Hundedenkmäler in Paris

Denkmal für Leda in Gestalt einer Hütte

Eine Stadt, in der die Liebe zu den Wauwaus dahin geführt hat, daß mehrere Schneiderateliers entstehen konnten, die sich ausschließlich der Herstellung von Hundetoiletten widmen, als da sind: Hemden, Morgenanzüge, Schlafröcke, Reise-, Promenaden- und Seebadkostüme, Paletots usw., und tatsächlich sich als „Hoflieferanten verschiedener Höfe“ berechtigterweise bezeichnen dürfen, mußte auch für den ewigen Schlummer ihrer Lieblinge noch ein übriges tun.

Und so entstand der Pariser Hundefriedhof, der bei den Brücken von Clichy Asniéres, anschließend an die drei Friedhöfe der Katzen, Vögel und verschiedener anderer Tiere, seinen Platz gefunden. Je nach der Lage und der Größe des beanspruchten Raumes kann ein den besseren Ständen angehöriger Hund dort für 5 bis 200 Franken seine letzte Ruhestätte nach vielbebelltem Leben finden. Daß ein Bedürfnis für diese Schöpfung vorlag, die den einstigen Besitzern und Besitzerinnen der verschiedenen Dollys, Karos, Flocks und Fifis gestattet, das Andenken ihrer vierfüßigen Freunde dauernd durch Blumenspenden zu ehren, muß demnach wohl angenommen werden. Schon Zarin Katharina II. die sonst an keinem Uebermaß von Sentimentalität litt, ließ ihrem Jagdhund Rogerson ein Mausoleum erbauen, in neuerer Zeit war es unter andern auch die verewigte Königin Viktoria, die im Park zu Windsor mehrere Denkmäler zu Ehren der dort begrabenen Hunde des Prinzgemahls Albert errichten ließ, und auch Gladstone der berühmte englische Staatsmann, widmete seinem verstorbenen Lieblingshund Petz einen mit einer Inschrift geschmückten Marmorblock. Der Pariser Hundefriedhof, nach dem Muster des im Londoner Hydepark befindlichen angelegt, weist eine Anzahl solcher Denkmäler auf, von denen wir einige in den beigefügten Abbildungen wiedergeben.

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Das erste unter ihnen, ist dem Andenken von „Petit Mignon“ geweiht, der, wie die Inschrift des Grabsteins besagt, nichts gewesen als ein armer, harmloser Hund und dennoch in der Blüte seiner Jahre einem „zivilisierten Wilden“ zum Opfer fallen mußte!

Reliefdenkmal für Petit Mignon
Reliefdenkmal für Petit Mignon
Ein Steindenkmal für Lowki
Ein Steindenkmal für Lowki
Jack
Jack

Von Künstlerhand gemeißelt, verkörpert das Denkmal auf S. 2211 die edle Gestalt eines zu früh dahingeschiedenen Jack, während die Grabstätte die die sterblichen Reste der einst vielgeliebten weißen Leda birgt, einem Knusperhäuschen gleicht, das ein marmorierter Betthimmel vor den Unbilden der Witterung schützt.

Mit ehernen Lettern kündet eine Tafel der Mit- und Nachwelt an, wo Tosca ruht, die trotz ihres weiblichen Namens von männlicher Art gewesen sein muß, und von deren Liebreiz eine Photographie Kunde gibt, die sich zu Häuptern dieser letzten Ruhestätte in einem Glasschrein befindet, der auch das Halsband birgt, das einst ihre zarte Kehle umschloß.

Loulous Marmordenkmal
Loulous Marmordenkmal
Tosca-Denkstein
Tosca-Denkstein

Lowki hieß der treue Freund, dem sein Herr einen schlichten Stein von eigenartiger Form dedizierte, und der mit der Pracht kontrastiert, mit der man Loulous Andenken durch ein Denkmal von weißem Marmor ehrte. Daß er diese Ehrung verdiente, beweist die Zuschrift, in der eine Mutter dem treuen Vierfüßler ihren Dank sagt für die Rettung ihres Kindes, das er von dem Tod des Ertrinkens gerettet. Daß das brave Tier, als es die Lebensrettung vollzog, erst neun Monate alt war und eine gebrochene Pfote besaß, erhöht die Größe dieser Tat.

Denkmal für Leda in Gestalt einer Hütte
Denkmal für Leda in Gestalt einer Hütte

Von ihm kann man mit Recht sagen, was einst ein Misanthrop beim Tod seines vierfüßigen Freundes tränenden Auges sprach: „Dieser Hund war mehr wert als mancher Mensch!“ –

Dieser Artikel erschien zuerst in Die Woche 49/1903.