Schmuggler auf dem Gardasee, vom Zollwachtschiff überrascht

Schmuggler auf dem Gardasee, vom Zollwachtschiff überrascht

Die eigentümlichen Grenzverhältnisse am Gardasee haben ein verwegenes Schmuggelsystem zur Entwicklung gebracht. Bei weitem der größte Teil des Sees ist italienisches Gebiet, nur das nördliche Ende mit den Ortschaften Riva und Torbole gehört zu Tirol. Sowohl im Osten wie im Westen ist dort, wo Oesterreich und Italien zusammenstoßen, das steil aufsteigende Ufer unwegsam.

Die Verbindungswege den Grenzortschaften führen hoch über das Gebirge, und ein direkter Verkehr ist ausschließlich nur zu Wasser möglich. Das Schmugglertum, das von Tirol her in dieser Gegend in Blüte steht, ist infolgedessen auch auf den Wasserweg angewiesen.

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Schmuggler auf dem Gardasee, vom Zollwachtschiff überrascht
Schmuggler auf dem Gardasee, vom Zollwachtschiff überrascht

Die Mühe, schwere Lasten auf dem Rücken über die rauhen Berge zu schleppen ist um so weniger ratsam, als alle gangbaren Wege dort oben von Grenzwachtposten besetzt sind. Aber eine dunkle stürmische Nacht ein günstiger Nordwind, ein festes schnelllaufendes Boot das sind Erfolg verheißende Bedingungen für den Abenteurer, der da unten sein kühnes und nach seinem Sinne wohlberechtigtes Handwerk treibt. Die Hauptgegenstände des Schmuggels sind Tabak, Spirituosen, Zucker und andere Kolonialwaren, die in Italien alle unverhältnismäßig teuer sind. Die Schmuggler benutzen mit Vorliebe lange Fischerboote, welche sich gut rudern lassen und auch vor dem Wind leicht segeln, denn stets haben sie zu gewärtigen, daß sie während der Fahrt von den Zollwachtschiffen, welche die Steuerbehörde Italiens auf dem See unterhält, entdeckt werden. Diese Boote sind kleine, schnelle Dampfer aus Eisen vom Typus der Torpedoboote und werden von Marinetruppen bedient. Limone am Westufer des Sees ist ihre Station. Ein solcher „Jäger“ kreuzt nun die ganze Nacht im Grenzrevier von einem Ufer zum andern und durchsucht mit seinem gewaltigen Scheinwerfer die Wasserfläche und alle Spalten und Buchten der Felslüste. Die Schmuggler fahren stets längs des Ufers, um im Fall der Entdeckung schnell ans Land flüchten zu können; gelingt ihnen die rechtzeitig, so finden sie in dem zerklüfteten Gestein genug Schlupfwinkel um den Augen ihrer Verfolger zu entkommen. Das Schiff mit den geschmuggelten Waten wird gewöhnlich beim Verlassen in den Grund gebohrt.

Dieser Artikel erschien zuerst 1900 in der “Illustrierte Chronik der Zeit vereinigt mit Gartenlaube”, er war gekennzeichnet mit “B. D.”