Die Leipziger Ausstellung 1897

Dem ausstellungsreichen Jahr 1896 wird ein Jahr mit weniger zahlreichen Ausstellungen folgen; voraussichtlich wird die umfangreichste derselben die sächsisch-thüringische Industrie- und Gewerbe-Ausstellung sein, welche zu Leipzig abgehalten werden soll.

Man will damit zugleich das Jubiläum der ehemals so wichtigen Leipziger Messe feiern, welche Kaiser Max i. J. 1497 durch erhebliche Privilegien bestätigte.

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Als Ausstellungsplatz ist ein zweiseitig von Wald eingerahmtes Gelände gewählt worden, welches zwischen dem reizenden Johanna-Park und den beiden industriereichen Vorstädten Leipzig-Plagwitz und Leipzig-Schleussig gelegen ist. Es hat die Gestalt eines länglich verzerrten Fünfecks in Grösse von etwa 44 ha welches von dem Wildfluthbett der Pleisse durchschnitten wird. Von der Mitte der Stadt (Markt) ist es nicht weit gelegen, ein Netz breiter Strassen führt von 3 Seiten zu den Haupteingängen. Im Süden liegt in unmittelbarer Nähe die Rennbahn; ein Zweiggleis von der sächs. Staatseisenbahn war leicht herzustellen. Den Verkehr zur Ausstellung werden in der Hauptsache die elektrischen Strassenbahnen zu bewältigen haben; die Gleise der Grossen Leipziger Strassenbahn durch die Hauptringstrasse (Karl-Tauchnitzstrasse) sind lediglich für die Ausstellungszeit eingelegt.

Lageplan der Leipziger Ausstellung 1897

Die Anordnung der auf dem Ausstellungsgebiete zu errichtenden Bauten ist aus beigefügtem Lageplan zu erkennen und so getroffen, dass von dem Haupteingange aus eine breite Allee, das ganze Gelände ziemlich in der Mitte durchschneidend, nach der Industriehalle zu führt. Diese König Albert-Allee wird auch später erhalten bleiben und von der Fluthbett-Brücke aus fortgesetzt werden, sobald Industriehalle (7) und Maschinenhalle (8) mit Zubehör (9) wieder beseitigt sein werden.

Bei Eintritt in den vorderen Theil sollen gärtnerische Anlagen den Besucher erfreuen; rechts ist ein altes Messviertel (2) aufgeführt, eine Nachbildung von Auerbachs Hof und Naschmarkt, wo sich die Messen vornehmlich früher abspielten. Unweit davon befindet sich eine für verschiedene vorübergehende Ausstellungen bestimmte Gärtnereihalle (3), während die Kunsthalle (10), die Landwirthschaftliche Halle (4), das Gebäude für Gas- und Wasser-Industrie (5) die zunächst zu erreichenden Baulichkeiten bilden, an welche sich auf der rechten Seite der Pavillon der Stadt Leipzig (6) und auf der linken Seite die Hauptgastwirthschaft (13) und das Haupt-Café (14) anschliessen. Der mit zum Ausstellungsgebiet geschlagene Theil des städtischen Waldes (die Nonne) wird Gelegenheit bieten zu erfrischenden Spaziergängen, während die um einen Platz gruppirten Restaurants 20-30 und eine Nachahmung der Wartburg 33) zumtheil gleichfalls davon Nutzen ziehen sollen, indem sie so nahe dem Walde errichtet werden, dass der Wirthschaftsbetrieb bis in denselben ausgedehnt werden kann. Von dem Platz aus führt eine überdeckte hölzerne Sprengwerksbrücke zu einem besonderen an die Industriehalle anstossenden Ausstellungstheil, dem „Dorf“, in welchem zumtheil anherversetzte echte oder nachgebildete Baulichkeiten die verschiedenen Gebäudetypen eines thüringischen Bauerndorfes darstellen.

Auf der rechten Seite der Industrie- und Maschinenhalle wird in bescheidenem Umfange ein Vergnügungsviertel errichtet, während kleinere Gebäude für Unterhaltung und Erfrischung, sowie Privatbauten (P) über das ganze Ausstellungs-Gelände verstreut sind.

Da die Längsausdehnung des Ausstellungsplatzes über 1 km beträgt, so schien es angezeigt, auch innerhalb desselben ein Verkehrsmittel einzurichten und es ist deshalb eine Ringbahn mit 7 Stationen (I.-VII.) vorgesehen. Dieselbe soll ein neuartiges System unterirdischer Stromzuleitung für elektrischen Betrieb erproben.

Es steht zu erwarten, dass der von 2 grösseren Wasserflächen belebte Ausstellungsplatz mit seinen Baulichkeiten einen recht hübschen Eindruck gewähren und einen Anziehungspunkt zu fleissigem Besuch aus dem Ausstellungsgebiet wie aus weiterer Ferne im kommenden Sommer bilden wird.

Dieser Artikel erschien zuerst am 16.12.1896 in der Deutsche Bauzeitung. Er war gekennzeichnet mit “N.”

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