduard von Hatzfeldt-Wildenburg vermählt, und diese Ehe wurde im Jahr 1851 geschieden. Während des Scheidungsprozesses im August 1846 entwendeten Assessor Oppenheim und Dr. Mendelssohn im Hotel Mainzer Hof in Köln der Geliebten des Grafen Eduard, einer Baronin Meyendorff, eine Kassette, in der sie wichtige Beweisstücke vermuteten. Die Gräfin Sophie wurde als die Urheberin dieses Diebstahls angeklagt, und ihr Verteidiger, der mit flammender Beredsamkeit für sie eintrat, war Ferdinand Lassalle. Seitdem blieb Gräfin Sophie nicht bloß eine treue, dankbare Freundin Lassalles, sondern wandte auch alle ihre begeisterte Teilnahme der von ihm betriebenen sozialen Agitation zu und ist dieser Sache auch nach dem im Jahr 1864 erfolgten Tod Lassalles treu geblieben.
Sie starb am 25. Januar 1881 in Wiesbaden. Wir wissen, welche Hochachtung Ferdinand Lassalle auch bei seinen politischen Gegnern genoß, und so mag in der stolzen Ahnenreihe der Hatzfeldts auch Gräfin Sophie in ihrer Eigenart einen würdigen Platz behaupten.
Ein Adelsgeschlecht, dessen Erinnerungen und Thaten fast 800 Jahre zurückreichen, das die wilde Epoche der Kreuzzüge, während der hunderte Ritterswappen verblichen und verschwanden und alle die nachfolgenden Kämpfe in Deutschland und um Deutschland überstanden und sich in allen diesen Kämpfen mit Ehren behauptet, hat wohl Anspruch, daß sein Name mit Ehrerbietung genannt werde. Die Herzogswürde, die im Mittelalter die Landesherrlichkeit über einen deutschen Volksstamm bedeutete, die Napoleon I an seine Marschälle verschwenderisch verlieh, ebenso auch Napoleon III, hat in unsern Tagen diese kriegerische Bedeutung als Heerführer eingebüßt. Ihr Vorzug macht sich bei Hoffesten geltend, wo die Herzöge im Range vor den Fürsten stehen, und in der Titulatur, da im allgemeinen dem Herzog das Prädikat „Hoheit“ oder „Herzogliche Gnaden“ zukommt. Der letzte Herzogstitel, der in Preußen verliehen wurde, war bekanntlich der des Herzogs von Lauenburg an den Altreichskanzler Fürsten Bismarck, der jedoch von diesem Titel niemals Gebrauch gemacht hat.
E. von Steinhagen.
Dieser Artikel erschien zuerst 1900 in Die Woche.