Die Villa Toelle in Barmen

Villa Carl Toelle in Barmen

Die Villa Toelle in Barmen liegt in einem alten herrschaftlichen Garten der inneren Stadt. Sie musste in ihrer Anlage grossen gesellschaftlichen Bedürfnissen des musikliebenden Bauherrn genügen und zugleich eine Art Museum sein für die sehr umfangreiche Gemälde-Sammlung und andere Kunstwerke des Besitzers.

Die Gemälde wurden nicht gallerieartig zusammengehalten, sondern im ganzen Hause unter möglichster Berücksichtigung ihrer individuellen Ansprüche vertheilt. Einige besonders grosse Bilder Sascha Schneiders machten die Anlage eines durch zwei Stockwerke gehenden Raumes nöthig. Damit wurde die „Halle“, in der die Treppe zu einer oberen Loggia hinaufführt, zum Ausgangspunkte der Anlage. Sie wurde völlig vom Dienstbotenbetrieb des Hauses abgesondert, eine Nebentreppe vermittelt gleich am Eingange den Verkehr nach Küche, Schlafzimmern und Dachgeschoss; auch kann Geschäftsbesuch, ohne die Halle zu berühren, in das „Entrée-Zimmer“ geführt werden. Trotzdem besitzt das ganze Haus so gut wie gar keinen Gang. Alle Zimmer stehen in Verbindung mit der Halle, die ganz als Wohnraum benutzt wird. Das Speisezimmer ist so gelegt, dass bei Gesellschaften das sogenannte Entrée-Zimmer als Anrichte gebraucht werden kann. Der Hauptraum des Erdgeschosses, der grosse Musiksaal, bedurfte bei seiner Ausdehnung von 13 m zu 7,3 m einer die gewöhnliche überschreitenden Höhenentwicklung; diese ist dadurch erreicht, dass sein Fussboden tiefer gelegt wurde; man tritt von Halle und Speisezimmer nun auf einen erhöhten gallerieartigen Einbau, von dem Treppenstufen hinabführen. Dieser Einbau erleichtert zugleich bei Musikaufführungen die Gruppirung der Zuhörer. – Der Saal ist der Gemälde wegen mit konzentrirtem Seitenlicht beleuchtet; er öffnet sich auf der Fensterseite, mittels einer breiten, brunnengeschmückten Terrasse zum Garten.

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Sämmtliche Räume des Erdgeschosses haben verschiedene, ihren Grundrissverhältnissen angepasste Deckenhöhen; trotzdem entstehen im Obergeschoss keine Stufen und keine Hohlräume. Ueber dem Entrée-Zimmer liegt das vertiefte Becken des Badezimmers. Das Obergeschoss birgt ausser den Schlaf- u. Toilette-Räumen des kinderlosen Ehepaares die Wohnzimmer und Zimmer für die Gäste.

Grundriss
Grundriss
Villa Carl Toelle in Barmen
Villa Carl Toelle in Barmen

Das Aeussere des Hauses ist lediglich auf Gruppierung und Dachwirkang berechnet; die Architekturtheile sind aus Kyliheimer Sandstein, die Flächen rauh verputzt, das Holzwerk grün, das Dach eingedeckt mit Ludovici’schen Schuppenziegeln.

Die Villa Carl Toelle in Barmen. Architekt Fritz Schumacher in Leipzig. Ansicht der Diele
Die Villa Carl Toelle in Barmen. Architekt Fritz Schumacher in Leipzig. Ansicht der Diele

Das Innere, das ganz in der Hand des Architekten blieb, zeigte in der Vorhalle weissen Marmor, in der Halle mattgrün gebeiztes Eichenholz mit vergoldetem Schmiedewerk, im Musiksaal und Speisezimmer Mahagoniholz; ersterer ist von einer elliptischen Tonne mit angetragenem Stuckornament, letzterer von einer Mahagonidecke mit bemalten Zwischenfeldern gedeckt.

Die Baukosten betrugen 116 570 M., wovon 54 200 M. auf den inneren Ausbau kommen. Erbaut wurde das Haus im Jahre 1897/98. – Arch. Fritz Schumacher.

Dieser Artikel erschien zuerst am 22.09.1900 in der Deutsche Bauzeitung.