Beim Statthalter von Elsass-Lothringen

Skizze von Alberta von Puttkamer. Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg, Ritter des Schwarzen Adlerordens, Kommendator des Johanniterordens und Senior der Gesamthäuser Hohenlohe, der seit Oktober 1894 das verantwortungsvolle Amt des Statthalters in Elsaß-Lothringen verwaltet, ist eine Erscheinung von überaus frischer und markanter Art.

Ehe ihn der Kaiser mit der leitenden Stellung in den Reichslanden betraute, lebte er wie ein fürstlicher Kavalier, der in dreifachem Dienst für sein engeres Vaterland (Württemberg) und für das Reich seine edle Kraft einsetzte: als Offizier, als erfolgreicher Förderer kolonialer Bestrebungen und als Vertreter politischer und sozialer Interessen in den Parlamenten, in der württembergischen Ständekammer, deren erbliches Mitglied er ist, und im Reichstag, in dem er der deutschen Reichspartei angehörte.

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Seine Thätigkeit als Offizier begann im württembergischen Heer; dann trat er 1854 in den österreichischen Militärdienst, machte 1859 als Rittmeister den Feldzug gegen Frankreich in Italien mit und trat als Major 1861 aus dem österreichischen Militärverband. Inzwischen übernahm er, nach seines Vaters Ernst 1860 erfolgtem Tod, als dessen Erbe die Fideikommißherrschaften und die Verwaltung eines sehr bedeutenden Grundbesitzes.

Fürst Hohenlohe-Langenburg in seinem Arbeitzimmer

Bei Ausbruch des deutsch-französischen Krieges zog Fürst Hermann, der inzwischen das Patent eines großherzoglich badischen Generalmajors erhalten hatte, als Korpsdelegierter der freiwilligen Krankenpflege beim 14. Korps mit in den Krieg und machte den ganzen Feldzug mit. Im November 1871 trat der Fürst zu Hohenlohe in den Verband der großen deutschen Armee und wurde im März des Jahres 1875 charakterisierter General der Kavallerie à la suĩte der Armee.

Auf dem zweiten Hauptgebiet seiner Thätigkeit, dem kolonialen, durfte der Fürst besonders schöne Erfolge sehen. Seiner feurigen Anregung und seiner energischen Willensführung ist die Gründung des ersten Kolonialvereins, der sich in Frankfurt unter Mitwirkung hervorragender Männer bildete, zu danken. In der konstituierenden Versammlung 1882 ward der Fürst Erster Vorsitzender des Deutschen Kolonialvereins und seit der Verschmelzung dieses Vereins mit der Petersschen Gesellschaft für deutsche Kolonisation 1888 Erster Vorsitzender der Deutschen Kolonialgesellschaft, deren Ehrenpräsident er wurde, als er 1895 den Vorsitz niederlegte, um von nun an seine konzentrierte Kraft den Reichslanden zuzuwenden.

Palast des kaiserlichen Statthalters von Elsass-Lothringen in Strassburg

Die Stellung des Statthalters in Elsaß-Lothringen ist eine eminent politische und soziale. Von seiner Thätigkeit in den Parlamenten her und von der Verwaltung seines Großgrundbesitzes hat der Fürst wohl das lebhafte Interesse und die Sachkenntnis in Verwaltungsfragen, die sonst seiner Laufbahn als Offizier und als theoretischer und praktischer Förderer des Kolonialwesens ferner gelegen hätten. In dem Fürsten vereinigt sich ein energischer Wille mit gesunder Intelligenz, frischer Auffassung, geradsinniger Herzensgüte und starkem Pflichtgefühl; er ist eine vertrauenerweckende, zielbewußte, körperlich und seelisch frische und starke Persönlichkeit. Des Fürsten Körperkraft ist gestählt in mannigfachen sportlichen Uebungen, als Reiten und Jagd vor allem, der er in den Hochwäldern des Elsaß und Badens und im Tiroler Hochgebirge, wo er ein Jagdschloß besitzt, mit jugendlichem Feuereifer nachgeht. Ein sonniger Humor, der manchmal den lachenden Uebermut kecker, aber gutherziger Spottlust annimmt, erhellt das durch Berufspflichten mehr den ernsten Fragen des Lebens zugewandte Wesen des Fürsten Hermann zu Hohenlohe-Langenburg.

Der kaiserliche Statthalter von Elsass-Lothringen, Fürst zu Hohenlohe-Langenburg im Kreise seiner Familie

Die Fürstin Hohenlohe, eine geborene Prinzessin von Baden, Nichte des regierenden Großherzogs von Baden, ist eine der gütigsten Erscheinungen, denen man im Leben begegnen kann. Der fürstlichen Ehe entsprossen drei Kinder: Erbprinz Ernst, vermählt seit 1896 mit Prinzessin Alexandra von Sachsen-Koburg und Gotha; Prinzessin Elise, seit 1884 mit Heinrich XVII., Erbprinzen Reuß j. L. vermählt; Prinzessin Feodora, seit 1894 mit Erbprinz Emich von Teiningen vermählt. Ein Familienleben von selten glücklicher Einheit erfüllt den Palast am Lezai-Marnefiastaden in Straßburg mit bewegten und hellen Bildern.

Fürst Hermann zu Hohenlohe, in seiner herben und frischen Kraft und Edelmännlichkeit, sowie seine Familie sind Vertreter des vornehmsten Typus von deutschem Wesen und Wirken und erscheinen als solche besonders glücklich gewählt, an der Spitze eines Landes zu stehen, dessen historische Bestimmung es geworden ist, den deutschen Einheitsgedanken in Wesen und Art zur Erscheinung zu bringen.

Dieser Artikel erschien zuerst 1900 in Die Woche.