Javanische Tänzerinnen auf der Weltausstellung in Paris

Javanische Tänzerinnen auf der Weltausstellung in Paris

Ein Fülle des Sehenswerthen und Eigenartigen bietet die Kolonialausstellung auf der Invaliden-Esplanade, die einen der vier Haupttheile der Pariser Weltausstellung (vergl. Heft 26 des Jahrganges 1889) bildet.

Ein Hauptanziehungspunkt derselben ist das von dem niederländischen Ausstellungscomité erbaute javanische Dorf (Kampong) mit 60 Eingeborenen, darunter 20 Frauen. Von diesen Bewohnern der Insel Java, der reichsten und kultivirtesten des ostindischen Archipels, sind 32 aus dem wegen seines Kaffees berühmten Preanger Gebiete, 11 aus Batavia, der Hauptstadt des Landes, und 17 aus der westlichen Provinz Bantam. In und vor den Hütten sehen wir hockende Männer und Frauen aus dem Bambusrohre die mannigfaltigsten Gegenstände fertigen, zierliche Strohhüte werden aus Reisstroh geflochten, die Frauen bereiten an den primitiven Herden das Mahl und in dem Tanzhause führen reich in bunte Seide mit goldenem kronenartigem Kopfputze gekleidete Mädchen von zierlichem Wuchse einen Tanz (siehe unser Bild) auf, der Schaaren von Schaulustigen anzieht.

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Dieser Tanz entpricht jedoch ganz und gar nicht dem, was wir unter dieser Bezeichnung verstehen, sondern besteht vielmehr nur aus einem Hintereinanderschreiten im Kreise mit merkwürdigen Biegungen und Drehungen der Arme und Hände und einem unaufhörlichen Spiele mit den langen Enden der Gürtelschürzen. Die Musik, nach welcher diese Tänzerinnen ihre Bewegungen ausführen, wird durch Schlagen von ziemlich rein gestimmten Metallgefäßen erzeugt. Die Melodien sind einförmig und erinnern an die chinesische Weise, welche Weber in seiner Turandot-Ouvertüre benutzt hat.

Javanische Tänzerinnen auf der Weltausstellung in Paris
Javanische Tänzerinnen auf der Weltausstellung in Paris

Auf derselben Bühne werden auch die Wajang vorgeführt – äußerst kunstvoll hergestellte Marionetten, mit denen alte Legenden und sagenhafte Königsgeschichten dargestellt werden, und die wir im Hintergrunde unseres Bildes an der Wand aufgestellt sehen.

Dieser Artikel erschien zuerst in Heft 5/1890 des Das Buch für Alle.