Landhaus Schmidt bei München

Landhaus Schmidt bei München

Arch.: Mart. Dülfer in München.
Das auf einem Hügel am linken Isarufer liegende Landhaus Schmidt bei München, zu dessen Ansichten und Grundrissen wir nur wenig zur Erläuterung hinzuzufügen haben, kann als ein interessantes Beispiel für das Bestreben der Münchener Architektur gelten, die werthvollen Eigenschaften des Bauernhauses, seine Farbenfreudigkeit, seine Wahrheit im Aufbau usw. auf das städtische Landhaus zu übertragen.

Zu dieser Wahrheit gehört es unter anderem auch, dass bei dem modernen Landhause auf alle die Bildungen verzichtet wird, die aus anderen Gebäudearten auf uns überkommen sind und in der Wohnlichkeit eine Rolle nicht spielen.

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Thürme und hochgelegene Aussichtsterrassen, die dem Festungsbau und der Anlage grosser adeliger Herrensitze entnommen sind, können beim modernen Landhause wohl entbehrt werden, denn die Bewohner des Hauses wollen die Schönheiten einer Gegend im täglichen Verkehr mit der Natur und ohne Mühe geniessen, und nur in örtlichen Ausnahmefällen sind Anordnungen zu treffen, welche den Naturgenuss trennen von der Behaglichen Wohnlichkeit.

Landhaus Schmidt bei München
Landhaus Schmidt bei München

Der durch die freie Lage des Landhauses ermöglichte Naturgenuss bedingt Form und Lage der Fenster, beide richten sich somit nach den örtlichen Bedingungen des Hauses, und beide sind so zu wählen, dass sie aus der Landschaft möglichst günstige Bilder ausschneiden.

Grundriss
Grundriss

In der äusseren Erscheinung zeigt das Landhaus Schmidt den Fachwerkbau in Verbindung mit dem Putzbau, beide in malerischer Weise und mit ungebrochenen Farben behandelt, welche der Einfluss des Wetters abzustimmen berufen ist, wenn die Patina der Jahre die ursprüngliche Grundfarbe in eine Skala von Untertönen zerlegt hat. Der Verputz ist durch verschiedenartige Flächenbehandlung zu lebendiger Wirkung gebracht, das Dach ist mit rothen Bieberschwänzen gedeckt, das Holzwerk ist schwarzbraun getheert, die Fenster sind weiss gehalten, die Thüren bestehen aus geöltem Eichenholz. Die reichen Gitter sind kornblumenblau gestrichen, durch Vergoldung aufgehöht und durch grüne und rothe Lasuren abgestimmt. Grün sind auch die Dachrinnen und die Abdeckungen der Giebelmauer. Das Dach springt weit vor, es soll das Haus und die offenen Sitzplätze schützen. Je einfacher seine Gestalt, desto besser schützt es gegen den Einfluss der Witterung. Es soll die Möglichkeit gewähren, auch dann im Freien zu sitzen, wenn die Witterung einen Aufenthalt im Garten nicht erlaubt.

Landhaus Schmidt bei München
Landhaus Schmidt bei München

Zu erwähnen wäre, dass auf Wunsch des Bauherrn durch Zumauern der Oeffnung an der Diele bei a das Haus zu einem Zweifamilienhause, Erdgeschoss und Untergeschoss für die eine, Ober- und Dachgeschoss für die andere Familie, gemacht werden kann.

Haus Schmidt kostete 58 000 M. oder 22 M. für 1 cbm umbauten Raumes, gemessen von der Kellersohle bis zur Kehlbalkenhöhe. –

Dieser Artikel erschien zuerst am 08.01.1902 in der Deutsche Bauzeitung.