Das Erbgrossherzogliche Schlösschen zu Prillwitz in Mecklenburg-Strelitz

Eingangsseite

Der in den beigefügten Abbild dargestellte Neubau eines Schlösschens zu Prillwitz wurde in den Jahren 1887 bis 1889 ausgeführt. Das Grossherzogliche Kabinetsgut Prillwitz liegt am Westrande der Lieps, eines rd. 6 qkm grossen Landsees, der durch einen Kanal mit dem stattlichen, von schönen bewaldeten Ufern eingefassten, etwa 10 km langen und durchschnittlich 2 km breiten Tollense-See verbunden ist; letzterer erstreckt sich bis in die Nähe der Stadt Neubrandenburg.

Das Schlösschen ist nur 100 Schritt vom Ufer des Sees entfernt auf einer ungefähr 3,5 m über dem Wasserspiegel belegenen Gartenterrasse und in der Nähe des Gutshofes errichtet, jedoch von letzterem durch eine Parkmauer mit Einfahrts- und Ausfahrtsthor abgetrennt worden.

Dies ist ein historischer Text, welcher nicht geändert wurde, um seine Authentizität nicht zu gefährden. Bitte beachten Sie, dass z. B. technische, wissenschaftliche oder juristische Aussagen überholt sein können. Farbige Bilder sind i. d. R. Beispielbilder oder nachcolorierte Bilder, welche ursprünglich in schwarz/weiß vorlagen. Bei diesen Bildern kann nicht von einer historisch korrekten Farbechtheit ausgegangen werden. Darüber hinaus gibt der Artikel die Sprache seiner Zeit wieder, unabhängig davon, ob diese heute als politisch oder inhaltlich korrekt eingestuft würde. Lokalgeschichte.de gibt die Texte (zu denen i. d. R. auch die Bildunterschriften gehören) unverändert wieder. Das bedeutet jedoch nicht, dass die darin erklärten Aussagen oder Ausdruckweisen von Lokalgeschichte.de inhaltlich geteilt werden.

Der Bauplan ist im wesentlichen auf Grundlage einer vom Hrn. Baron von Biel auf Kalkhorst entworfenen und von Sr. Königlichen Hoheit dem Erbgrossherzog genehmigten Skizze zur Ausführung gelangt, während die weitere Bearbeitung der Entwürfe und die obere Bauleitung dem Unterzeichneten übertragen wurde.

Eingangsseite
Eingangsseite

Die Eintheilung des Gebäudes geht aus den beigefügten Grundrissen hervor. Das ganze Gebäude ist mit einem zwischen eisernen T-Trägern überwölbten, 3 m hohen Untergeschoss versehen, dessen Fussboden durchschnittlich 1,50 m unter Erdgleiche liegt. Im Untergeschoss befindet sich auch ein von Zementringen aufgeführter, 5 m tiefer Brunnen mit Saug- und Druckpumpe für Handbetrieb, durch welchen das auf dem Dachboden aufgestellte Wasserreservoir für die Spülung der Klosets usw. gespeist wird.

Erdgeschoss
Erdgeschoss
Obergeschoss
Obergeschoss
Lageplan
Lageplan

Die Ringwände des Gebäudes sind von gutem Ziegelmauerwerk aufgeführt und in beiden Geschossen aussen mit rothen Siegersdorfer Verblendern bekleidet, während alle Gesimse, Fenster und Thür-Einfassungen von hellgrauem Mehler Sandstein hergestellt sind. Der sichtbare Sockel des Untergeschosses ist mit schlesischen Sandsteinplatten bekleidet. Alle Dächer sind mit grauem englischen Schiefer, zum Theil auch mit Schablonenschiefer eingedeckt. Die Freitreppen, sowie die Treppe am Haupt-Eingang sind von behauenem Granit hergestellt; die Wendeltreppe im Thurm besteht aus hartem Sandstein. Die Haupttreppe im Vestibül ist ganz aus Ulmenholz gefertigt, dessen Textur überall sichtbar gelassen ist; auch die Wände des unteren Treppenhauses sind in ganzer Höhe mit naturfarbenem Holze getäfelt. Das Speisezimmer hat ein 2 m hohes reiches polirtes Panneel von dunklem Nussbaumholz erhalten. Alle äusseren Freitreppen-Geländer, sowie die verzierten Giebel- und Thurmspitzen, die Fenstergitter des Untergeschosses usw. sind aus Schmiedeisen gefertigt.

Gartenseite
Gartenseite

Ausser der Wasserleitung und wenigen anderen Theilen der inneren Ausstattung sind alle Arbeiten von Baugewerksmeistern aus Mecklenburg-Strelitz geliefert; die inneren Einrichtungen (Möbel usw.) durch Giesecke in Neubrandenburg.

Neu-Strelitz, Septbr. 1890. E. Müschen; Grossherzogl.-Baumstr.

Dieser Artikel erschien zuerst 1891 in der Deutschen Bauzeitung.