Ein Entwurf zur Bebauung der Kohleninsel in München

Ein Entwurf zur Bebauung der Kohleninsel in München

Architekt: Theodor Fischer in München.

Das schöne Stückchen Erde, welches gegenüber der Erhardt- und der Entenbach-Strasse in München durch die beiden Arme der Isar, als eine Insel von unvergleichlicher Lage gebildet wird, ist ein heiss umworbener Theil des Münchener Stadtgebietes.

Aus gelegentlichen kleineren Mittheilungen sind die Leser über verschiedene im Laufe der Zeit aufgetauchte Pläne zur Verwerthung des mit dem Namen Kohleninsel belegten Eilandes bekannt geworden. Sowohl die den schnell wachsenden Verkehr mit Aufmerksamkeit begleitenden Kräfte, wie die Kreise, denen die Förderung der Kunst in erster Linie am Herzen liegt, haben in gleicher Weise ihr Augenmerk auf dieses von der Isar umschlossene Gelände gelenkt und es in den Dienst ihrer Zwecke zu stellen versucht. Die auf der Insel entfaltete Anlage der verflossenen Ausstellung von Arbeits- und Kraftmaschinen gab einen Fingerzeig dafür, dass hier, unter Beobachtung künstlerischer Gesichtspunkte, etwas geschaffen werden könnte, was dem Stadtbilde an der Isar zur bleibenden Bereicherung diente. Kein Wunder, dass der bayerische Kunstgewerbe-Verein in München, der vor seinem goldenen Jubelfeste steht und dieses durch Abhaltung einer kunstgewerblichen Jubiläums-Ausstellung begehen will, sein Augenmerk in erster Linie auf die schöne Isar-Insel lenkte aufgrund der günstigen Erfahrungen, welche der Verein bereits mit der von ihm im Jahre 1888 an der Isar veranstalteten deutsch-nationalen Kunstgewerbe-Ausstellung mit dieser Lage gemacht hatte. Unter seinem weitblickenden, von grossen Gedanken erfüllten Vorsitzenden, Professor Friedrich v. Thiersch, und unter der Mitarbeit von künstlerischen Kräften ersten Ranges, wie Theodor Fischer, wurde ein künstlerischer Plan ausgedacht, der nicht mehr und nicht weniger will, als „auf dem so eigenartig herrlichen Platze der Kohleninsel, wie keine andere Stadt in Deutschland einen ähnlichen besitzt, umrauscht von der Isar, mit Alpen als grossartigstem Hintergrund, auf der Insel, die das Bindeglied bildet zwischen dem alten Miinchen und der auf dem rechten Ufer des Stromes malerisch auf den Höhen sich entwickelnden neuen Stadt“, einen Zentralpunkt entstehen zu lassen „für die gewerblichen, kunstgewerblichen und idealen Interessen der Stadt, wie ein ähnlicher kaum irgendwo in der Welt wieder zu finden sein dürfte“. Der grossartige Gedanke ist in einer Denkschrift niedergelegt, der wir im folgenden auszugsweise nachgehen und welcher auch unsere Abbildungen nachgebildet oder entnommen sind. (Denkschrift. Die würdige Ausgestaltung der Kohleninsel und die Jubiläums-Ausstellung des Bayrischen Kunstgewerbe-Vereins. Druck und Verlag von R. Oldenbourg in München und Leipzig. 4°.)

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Die Denkschrift erörtert zunächst den Gedanken der Jubiläums-Ausstellung. „Eine vorübergehende Ausstellung, deren Werth durch die frische Erinnerung an all’ das, was in Paris zu sehen und zu lernen war, noch beeinträchtigt wurde“, erschien den leitenden Männern des Vereins nicht genügend. Sie vertraten die Ansicht, dass die Jubelfeier die Grundlage zu Werken geben müsse, die das Kunstgewerbe Münchens nachhaltig unterstützen, ihm zum dauernden Ruhme gereichen und die Stadt „für lange, lange Zeit hinaus zum Mittelpunkt des deutschen Kunstgewerbes“ machen.

Ein Entwurf zur Bebauung der Kohleninsel in München
Ein Entwurf zur Bebauung der Kohleninsel in München
Projekt zur Bebauung der Kohleninsel in München. Lageplan
Projekt zur Bebauung der Kohleninsel in München. Lageplan

Die Ausstellung soll für den Verein die Veranlassung sein, dauernde Erziehungs-Einrichtungen zu schaffen. Daher soll von der Errichtung vorübergehender Ausstellungs-Gebäude, abgesehen werden, welche grosse Summen verschlingen, die ohne Nutzen verloren sind. Es wird erwähnt, dass die Emanuel Seidl’schen Bauten der Ausstellung des Jahres 1888 600 000 M. und die Palastbauten der Kraft- und Arbeitsmaschinen-Ausstellung auf der Kohleninsel 700 000 M. verschlungen hätten. „Wenige Jahre darauf sind sie spurlos vom Erdboden vertilgt, und mit ihnen sind auch alle Zeugen warmen Kunstempfindens, selbstloser Arbeit und materieller Opfer“ verschwunden. Daher erscheint es der Denkschrift vernünftiger, dauernde Gebäude zu errichten, die nach der Ausstellung verwendet werden können als Räume für ein Gewerbe-Museum, für Handwerkerschulen, für Zunft- und Genossenschafts-Häuser, welche die Mittel- und Einigungspunkte, die Berathungs- und Geschäftsräume für die wirthschsftlichen Interessen und die Versammlungsorte für das Gewerbe bilden. In dieser Vereinigung der gewerblichen Einrichtungen auf einem Punkte „würde eine wirthschaftliche und kunstgewerbliche Triebkraft geschaffen werden können, wie sie keine Stadt der Welt mehr besässe.“

Projekt zur Bebauung der Kohleninsel in München
Projekt zur Bebauung der Kohleninsel in München
Haupt-Zugang zu der gesammten Anlage. - Architekt Theodor Fischer in München
Haupt-Zugang zu der gesammten Anlage. – Architekt Theodor Fischer in München

Die von diesem Hauptgedanken geleitete Bebauung ist nun in der Weise gedacht, dass von der im Zuge der ausserordentlich verkehrsreichen Zweibrückenstrasse liegenden Brücke aus der Haupteingang zu der gesammten Anlage geschaffen wird. „Von der Nordseite eintretend durch ein breites Thor, stehen wir auf einem weiten, steinbelegten Platz, der uns erinnert an die herrlichen Marktplätze der norditalienischen iınd südtirolischen sowie mancher altbayerischen Städte.

Projekt zur Bebauung der Kohleninsel in München
Projekt zur Bebauung der Kohleninsel in München

Brunnen und Monumentsäulen schmücken denselben, und die verschiedenartigsten malerischen Bauten mit offenen Lauben oder Säulenhallen geben ein in sich abgerundetes vornehmes Bild. Nicht Zinshäuser, wie sie in jeder beliebigen Strasse erstehen können, sondern Bauten, die, nutzbringend und erfreulich zugleich, dauernd einen Schmuck des Geländes bilden und dem eigenartigen Landschaftsbilde sich anschliessen.“ Auf letzteren Punkt wird ein Hauptwerth gelegt. Nach dem Lageplan nun zerfällt die vorgeschlagene Bebauung in 3 Gruppen. Gruppe I hat die Bestimmung einer Zentralstelle für Gewerbewesen. Ihr sind die Gebäude A bis F dienstbar. A ist ein Bibliotheks-Gebäude mit Vortragssaal, Lesezimmer usw.; B enthält eine bautechnische Abtheilung mit angegliederter Steinmetzschule (C). Eine kunstgewerbliche Abtheilung mit Ausstellungsräumen und Werkstätten ist in einem grösseren Gebäude D eingerichtet gedacht; E soll cene technologische Abtheilung für Arbeitsmaschinen, Chemikalien usw. enthalten und das Schlussgebäude dieser Reihe F, vielgestaltig gruppirt, eine Malschule und eine photographische Schule. In dieser Zusammensetzung ist die nördliche Baugruppe für sich zusammengeschlossen. Die südöstliche Baugruppe enthält die Gebäude der II. Gruppe und zwar unter G und H Gemeindehäuser, wie Arbeitsamt, Wehramt, Post, städtische Sammlungen usw., während die Bauten K bis N Zunfthäuser und Fachschulen bilden sollen. Die III. Gruppe enthält unter O bis Q das Stadthaus mit seinen Nebengebäuden, das Ganze an einer freien Platzanlage errichtet und durch besondere Brücken mit der Möglichkeit durchgehenden Verkehres zugänglich.

Aeusseres des Stadthauses
Aeusseres des Stadthauses
Inneres des Stadthauses
Inneres des Stadthauses

Ein besonderes Kapitel geht auf die Bestimmung der einzelnen Bauten näher ein. Der Umstand, dass dieselben zunächst einer Ausstellung dienen, verleiht dieser Frage einen völlig neuen und eigenartigen Charakter. Es können in natürlicher Weise geschlossene Räume mit ungesuchter Innenwirkung erzielt und es kann „die ganze Kunst im Handwerk zum ersten Male als die wirkliche Schwester der Baukunst“ vorgeführt werden. Die Denkschrift glaubt, dass wenn auch die Bauten zunächst Ausstellungszwecken dienen und in ihrer inneren Eintheilung dementsprechend angelegt und mit einander verbunden werden müssen, die Anlage trotzdem ohne weitere erheblichere Mittel den zukünftigen Zwecken als Museum, Fachschulen, Genossenschafts- und Innungshäusern dienstbar gemacht werden könne. Das Gewerbemuseum soll dabei so eingerichtet sein, dass es dem gesammten Kleingewerbe Münchens alle jene Vortheile bietet, die in der Kenntniss der Materialien, Maschinen und Werkzeuge, sowie der verschiedenartigsten Herstellungs-Methoden von Erzeugnissen fremder Länder liegen. Die hohe Entwicklung des Fachschulwesens in den übrigen deutschen Staaten und im Auslande zwingt auch Bayern, mit der Ausbildung der gewerblichen Erziehung schnellere Schritte einzuschlagen. Da die Ausgestaltung des Fachschulwesens hauptsächlich von der Raumfrage abhängig ist, so bezweckt der inrede stehende Plan, den Fachschulen und Lehrwerkstätten ausreichende Räume zur Verfügung zu stellen. Die Denkschrift glaubt, dass wenn zunächst auch nur ein Theil des Gesammtplanes zur Ausführung gelangte, etwa so weit, wie er sich für die geplante Ausstellung als unumgänglich nöthig erweist, dass dann mit Schluss der Ausstellung sämmtliche zur Verfügung stehende Bauten bis auf den letzten Raum von Gewerbe-Museum und Fachschulen allein besetzt sein werden. Wird nun auch der östliche Theil des Planes ausgeführt, fällt die auf dem Gelände heute noch stehende alte Artilleriekaserne, so können Räume geschaffen werden für die Niederlassungen der Genossenschaften und Innungen. „Wenn unter dem Einfluss des Kunstlebens unserer Stadt studentische Verbindungen mit keinem anderen Zwecke, als dem des geselligen Zusammenschlusses, sich eigene Heimstätten zu gründen den Muth haben und mit reizvollen Fassaden ihre Versammlungsorte zieren, so dachten wir, wäre es keine so übertriebene Sache, wenn auch gewerbliche Verbände sich ein eigenes Heim für ihre ernsteren Zwecke schaffen würden“. Was die Zunfthäuser der Alten, das sollen die Handwerkerhäuser dem Handwerk unserer Tage sein. In ihnen wäre ausser den Fachschulräumen alles unterzubringen, was zur Hebung des Handwerkes erstrebenswerth erscheint: Sitzungszimmer und Archive, Fachbibliotheken, Vorbilder- und Rohstoffsammlungen, Auskunftshallen und Exportmusterlager, Werkzeuge und Arbeitsmaschinen usw. Diese Heimstätten des Handwerks aber sollen nicht blos materiell wirthschaftliche, sondern auch eine ideale Bedeutung haben. Dem Kunst- und Nutzhandwerk wäre durch alle diese Anlagen eine Stätte bereitet, „von der aus für alle Zeiten nicht nur die Interessen des Handwerks, sondern auch grosse Interessen der Stadt eine Pflege erfahren könnten, um die uns tausende von grossen, aufstrebenden Gemeinden beneiden würden“.

Das Stadthaus
Das Stadthaus
Das Stadthaus. - Grundriss
Das Stadthaus. – Grundriss

Gleichzeitig damit könnte auch die Frage des Stadthauses, die schon seit Jahrzehnten auf der Tagesordnung steht, gelöst werden. München besitzt nach der Denkschrift keinen Saal, in welchem Aufgaben idealer Natur, die in grossen Versammlungen und Kongressen behandelt werden, losgelöst von den Interessen eines privaten Saalbesitzers berathen werden könnten. Deshalb glaubt der Kunstgewerbe-Verein mit der Aufnahme des Gedankens eines Saalbaues in den Gesammtplan keine überflüssige Anregung gegeben zu haben. Bei dem Entwurf sind im Inneren des Gebäudes keine prunkvollen Säle gedacht, sondern nur ausgedehnte, hohe und mit den nothwendigen Nebengelassen versehene, in vornehmer Einfachheit wirkende Räume, welche den verschiedenen Zwecken leicht angepasst und wechselnd dekorirt werden können.

Ueber die nach diesen Gesichtspunkten geplanten Gebäude, ihre Anlage und ihre architektonische Ausgestaltung geben unsere Abbildungen, die in den folgenden beiden Nummern noch ergänzt werden sollen, ein anschauliches Bild. Auf den wirthschaftlichen Theil des grossartigen Planes, auf den wichtigsten Theil, wollen wir nach den Ausführungen der Denkschrift im Schlussartikel zurückkommen.

(Schluss folgt.)

Ein Entwurf zur Bebauung der Kohleninsel in München.

(Schluss.)

Bei der Finanzirung des Entwurfes sind, obwohl eine ausreichende Verzinsung der aufgewendeten Kapitalien herausgerechnet ist, in erster Linie ideale Interessen, in den Vordergrund gerückt. Ebensowenig wie man beim Bau von Kirchen, gelehrten Schulen und ähnlichen Unternehmungen ziffernmässig nach der Verzinsung fragen dürfe, ebensowenig dürfe dies auch bei dem inrede stehenden Unternehmen geschehen. Was man mit einem würdigen Stadthause, mit Ausstellungs- und Versammlungsräumen, mit Gewerbe-Museum und Mustersammlungen, mit Fachschulen und Innungshäusern, mit Erhaltung und Ausgestaltung der architektonischen und landschaftlichen Schönheit eines einzig dastehenden Platzes wolle, das gehöre allen, die in München arbeiten und vorwärts streben, und es solle sich bezahlt machen als Bildungsmittel für Jugend und Erwachsene, als Kräftigungsmittel im Kampfe der Konkurrenz, als Mittel zur hebung Münchens als Kunststadt. Da nun aber jeder Idealismus zu seiner Entfaltung doch auch einer materiellen Basis bedarf, so ist unter Rücksicht auf die den Plan beeinflussenden Faktoren – Gemeinde, Kreis und Staat – ein Finanzplan ausgearbeitet worden, der bei einem Gesammtaufwand von etwa 4 Mill. M. und „bei Gewährung der bescheidenen Zuschüsse, die wir nach Maassgabe der Förderung anderer gewerblicher Unternehmungen durch Staat und Kreis erwarten“, eine Verzinsung des aufzubringenden Baukapitales bis zu einer Höhe von 4-4 ½ % verspricht.

Baugruppe des Gewerbe-Museums
Baugruppe des Gewerbe-Museums

In erster Linie ist an dem gesammten Plane die Stadtgemeinde betheiligt. Ihr werden nach der Denkschrift keine übermässigen materiellen Opfer zugemuthet, „ja weniger, als sie ohnehin aufwenden muss, wenn sie für Fachschulen sorgen, ein Gewerbe-Museum unterstützen und den Gedanken eines Saalbaues ernstlich ins Auge fassen will – lauter Fragen, die in der nächsten Zeit immer unaufhaltsamer einer Lösung entgegentreiben werden“. Die Aufbringung des Baukapitals wird von der Gemeinde, die nicht die Interessen eines Bankinstitutes habe, erwartet. Sie würde auch Bauherr und Besitzerin sämmtlicher Neubauten bleiben, da sie schon das Gelände der Kohleninsel besitzt. Zu der kommenden Ausstellung werden zunächst nur errichtet die gewerbliche Zentralstelle und die Gemeinde- und Zunfthäuser. Die Verzinsung des für sie aufzuwendenden Baukapitales wird durch die Platzmiethen für die Musterlager und durch Staats- und Kreiszuschüsse von mässiger Höhe erwartet. Die Verzinsung des später zu errichtenden Stadthauses wird, da in München das Bedürfnis nach einem würdigen Saalbau sehr gross ist, nach dem Vorbilde der Saalbauten anderer Städte in Rechnung gezogen. Auch die Rentabilität der Bauten auf der Ostseite des Platzes (Wehramt, Arbeitsamt usw.) wird, obwohl Erfahrungen hier noch nicht vorliegen, in befriedigender Weise erwartet, sodass die Leistung der Gemeinde nur in der Harausgabe des Bauplatzes bestehen würde. Nun rechnet man aber auch damit, dass das Ausstellungs-Unternehmen selbst, da die Erbauung besonderer Ausstellungs-Gebäude in Wegfall kommt, einen nicht unbeträchtlichen Ueberschuss, etwa 300 000M., ergeben dürfte und es würde ausserdem der Stadt die Einrichtung eines besonderen Fachschul-Gebäudes mit einem Aufwande von etwa 200 000 M. erspart bleiben.

Ansicht der Zentralstelle für Gewerbewesen
Ansicht der Zentralstelle für Gewerbewesen

Diese 500 000 M. sind bei den Erörterungen über die finanziellen Aussichten des Projektes wohl in Rücksicht zu ziehen. Auf der Grundlage dieser Berechnungen erscheint dem Bayerischen Kunstgewerbe-Verein das ohne Zweifel grossartige und im Schoosse des Vereins volle Zustimmung findende Unternehmen ohne übermässige Kosten durchführbar und, soweit sich die Stimmung der Oeffentlichkeit dem Plane gegenüber geäussert hat, findet er auch hier allseitig warme Anerkennung. Natürlich hat es, wie bei allen in den ersten Stadien stehenden Fragen, nicht an idealen Schwärmern gefehlt, welche auf der Kohleninsel lieber eine Akropolis aufgethürmt gesehen hätten, eine Art pathetischen Denkmales der modernen Arbeit etwa in dem phrasenreichen französischen Sinne der Weltausstellungssprache. Einem solchen Gedanken gegenüber aber bedeutet doch der in gemessenen Grenzen sich haltende, auf dem Boden einer gemüthvollen Heimathkunst stehende Entwurf von Theodor Fischer, mag man auch mit dieser oder jener Einzelheit vor der weiteren Durcharbeitung nicht einverstanden sein, den reiferen Standpunkt eines nationalen Künstlers, in welchem sich eine feinsinnige Auffassung deutscher Eigenart mit kluger Erwägung des Erreichbaren paart. So bietet auch die Personenfrage eine ausreichende Gewähr für das Gelingen des schönen Planes, wenn, was wir hoffen, die maassgebenden Faktoren sich zu seiner Ausführung entschliessen sollten.

Dieser Artikel erschien zuerst am 14. & 21.04.1900 in der Deutsche Bauzeitung, er war gekennzeichnet mit „H.“.