Bilder vom Tage 07.04.1900

Der Kaiser und Prinz Heinrich auf der „Deutschland“.

Der alte Kreuzer „Deutschland“, der die Kriegsflagge wohl kaum mehr in fernen Gewässern zeigen wird, hat wenigstens ruhmvoll seine Thätigkeit beschlossen. Er war das erste deutsche Schiff auf dem ein preußischer Fürstensohn als deutscher Admiral nach dem fernen Osten fuhr.

Der Kaiser und Prinz Heinrich im Kreise der Offiziere und Mannschaften der Deutschland nach ihrer Rückkehr aus Ostasien

Obwohl die Mannschaft dort keine Gelegenheit fand, ihre Tüchtigkeit im blutigen Ernst zu zeigen, so haben doch die deutschen Blaujacken durch ihre Strammheit überall im Reich der Mitte Aufsehen erregt, und die mächtigen Formen des Kasemattschiffs das trotz seines Alters noch immer sehr imposant aussieht, erregen nicht minder den Respekt der Chinesen. Als das Schiff jetzt nach mehrjährigem Aufenthalt wieder in den heimatlichen Hafen einlief, wollte sich der Prinz nicht von den Leuten, mit denen er so lange Zeit zusammen gewesen, trennen, ohne ihnen ein dauerndes Andenken zu hinterlassen. Der Kaiser fuhr selbst nach Kiel und ließ sich und seinen Bruder zusammen mit der Mannschaft photographieren. Das Bild ist ein schönes Zeichen des innigen Bandes, das den Kaiser und den Prinzen Heinrich an unsere junge Marine knüpft.

Neue Brückenbauten.

Die neue Rheinbrücke bei Worms

Zwei neue Brücken, die nicht nur reine Nũtzlichkeitsbauten, sondern auch künstlerische Zierden deutscher Ströme bilden, sind in diesen Tagen unter freudiger Teilnahme der Stettiner und Wormser Bevölkerung dem Verkehr übergeben worden und zwar die dritte Oderbrücke in Stettin und die Straßenbrücke über den Rhein bei Worms, von denen besonders die Einweihung der letzteren durch die Gegenwart des Großherzogs von Hessen an festlichem Glanz gewann.

Die neueröffnete dritte Oderbrücke bei Stettin

Die Bauausführung der Wormser Brücke, an deren Gelingen das Hauptverdienst dem Architekten Geh. Baurat Prof. Hofmann und dem Baurat Riepel zusteht, begann im März 1897 und währte bis zum 26. März dieses Jahres.

Geh. Oberbaurat K. Hofmann, Erbauer der neuen Rheinbrücke bei Worms

Als besonders wichtiger Vorzug beider Bauwerke muß ihre künstlerische Ausgestaltung hervorgehoben werden, ein Standpunkt, der bis vor wenigen Jahrzehnten noch als nebensächlich beim Bau von Brücken gegolten hatte.

Einweihung der neuerbauten Strassenbrücke über den Rhein bei Worms durch den Großherzog von Hessen am 26. März

Bilder vom Krieg in Südafrika.

Bilder von Transvaalkrieg – Die Opfer der letzten Kämpfe bei Ladysmith

Einer der Hauptfehler in der Kriegführung der Buren gegen Cord Roberts war die mangelnde Aufklärung und der nachlässige Wachdienst. Die Vorposten bemerkten meist erst die Bewegung des Feindes, wenn er bereits in voller Stärke heranmarschierte und an einen geordneten Widerstand nicht mehr zu denken war. So gelang es Lord Roberts, die Armee unter General Cronje schließlich ganz zu umstellen.

Schützengraben der Buren unter Cronje am Modderfluss
Vorgeschobener Posten der Buren

Die Lage der Buren unter dem vernichtenden Artilleriefeuer des Feindes war verzweifelt.

Gefangenenquartier Cronjes in Simonstown bei Kapstadt

Schließlich flüchteten sie sich vor den Lydditbomben in schnell ausgehobene Höhlungen am Modderfluß, aber auch diese füllten sich bald mit Leichen, so daß die Ueberlebenden das Gewehr strecken mußten. Unter den Gefangenen befand sich auch ein ehemaliger deutscher Offizier, Leutnant von Haister, der nun auch das schwere Los der Gefangenschaft mit den neuen Waffenbrüdern teilt.

Einschiffung der gefangenen Buren von der Armee General Cronjes auf die englichsen Transporterschiffe in Kapstadt

Schwer genug muß es für manchen Buren gewesen sein, von denen viele das Meer noch niemals gesehen hatten, als sie als Gefangene auf die Transportschiffe bei Kapstadt gebracht wurden.

Die dritte Hilfsexepedition des deutschen roten Kreuzes für Transvaal

Auch den Engländern haben die letzten Kämpfe noch viele Opfer gekostet. Um die Wunden des Krieges zu heilen, regen sich aber die Hände in der ganzen Welt. Das deutsche Rote Kreuz hat vor kurzem bereits die dritte Hilfsexpedition entsandt. Die Truppe führt ganz bedeutende Vorräte von Verbandstoffen aller Art mit sich.

König Humbert in der Offizierreitschule von Tor di Quinto.

Uebungen italienischer Offiziere in Tor di Quinto vor König Humbert

Was für die preußische Armee die Reitschule von Hannover, das ist für das italienische Heer die Reitschule von Tor di Quinto. Hier erhalten die Offiziere der berittenen Truppen die letzte Ausbildung in der höheren Reitkunst.

Besuch des Königs Humbert in der Offiziersreitschule von Tor di Quinto

Fast alljährlich besucht König Humbert die Anstalt, und in einen Cyklus von sportlichen Veranstaltungen legen dann die Offiziere Proben ihres Könnens ab. Der Italiener liebt etwas das Exzentrische. Und so will es den nüchternen Beobachter manchmal scheinen, als ob hier in Tor di Quinto Uebungen betrieben werden, die zwar sehr geeignet sind das Publikum in ein angenehmes Gruseln zu versetzen, deren praktische Verwendbarkeit im Feld aber einigermaßen bezweifelt werden muß.

Prinz Heinrich in der Schiffsmodellversuchsstation des Norddeutschen Lloyd.

Prinz Heinrich in der Schiffsversuchsstation der Nordd. Lloyd (Bremerhafen)

Die deutsche Schiffsbaukunst hat sich in kurzer Zeit eine geachtete Stellung in der Welt erobert. Um so mehr muß es wunder nehmen, daß bis vor kurzem in Deutschland keine Station existierte, wo man an kleinen Modellen die Schnelligkeit und Stabilität der künftigen Meeresriesen erproben konnte. Selbst die Modelle des Schnelldampfers „Kaiser Wilhelm der Große“, der durch seine Schnelligkeit alle andern Schiffe der Welt übertrifft, wurden noch in dem italienischen Kriegshafen Spezzia probiert. Erst im Anfang diesen Jahres hat sich der Norddeutsche Lloyd entschlossen, eine derartige Versuchsstation auf eigene Kosten erbauen zu lassen. In diesen Stationen werden Modelle von Schiffskörpern aus Paraffin oder Holz durchs Wasser geschleppt. Die Kraft, die erforderlich ist, das Modell mit einer der wahren Schiffsgeschwindigkeit korrespondierenden Geschwindigkeit zu ziehen, wird mittels eines Dynamometers gemessen und für das Schiff umgerechnet. Indem man verschiedene Modelle auf diese Weise erprobt, findet man das heraus, das sich zum Bau des Schiffes nach seinem jeweiligen Zweck am besten eignet. In der Versuchsstation des Norddeutschen Lloyd macht auch die deutsche Kriegsmarine die ersten Versuche mit ihren Modellen. Prinz Heinrich besichtigte die Station, als er kürzlich nach seiner Rückkehr aus Ostasien der alten Hansastadt Bremen einen kurzen Besuch abstattete.

Münchener Feste.

Das neue Künstlerhaus am Maximmiliansplatz in Münschen, das am 29. März in Gegenwart des Prinzregenten eingeweiht wurde

Unter der Aegide des kunstsinnigen Prinzregenten Luitpold von Bayern, des grossen Herrschers, der sich trotz seiner am 12. März vollendeten 78 Jahre die geistige Elastizität und Frische der Jugend bewahrt hat, hat in der vergangenen Woche die Eröffnung des Künstlerhauses stattgefunden. Der stolze Bau im Renaissancestil, ein Meisterwerk Gabriel Seidls, der eine Hauptzierde der bayrischen Residenz ist, eignet sich wie kein anderer zu prunkvollen Festlichkeiten. Im Innern des von stolzen Zypressen überragten Portals der Hofmauer des Künstlerhauses hielten Pagen in Prunkkostümen, in Allongeperücken und Spitzenkragen, faltigen Wämmsen und Spitzenjabots die Ehrenwache, und durch dieses Spalier, dem Lorbeerhaine und blühendes Buschwerk wirkungsvolle Folie boten, schritt der greise Fürst, umgeben von den Prinzen des königlichen Hauses, um der neuen Heimstätte der Kunst in München, deren wärmster Förderer er ist, den weihenden Eröffnungsgruß zu bieten. Fünf Tage vorher, am 24. März, fand anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Königl. Bayr. Artilleriewerkstätten ein feierlicher Akt statt, dem ebenfalls der greise Regent in Begleitung seines ältesten Sohnes, des voraussichtlichen Thronerben Prinzen Ludwig, beiwohnte. Unser Bild stellt den Augenblick dar, in dem der Prinzregent die Festtribüne verläßt, um die in einer Halle zur Schau gestellte Ausstellung alter und neuer Armeegeräte zu besichtigen. Die königl. Bayr. Artilleriewerkstätten gingen ans der im Jahr 1800 gegründeten Ouvrierskompagnie hervor, die bis 1878 bestand. Aus kleinen handwerksmäßigen Anfängen (zu Anfang des Jahrhunderts standen ungefähr 50 „Ouvriers“ in den spärlichen Werkstätten vor Ambos und Hobelbank) hat sich im Lauf der Jahre das Musterinstitut entwickelt, in dessen riesigen Räumen jetzt an 1200 Arbeiter walten und in denen Dampf und Elektrizität bei Herstellung von Geschützlafetten, Armeefahrzeugen und dem größten Teil der Ausstattungstücke aller Waffengattungen des bayrischen Heers thätig sind.

Das Begräbnis des Geheimrats Nikolaus Dumba,

dessen Tod wir in der vorigen Nummer gemeldet haben, gestaltete sich zu einer imposanten Trauerfeier, an dem die ganze Wiener Bevölkerung teilnahm. Der Verstorbene nahm seit vier Jahrzehnten in der Gesellschaft und in den Kunstkreisen Wiens eine hervorragende Stellung ein. Er war ein wirklicher Mäcen. Nicht eitle Prunksucht, sondern wahre Liebe und Begeisterung zur Kunst waren die Triebfedern seiner Handlungen. Die Summen, die er zur Förderung. der bildenden und der Musik aufwandte repräsentieren ein ganzes Vermögen. Er begründete Makarts Stellung in Wien, indem er ihm große Deckengemälde in seinem Palais in Auftrag gab, und führte den Bildhauer Tilgner als Porträtisten ein. Der Wiener Künstlergenossenschaft schenkte er große Mittel zum Bau ihres Hauses, an dem vorbei nun sein Trauerzug ging. Die Musik dankt ihm eine Sammlung Beethovenscher und Schubertscher Manuskripte, die ohne ihn vermutlich in alle Winde zerstreut worden wären. Kaiser Franz Josef berief ihn ins österreichische Herrenhaus, wo er sich zu den Deutschliberalen hielt und die Stadt Wien machte ihn zum Ehrenbürger.

Begräbnis des bekannten Kunstmäcens Geheimrat Nikolaus Dumba in Wien – Der Zug passiert das Künstlerhaus

Bilder von der Pariser Weltausstellung.

Bilder von der Pariser Weltausstellung – Ansichten der Baulichkeiten vom Trocaderopalast aus

Im Augenblick wo Paris sich zur Eröffnung seiner Ausstellung rüstet, dieser großen Kundgebung der Kunst und des Gewerbefleißes der ganzen Welt, ist es von aktuellstem Interesse einen Ueberblick auf diese ganze riesenhafte Schöpfung zu werfen, die sich am 15. d. M. ingezählten Tausenden erschließen wird. Von unsern Abbildungen ist die eine von der Höhe des Eiffelturmes, die andere vom Trocadero aus aufgenommen. Die zahllosen Paläste, Gebäude, Maschinenhallen nehmen sich wie Riesenspielzeuge um das blinkende Silberband der Seine gruppiert aus.

Bilder von der Pariser Weltausstellung – Panorama von der ersten Plattform des Eiffelturms aus gesehen

Personalien.

Verstorbene

Mit dem Grafen Lerchenfeld-Köfering, dem bayrischen Bundesratsbevollmächtigten und Gesandten, hat sich neuerdings die öffentliche Meinung viel beschäftigt. Es wurde behauptet, seine Stellung sei erschüttert, weil er im Reichstag für den Kunstparagraphen der lex Heinze eingetreten ist, während seine Regierung dazu eine ablehnende Haltung einnehme. Indessen wird offiziös von München aus versichert, daß dieser Vorgang keineswegs den Anlaß bieten werde, den verdienten Staatsmann von seinem Posten abzurufen.

Major von Francois, ehem. Landeshauptmann von Südwestafrika
Adele Sandrock, ehemalige kk Hofburgschauspielerin
Bianka Bobertag (Breslau), namhafte deutsche Schauspielerin

Der Bischof Dr. von Anzer aus Schantung, der in letzter Zeit wieder in Deutschland weilte, ist hier vom Kaiser im Beisein der Staatssekretäre Graf Bülow und Admiral von Tirpitz in längerer Audienz empfangen worden. Er äußerte sich bei dieser, wie bei andern Gelegenheiten dahin, daß ein recht kräftiger diplomatischer Druck das beste Mittel sei, um den Christenverfolgungen in China zu steuern.

Bischof v. Anzer (Schantung) wurde vom Kaiser in Audienz empfangen
Ferdinand Klay, Schornsteinfegermeister in Krefeld feierte sein 50jähriges Jubiläum
Frau Dr. Maria Wilhelmy, bekannte Konzertsängerin

Der zum kommandierenden General des XII. (ersten sächsischen) Armeekorps ernannte Freiherr Max Klemens Lothar von Hausen war bisher Kommandeur der dritten sächsischen Division.

General Frhr. von Hausen, Kommandeur des XII. Armeekorps
Generalin B. von Salmuth (Berlin)
Graf von Lerchenfeld, bayrischer Gesandter in Berlin

Er entstammt einem alten Geschlecht, das früher besonders in Lothringen ansässig war; er selbst ist in Dresden am 1. Dezember 1846 als Sohn des Generalleutnants von Bausen geboren.

Ital. Dichter Gabriele d’Annunzio, Mitglied der italienischen Kammer
Kammers. F. Nachbaur (München) feierte seinen 70. Geburtstag
Leutnant von Haister, wurde mit General Cronje bei der Kapitulation von Pardeberg gefangen

Der Kammersänger Franz Nachbaur, der erste „Walter Stolzing“ der deutschen Bühne, feierte kürzlich seinen 70. Geburtstag. Es verlautet zwar, der berühmte Tenorist, dem noch „braun die Locke glänzt“, habe garnichts von seinem Ehrentag wissen wollen, aber schließlich hat er doch die Ehrungen über sich ergehen lassen.

In Frau Dr. Maria Wilhelmy konnte das Berliner Publikum jüngst eine neue tüchtige Konzertsängerin (Sopranistin) kennen lernen

Unglücksfälle.

Mit der Riesenausdehnung, die unsere modernen gewerblichen Betriebe angenommen haben, ist zugleich die Feuersgefahr gewachsen, zumal wenn Dampf und Elektrizität als Kraftquellen benutzt werden, und die umfassendste Vorsorge kann einzelne Katastrophen nicht verhindern. Nachdem vor kurzem erst in Rirdorf bei Berlin ein großes Warenhaus ein Opfer der Flammen geworden, zerstörte neuerdings wiederum ein großes Schadenfeuer das Gebäude der Gebrüder Alsberg in Oberhausen im Rheinland. Die Feuergefährlichkeit der großen Kaufläden, in denen Waren der verschiedensten Gattungen lagern, trat bei dieser Gelegenheit wieder mit erschrecklicher Deutlichkeit zu Tage; denn, obwohl in verhältnismäßig kurzer Zeit sechs Feuerwehrkompagnien zur Stelle waren, gelang es nicht, den Flammen innerhalb des Hauses Einhalt zu gebieten, man mußte sich vielmehr darauf beschränken, die anliegenden Gebäude zu schützen.

Ein ausgebranntes grosses Warenhaus in Oberhausen (Rheinland)

Aber selbst dies gelang nicht einmal vollständig, da die große Hitze und der sprühende Funkenregen noch mehrere Häuser in Brand setzten, die schweren Schaden litten, wenn auch nicht ganz vernichtet wurden. Die vollständig massive Bauausführung konnte das Warenhaus nicht vor der Zerstörung retten, zwar die riesigen Steinpfeiler stehen noch, aber die Eisenträger haben nachgegeben, so daß die Stockwerke und das Dach in sich zusammenstürzten.

Der eingestürzte Hochofen auf der Heinrichshütte in Hattingen (Westfalen)

Noch beklagenswerter ist ein Unfall, der sich auf der Henrichshũtte zu Hattingen in Westfalen ereignete. Dort stürzte ein Hochofen ein, und in den glühenden Eisenmassen, die sich aus seinem Innern ergossen, fanden fünf Arbeiter, die sich nicht rechtzeitig retten konnten, einen qualvollen Tod.

Dieser Artikel erschien zuerst 1900 in Die Woche.