Das Städtchen Kahla an der Saale im Herzogthum Sachsen-Altenburg hat sich seit Erbauung der Saale-Eisenbahn bedeutend entwickelt und steht namentlich mit der aufblühenden Nachbarstadt Jena in regem, wechselseitigem Verkehr. Die gemeinnützigen und Wohlfahrts-Einrichtungen, welche Jena in so hervorragender Weise auszeichnen, finden auch hier verständnissvolle Aufnahme und Nachahmung.
Als vor mehren Jahren die Anlage eines neuen Friedhofs in Kahla erforderlich wurde, musste auch die Nothwendigkeit geeigneter Baulichkeiten ins Auge gefasst werden. Lange Zeit war man sich jedoch nicht klar darüber, was eigentlich gebaut werden sollte, bis endlich ein energisches Mitglied des Kirchenvorstandes, Hr, Hofkonditor Degen, mit dem Unterzeichneten in Verbindung trat und denselben beauftragte, einen Entwurf auszuarbeiten.
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Es handelte sich um Schaffung folgender Räume:
1. Eines grösseren kapellenartigen Raumes (sog, Parentationshalle) zur Abhaltung der Trauer-Feierlichkeiten,
2. einer Wohnung für den Friedhofswärter, bestehend aus Stube, Kammer, Küche und Keller,
3. einer geräumigen Leichenhalle,
4. einer Remise für den städtischen Leichenwagen.
Diese verschiedenartigen Raumbedürfnisse sollten in einem Bauwerke, welches nach Zweck und Ort einer ernsten Würde nicht entbehren durfte, einheitlich vereinigt werden.
Der aufgrund dieses Programms entstandene Entwurf fand Anerkennung und gelangte unverändert zur Ausführung, welche dem Unterzeichneten gleichzeitig übertragen wurde. Aus dem hier beigegebenen Grundriss ist ohne Erläuterung ersichtlich, in welcher Weise den Programmbestimmungen Rechnung getragen worden ist.
Der Sockel des Bauwerks ist aus heimischem Sandstein, der Stufen-Unterbau aus bayerischen Granit hergestellt. Die Fassadenflächen sind in schlesischen, orangegelben Verblendern, die Gesimse, Giebeleinfassungen, Wimperge usw. in weissem Sandstein ausgeführt. Die Dächer erhielten grün glasirten Ziegelbelag, der namentlich auf der Kuppel von vortreffllicher Wirkung ist. Die Laterne der letzteren wurde aus kupferoxydirtem Zinkblech hergestellt.
Die Halle hat Terrazzo-Mosaik-Fussboden und ein hohes Rabitz-Sterngewölbe erhalten. Die hochgelegenen Fenster der Halle sind mit farbigem Kathedralglas verglast und erfüllen den Raum mit gedämpftem, blau-grünlichen Licht.
Die offenen Vorhallen und die Leichenhalle haben ebenfalls Terrazzo-Fussböden erhalten; die übrigen Räume sind ihrer Bestimmung entsprechend sehr einfach ausgestattet. – Die Gesammt-Baukosten mit allen Nebenanlagen einschliesslich des Architekten-Honorars und der Bauführungskosten haben nur 22 000 M. betragen. Da das Gebäude einen Flächenraum von 225 qm bedeckt, so kostet 1 qm bebaute Fläche noch. nicht ganz 98 M. Der kubische Inhalt beträgt 1550 cbm, wobei die Dächer zur Hälfte eingerechnet sind. Es kostet hiernach 1 cbm umbauten Raumes nur rd. 14 M. Der Bau wurde im August vorigen Jahres in Angriff genommen und Mitte Mai dieses Jahres vollendet.
Jena, im Juli 1897. L. Hirsch, Architekt,
Dieser Artikel erschien zuerst am 28.08.1897 in der Deutsche Bauzeitung.