Fürstenkinder

Die Kinder des Erbgrossherzoges Wilhelm von Luxemburg

Von Klaus von Rheden.
Es geht vergnügt zu in den fürstlichen Kinderstuben. An fröhlichem Nachwichs ist kein Mangel; aber ganz gerecht ist der Klapperstorch auch da nicht, wo über de Wiege eine geschlossene Krone die Vorhänge zusammenrafft. Der sehnsüchtige Wunsch nach einem „kräftigen Jungen“ verhallt zuweilen auch im Fürstenschloß ungehört.

Zu den jüngsten Ehemännern in der stattlichen Schar der deutschen Fürstlichkeiten gehört der Prinz Maximilian – kurzweg Max genannt – von Baden, der Neffe jenes Prinzen Karl, der sich in morganatischer Ehe mit der Freiin Rosalie Beust vermählte, die zu einer Gräfin Rhena erhoben wurde. Prinz Max ist in der Berliner Gesellschaft noch heute eine wohlbekannte Erscheinung. Seine im Sommer 1900 erfolgte Vermählung mit der Prinzessin Marie Luise, ältesten Tochter des Herzogs von Cumberland, erregte seinerzeit insofern Aufsehen, als man in dieser Tatsache eine Annäherung des Reichs an das Welfenhaus sehen wollte. Kluge Leute wittern vielleicht auch schon in dem zweijährigen Töchterchen des Prinzen, der Prinzessin Marie Alexandra (die Rücksicht auf die russische Verwandtschaft gab ihr den zweiten Vornamen), ein „politisches Objekt“.

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Von den Askaniern hat in der Berliner Gesellschaft eigentlich nur einer eine hervorragendere Rolle gespielt: Prinz Aribert, der Schöpfer des Blumenkorsos und des Concours hippique. Zurückgezogener lebt sein älterer Bruder, Prinz Eduard, der auch nach seiner Vermählung mit der Prinzessin Luise von Sachsen-Altenburg sein geliebtes Dessau nur ungern verläßt, glücklich im Besitz seiner drei blühenden Kinder, von denen das älteste, die sechsjährige Prinzessin Marie, auf dem alten askanischen Stammschloß Ballenstedt, die beiden jüngeren, die Prinzen Joachim Ernst und Eugen, in Dessau geboren wurden.

Prinz Nikolaus von Rumänien
Prinz Nikolaus von Rumänien
Prinzessinen Elisabeth (1) und Maria (2) von Rumänien
Prinzessinen Elisabeth (1) und Maria (2) von Rumänien
Prinzessin Elisabeth von Sachsen-Altenburg
Prinzessin Elisabeth von Sachsen-Altenburg

Am bayrischen Hof ist der Nachwuchs meist schon aus der Kinderstube hinaus. Die jüngste Eheschließung im Haus Wittelsbach betraf den Prinzen Rupprecht, den ältesten Sohn des Prinzen Ludwig und präsumtiven Erben des Landes, der im Juli 1900 seine Cousine von der zweiten Linie des Geschlechts, die Herzogin in Bayern Marie Gabriele, heiratete. Der Ehe entstammten zwei Kinder: Prinz Luitpold, der in Bamberg, wo sein Vater als Chef der siebenten Infanteriebrigade garnisoniert ist, das Licht der Welt erblickte, und die kürzlich verstorbene Prinzessin Irmengard.

Die Kinder des Fürsten Ferdinand von Bulgarien
Die Kinder des Fürsten Ferdinand von Bulgarien
Die kleine Prinzessin Marie Alexandra von Baden mit ihrer Großmutter, Prinzessin Wilhelm
Die kleine Prinzessin Marie Alexandra von Baden mit ihrer Großmutter, Prinzessin Wilhelm

Der Chef des landgräflich-hessischen Hauses ist bisher unvermählt geblieben; sein jüngerer Bruder, Prinz Friedrich Karl, heiratete 1893 die jüngste Schwester unseres Kaisers, Prinzessin Margarete. Aus der belebten Kinderstube dieses Fürsten führt der Photograph dem Leser ein niedliches Vierblatt vor: den Aeltesten, Prinz Friedrich Wilhelm, den Zweitgeborenen, Prinz Marx, und die jüngsten Zwillinge Richard und Christoph. Ein anderes Zwillingspaar, Philipp und Wolfgang, ging noch vorher.

Prinzessin Charlotte u. Prinz Georg Moritz v. Sachsen-Altenburg. Hofphot. Selle und Kuntze, Potsdam
Prinzessin Charlotte u. Prinz Georg Moritz v. Sachsen-Altenburg. Hofphot. Selle und Kuntze, Potsdam
Die Kinder des Prinzen Friedrich von Sachsen-Meiningen. Phot. Karl Westendorp
Die Kinder des Prinzen Friedrich von Sachsen-Meiningen. Phot. Karl Westendorp

In Oldenburg beschäftigt man sich zurzeit lebhaft mit der Regelung der Erbschaftsfrage. Der regierende Großherzog, den das Bild S. 612 im Kreis seiner Familie wiedergibt, heiratete nach dem Tod seiner ersten Gattin, der Prinzessin Elisabeth von Preußen, die ihm nur ein Kind (die Prinzessin Sophie Charlotte) hinterließ, die Herzogin Elisabeth zu Mecklenburg. Für den Fall des Aussterbens der männlichen Linie des Hauses würde die ältere Holstein-Gottorpsche Linie in Betracht kommen das jetzige kaiserlich-russische Haus; der Zar hat jedoch Verzicht geleistet und seine Ansprüche auf die Glücksburgische Linie des herzoglichen Hauses Sonderburg übertragen.

Die Zwillingskinder Prinzen Richard u. Christoph v. Hessen. Hofphot. T. H. Voigt, Homburg v. d. h. u. Frankfurt a. M.
Die Zwillingskinder Prinzen Richard u. Christoph v. Hessen. Hofphot. T. H. Voigt, Homburg v. d. h. u. Frankfurt a. M.
Erzhz. Maximillian Eugen Ludwig von Oesterreich
Erzhz. Maximillian Eugen Ludwig von Oesterreich
Prinz Friedrich Wilhelm (1) u. Prinz Maximillian (2) v. Hessen. Hofphot. T. H. Voigt, Homburg v. d. h. u. Frankfurt a. M.
Prinz Friedrich Wilhelm (1) u. Prinz Maximillian (2) v. Hessen. Hofphot. T. H. Voigt, Homburg v. d. h. u. Frankfurt a. M.

Auch bei den Sigmaringer Hohenzollern treibt der Stammbaum üppige Blüten. Erbprinz Wilhelm wie sein Bruder Karl Anton erfreuen sich an je drei Kindern. Da das rumänische Königspaar kinderlos geblieben, so wurde der Thronfolger bekanntlich aus Sigmaringen geholt. Erbprinz Wilhelm als ältester dankte und blieb lieber im Land; dafür nahm sein Bruder Ferdinand den Titel eines Prinzen von Rumänien an, verheiratete sich ein paar Jahre später mit der Prinzessin Marie von Sachsen-Koburg-Gotha, einer Schwester der bisherigen Großherzogin von Hessen, und besitzt aus seiner Ehe vier Kinder; die Prinzen Carol und Nikolaus und die Prinzessinnen Elisabeth und Maria.

Die Kinder des Erbgrossherzoges Wilhelm von Luxemburg
Die Kinder des Erbgrossherzoges Wilhelm von Luxemburg

Im Haus Sachsen herrschte allzeit ein lustiges Leben in den Kinderstuben. In Meiningen bevorzugt der Klapperstorch sichtlich die aus der zweiten Ehe des Herzog Georg stammende Deszendenz. Prinz Ernst hat gleich seinem Vater eine sogenannte unebenbürtige Ehe geschlossen, und zwar mit der jüngsten Tochter des Dichters Wilhelm Jensen. Am Tag der Trauung wurde der jungen Frau der Name von Saalfeld verliehen, der auch auf die Kinder übergeht: zwei Söhne und eine Tochter. Noch reicher gesegnet mit Elternfreude ist der jüngere Bruder des Prinzen Ernst: Prinz Friedrich, der die älteste Tochter des Grafregenten von Lippe zur Gemahlin hat; die Vermählung fand 1889 in Neudorf bei Bentschen statt; dem jetzt verkauften Besitz des Grafen Ernst. Prinz Friedrich gehört noch heute aktiv der Armee an, und die Geburtsorte seiner Kinder veranschaulichen das Dasein eines preußischen Offiziers, der vielfach nach jedem Avancement die Garnison wechseln muß. Zwei der Kinder, die älteste Prinzessin Karola Feodora, die eigentlich schon eine kleine Dame ist, und der neunjährige Prinz Ernst wurden in Hannover geboren; dazwischen stehen die Prinzessin Adelheid und Prinz Georg mit dem Geburtsort Kassel, und dann folgen die in Köln geborenen Jüngsten: Prinzessin Luise Marie und das dreijährige Nestküken mit dem Namen des Helden von Weimar, Bernhard. Auch in Altenburg fehlt es nicht an Kindersegen. Prinz Ernst ist in Potsdam garnisoniert, und dort wurden ihm auch von seiner liebenswürdigen Gattin, der jüngeren Schwester der Königin von Württemberg, Prinzessin Adelheid zu Schaumburg-Lippe, seine drei Kinder geboren: Prinz Georg-Moritz und die Prinzessinnen Charlotte und Elisabeth. Derselbe holde Dreiklang verschönt die Ehe des ältesten Bruders der Prinzessin Adelheid, des Prinzen Friedrich, der sich mit der Prinzessin Luise von Dänemark vermählte und als österreichischer Husarenrittmeister in Oedenburg lebt.

Sein Bruder Prinz Albrecht steht gleichfalls in österreichischen Diensten und ist mit Elsa Herzogin von Württembergs (einer Tochter des verstorbenen Herzogs Eugen und der Großfürstin Wera von Rußland) vermählt, deren Schwester, die Herzogin Olga, wiederum den Schwager heiratete, den Prinzen Maximilian von Schaumburg-Lippe, der seine reizende Gattin als württembergischer Ulanenoffizier in Stuttgart kennenlernte. Die vier Kinder des Prinzen Albrecht sind Max, Franz, Josef, Alexander und das jüngst geborene, mit Jubel begrüßte Prinzeßchen. Uebrigens gehören auch die beiden kleinen Knaben des Prinzen Maximilian, Eugen und Albrecht, noch in das Gebiet der Kinderstube. Eine andere Tochter des kindergesegneten Hauses Schaumburg, die Prinzessin Bathildis (den Namen erbte sie von ihrer verstorbenen Mutter, einer geborenen Prinzessin von Anhalt), heiratete 1895 den jungen Fürsten zu Waldeck. Sie ist glückliche Mutter von vier reizenden Kindern, die in fast regelmäßigen Abständen von je zwei Jahren zur Welt kamen: Erbprinz Josias, die Prinzen Max und Georg Wilhelm und das verhätschelte Prinzeßchen Helene. Der Vorname des Erbprinzen erinnert an den Stammvater der gräflichen Linie Waldeck, der auch Josias hieß. Von den Württembergern gehört die nicht successionsfähige Deszendenz des verstorbenen Herzogs Alexander heute zu Großbritannien. Der 1885 verstorbene Herzog hatte die Gräfin Claudine Rhedey geheiratet, deren Sohn Franz österreichischer Graf von Hohenstein und württembergischer Fürst von Teck wurde.

Erbprinz Josias von Waldeck
Erbprinz Josias von Waldeck
Prinz Max von Waldeck
Prinz Max von Waldeck
Prinzessin Helene und Prinz Georg Wilhelm von Waldeck
Prinzessin Helene und Prinz Georg Wilhelm von Waldeck

Nach seiner Vermählung mit der Prinzessin Mary Adelaide von England erhielt er den Herzogstitel, den sein Sohn Adolf als zweiter Herzog von Teck weiterführt. Seine Gattin Margaret Grosvenor aus dem Hause der Herzöge von Westminster beschenkte ihn mit drei reizenden Kindern, die heute fünf-, sechs- und neunjährig sind. Ebenfalls nicht sukzessionsfähig im Königreich sind die jungen Nachkommen des Herzogs Wilhelm von Urach, Grafen von Württemberg, der seit 1892 mit Amalie Herzogin in Bayern vermählt ist. Der mutmaßliche Erbe der Krone ist der Sohn des Herzogs Philipp, Herzog Albrecht, der aus seiner Ehe mit der vor zwei Jahren verstorbenen Erzherzogin Margareta Sophia von Oesterreich sechs Kinder besitzt: die Herzöge Philipp Albrecht, Albrecht Eugen und Carl Alexander und die Herzoginnen Maria Amalie, Maria Therese und Margarete Maria, die wie ihre Eltern katholisch sind.

Prinz Knud von Dänemark
Prinz Knud von Dänemark
Prinz Leopold von Belgien
Prinz Leopold von Belgien
Prinz Frederik von Dänemark
Prinz Frederik von Dänemark

Schauen wir uns nun ein wenig in den fürstlichen Kinderstuben jenseit der Reichspfähle um. In Oesterreich hat sich der nunmehrige Erbe der Krone, Erzherzog Franz Ferdinand, bekanntlich auch morganatisch vermählt; seine Gattin, Gräfin Sophie Chotek von Chotkowa und Wagnin, wurde zur Fürstin von Hohenberg erhoben, und so ist auch ihr dreijähriges Töchterchen eine Prinzessin Hohenberg. Sein Bruder, der Erzherzog Otto Franz Josef, seit 1886 mit der Prinzessin Maria von Sachsen verheiratet, wurde im Jahr darauf durch einen Sohn erfreut, nach acht weiteren Jahren durch den heute neunjährigen Erzherzog Marximilian Eugen Ludwig.

Prinzessin Viktoria Luise von Preussen. Hofphot. T. H. Voigt, Homburg v. d. h. u. Frankfurt a. M.
Prinzessin Viktoria Luise von Preussen. Hofphot. T. H. Voigt, Homburg v. d. h. u. Frankfurt a. M.
Die Kinder des Prinzen von Wales
Die Kinder des Prinzen von Wales

Ferner bringen wir die fünf Kinder des Kronprinzen Georg von Großbritannien und Irland, der 1893 der Fürstin Mary, ältesten Schwester des unter den Württembergern genannten Herzogs Adolf von Teck, die Hand zum Ehebund reichte: die Prinzen Eduard Albert, Albert, Henry, Georg und die Prinzessin Viktoria Alexandra.

Aus Belgien können wir nur den kleinen Prinzen Leopold zu geneigter Vorstellung bringen, den Sohn des Prinzen Albert, der sich 1900 mit der Herzogin Elisabeth in Bayern vermählte, deren ältere Schwester Sophie mit einem schlichten Edelmann, dem Grafen Hans Veit zu Törring, vorlieb nahm.

Der Grossherzog von Oldenburg im Kreise seiner Familie - Hofphot. Feilner und Mohaupt, Oldenburg
Der Grossherzog von Oldenburg im Kreise seiner Familie – Hofphot. Feilner und Mohaupt, Oldenburg

In Dänemark ist die Zukunft der Dynastie „sorgenfrei“. Sorgenfrei heißt das Lustschloß des künftigen Thronfolgers, des Prinzen Christian, und dort hat ihm seine Gattin Alexandrine, geborene Herzogin zu Mecklenburg, die Prinzen Frederik und Knud geboren. Erbfolgesorgen kennt man auch in Griechenland nicht. Da ist unseres Kaisers Schwester Sophie mit dem Kronprinzen Konstantin vermählt, und vier Kinder – Pawlos, der Kleinste, erst 1901 geboren – bilden das Glück dieser Ehe. Italiens Zukunft ist früher schon in diesen Heften im Bild gezeigt worden; dafür bringen wir ein fröhliches Bild von den Kindern des Erbgroßherzogs Wilhelm von Luxemburg: lauter Prinzessinnen, Marie, Charlotte, Hilda, Antonia und Elisabeth. Das jüngste Prinzeßchen Sophie ist eben zwei Jahre alt geworden. Ebenso steht im Konak zu Sofia die Kinderstube noch offen; Erbprinz Boris von Bulgarien ist freilich schon zehnjährig und Chef verschiedener Regimenter, sein Bruder Prinz Kyrill nur ein Jahr jünger; aber die beiden Prinzessinnen Eudorie-Augusta und die kleine Nadeschda, deren Geburt ihrer Mutter das Leben kostete, stecken noch tief in den Kinderschuhchen. Unser obenstehendes Gruppenbild zeigt die jungen Krieger im Verein mit ihren beiden allerliebsten Schwestern.

Dieser Artikel erschien zuerst in Die Woche 14/1904.