Die Hochbauten der Müggelsee-Wasserwerke der Stadt Berlin in Friedrichshagen

Architekt: Stadtbaumeister Richard Schultze. Als wir vor einigen Monaten in einem Berichte über den Besuch der Wasserwerke am Müggelsee durch die „Vereinigung Berliner Architekten“ die eigenartige künstlerische Gestaltung besprachen, welche den Hochbauten dieser bedeutsamen Anlage zutheil geworden ist, stellten wir unsern Lesern bereits in Aussicht, unsern Bericht später durch einige Abbildungen dieser Bauten zu ergänzen.

Wir entledigen uns nunmehr des bezgl. Versprechens durch Vorführung mehrer photographischen Aufnahmen, die zwar leider nicht die reizvolle farbige Wirkung der dargestellten Gebäude in ihrer landschaftlichen Umgebung wiederzugeben vermögen, aber doch hinreichen dürften, um das von uns Gesagte zu bestätigen und Fachgenossen, welche zeitweise in Berlin weilen, auch zu einem Besuche der betreffenden Anlage anzuregen.

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In welchem schaffensfreudigen, von den sonstigen amtlichen „Gepflogenheiten“ abweichenden Sinne der verdienstvolle Architekt der Berliner Wasserwerke die ihm gestellten Aufgaben anfasst, dürfte am besten aus dem Umstande erhellen, dass er für die demnächst bevorstehende Erweiterung der vorläufig nur zur Hälfte ausgeführten Anlage auf ihren vollen Umfang nicht etwa daran denkt, der Symmetrie des Grundrisses auch durch einfache Wiederholung der früher gewählten architektonischen Form der Gebäude Rechnung zu tragen. Die letzteren sollen vielmehr – wenn auch im Rahmen der gleichen Bauweise – eine völlig neue und selbständige Gestaltung erhalten.

Beamtenhaus
Oberfläche eines überdeckten Filters mit den Regulirhäusern
Beamtenhaus

Wer erinnerte sich dem gegenüber nicht des Verfahrens, das bei so manchen Ausführungen unserer preussischen Staats-Bauverwaltung eingeschlagen worden ist und wohl noch heute zuweilen eingeschlagen wird. Als ein naheliegendes Beispiel erwähnen wir nur die schablonenhafte Anwendung weniger Modelle für die Wärter-Wohnhäuser, welche die Strafanstalt am Plötzensee bei Berlin umgeben, trotzdem diese Häuser doch zu verschiedenen Zeiten und durch verschiedene Baubeamte zur Ausführung gebracht sind. Noch ärger gesündigt wird vielleicht in der Anwendung von „Normal-Entwürfen“ für die kleineren Hochbauten der Eisenbahnen. Ist es hier doch sogar vorgekommen, dass die für die Kgl. Ostbahn aufgestellten und durchgeführten Normal-Entwürfe später einfach den Bauten einer zweiten Staatsbahn-Linie (Berlin-Blankenheim) zugrunde gelegt worden sind, trotzdem diese eine völlig anders geartete Landschaft durchschneidet!

Dieser Artikel erschien zuerst 1894 in der Deutschen Bauzeitung, er war gekennzeichnet mit “-F.-“