Schloss und Schlosspark in Bergedorf bei Hamburg

Das Schloss in Bergedorf bei Hamburg

Vortrag von Hr. Wolff im Arch.- und Ing.-Verein zu Hamburg. Vers. am 4. Okt. 1901
Das Gebäude bildet eines der im Hamburgischen Gebiete nur sehr spärlich vorhandenen Baudenkmale aus dem Mittelalter, indem dessen Erbauung bis in das 13. Jahrhundert als einer Grenzfeste gegen feindliche Ueberfälle zurückreicht. Nach einem erschöpfenden historischen Rückblick erwähnt Redner, dass das „Amt und Städtchen Bergedorf“ mehrere Jahrhunderte hindurch den Hansestädten Lübeck und Hamburg gemeinsam gehört, und dass das Schloss zuletzt als Wohnsitz des von Lübeck und Hamburg abwechselnd ernannten Amtsverwalters von Bergedorf gedient habe. Nachdem im Jahre 1867 Lübeck seinen Besitzantheil an Hamburg abgetreten hatte und der letzte Amtsverwalter 1875 abgezogen war, verfiel die Umgebung des Schlosses in eine Art „Dornröschenschlaf“, obschon in dem Gebäude die landherrschaftliche Verwaltung der Magistrat und das Amtsgericht ihre Geschäftsräume hatten.

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Das Bedürfniss einer Vergrösserung der letzteren gab den Anstoss zu einem umfassenden Umbau, indem auf Betreiben des verstorbenen Oberingenieurs F. A. Meyer im Jahre 1897 anstatt eines Neubaues die Wiederherstellung des alten historischen Bauwerkes und die Umwandlung des verwilderten Gartens zu einer schmucken öffentlichen Parkanlage beschlossen wurde; für erstere waren 129 000 M., für letztere 15 000 M. bewilligt. Die Ausführung wurde alsbald unter Meyers Leitung nach den Entwürfen des Vortragenden in Angriff genommen. Redner schildert an Hand einer reichhaltigen Ausstellung vortrefflicher Zeichnungen sowohl den alten Zustand, als den Umbau des Schlosses und die mit Liebe durchgeführte Gestaltung der Parkanlagen. Die Wiederherstellung des einen hübschen Innenhof umschliessenden Bauwerkes ist ganz im Charakter der alten Bauweise aus der Zeit der Erbauung erfolgt; die neuen Fassaden sind demgemäss in schlichter frühgothischer Backsteinarchitektur gehalten.

Das Schloss in Bergedorf bei Hamburg
Das Schloss in Bergedorf bei Hamburg

Für die innere Ausstattung mit Mobiliar usw. und für elektrische Beleuchtung wurden nachträglich noch 34 000 M. bewilligt. Bemerkenswerth bei der Ausstattung der Räume ist die Wiederherstellung des „Landherrenzimmers“, das als Geschäftsraum für den als „Landherr“ fungirenden Hamburgischen Senator dient, und im „Vierländer Stil‘ nach Zeichnungen des Malers O. Schwindrazheim als eines der besten Kenner dieser Bauernkunst hergestellt wird.

Dieser Artikel erschien zuerst am 23.12.1901 in der Deutsche Bauzeitung, er war gekennzeichnet mit „Mo.“