Die Architektur auf der Grossen Berliner Kunstausstellung 1901

Phantasie-Entwurf im Stile der märkischen Backsteinghotik von Arch. Fritz Gottlob in Berlin

Wenn es noch eines Beleges für die in unserem Aufsatze über die Stellung der Architektur im öffentlichen Kunstleben Deutschlands in No. 36 aufgestellte Behauptung bedürfte, dass die Gründe für das Zurücktreten der Baukunst im Kunstleben der Oeffentlichkeit nicht in dieser Kunst selbst liegen, wie fach angenommen worden ist, so vermöchte ihn schon die am 4 Mai d. J. eröffnete Grosse Berliner Kunstausstellung bis zu einem gewissen Grade zu erbringen.

Denn so merkwürdig wie es auch klingen mag: die Stimmen in den Erörterungen des Tages sind keineswegs vereinzelt, welche die Abtheilungen für Baukunst und für das ihr angegliederte Kunstgewerbe gewissermaassen als Rückgrat der Ausstellung, als die Theile derselben betrachtet wissen wollen,welche die künstlerische Bedeutung der Ausstellung gerettet und letztere vor einer Niederlage gegenüber den Ausstellungen in Dresden und München bewahrt haben sollten. Wenn wir uns auch dieser Ansicht nicht anschliessen können, sondern aus voller Ueberzeugung bekennen müssen, dass nach unserer Auffassung die Ausstellung im Allgemeinen wesentlich besser ist, als ihr Ruf, der sich zunächst doch nur auf den flüchtigen Eindruck kurzer Stunden der Betrachtung stützen kann, so sind doch Aeusserungen dieser Art, welchen man eine gewisse Unbefangenheit zutrauen darf, ungemein charakteristisch und beachtenswerth, in erster Linie deshalb, weil sie aus der Architektur gegenüber als eine Laienwelt zu betrachtenden Kreisen kommen und den Nachweis liefern, dass die Baukunst, auch wenn sie sich nur in Entwürfen darbietet, unter Umständen auf das Verständniss weiterer Kreise in ähnlichem Maasse rechnen darf, wie Malerei und Bildhauerei.

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Und in der That, wer Gelegenheit genommen hat, den Verkehr der Menge in den Sälen für Architektur zu beobachten, wird bekennen müssen, dass der frühere oft beklagte Zustand der Theilnahmslosigkeit weiterer Kreise für die Darbietungen der Baukunst, dessen sich sogar schon die Witzblätter bemächtigt hatten, indem sie, wie z. B. die Münchener „Jugend“, die Architektur-Abtheilungen der Ausstellungen sowohl wegen ihrer abgesonderten Lage, wie auch wegen ihres mangelnden Besuches als passende und der Störung nicht ausgesetzte – Zusammenkunftsorte für Liebende erklärten, dass dieser Zustand sich wesentlich ändern lässt. Es könnte auf der Berliner Kunstausstellung schon vor 2 Jahren, als die „Vereinigung Berliner Architekten“ sich entschloss, eine Sonderausstellung zu veranstalten, und die Anordnung dieser Ausstellung den Hrn. Wolffenstein und Zaar anvertraute, sowie in manchen früheren Fällen – es sei nur an die Jubiläums-Kunst-Ausstellung des Jahres 1886 erinnert – beobachtet werden, dass, wenn die richtigen Mittel zur Anwendung gelangen, auch für die Werke der Baukunst die Theilnahme eines weiteren Kreises erreicht werden kann und dass die Architektur, besonders in ihrem rein künstlerischen Theile, keineswegs so spröde ist, dass sie ein regeres Interesse nicht aufkommen lässt. Den Gedanken, die Baukunst in umfassenderem Maasse als in früheren Jahren an der diesjährigen Grossen Berliner Kunstausstellung zu betheiligen, zeitigte wieder die „Vereinigung Berliner Architekten“, welche zugleich eine aus den Hrn. Doflein, Albert Hofmann, Georg Roensch, H. Solf und Rich. Wolffenstein (Vors.), zu welchen zeitweise noch Hr. Schaede trat, bestehende Kommission wählte, die von der Ausstellungs-Leitung bestätigt und als Unter-Kommission der Ausstellung im Interesse der letzteren thätig war. Die Einladungen zur Betheiligung wurden in weitem Umfang versendet. Arbeiten, die im vergangenen Jahre bereits in Paris und Dresden ausgestellt waren, sollten zurücktreten gegen neuere Werke, und es sollte bei der Auswahl, Darstellung und Einrahmung der Blätter darauf Rücksicht genommen werden, dass es eine doch vorwiegend von der breiten Masse der Laienwelt besuchte Kunstausstellung ist, deren Theil die in Aussicht genommene Architektur-Abtheilung bildet, sodass also der konstruktive Theil der Entwürfe in den Hintergrund treten sollte gegenüber dem mehr allgemeineren und malerischen Charakter derselben.

Portal am Eingang zur Architekturabtheilung. Entwurf Georg Rönsch-Berlin; Ausführung Hasselwander & Rödel-Berlin
Portal am Eingang zur Architekturabtheilung. Entwurf Georg Rönsch-Berlin; Ausführung Hasselwander & Rödel-Berlin

Den Einladungen wurde in reichem Maasse und mit bedeutenden Arbeiten entsprochen. Es erklärte insbesondere auch das kgl. preussische Ministerium der öffentlichen Arbeiten bereitwilligst, sich in umfangreicher Weise an der Ausstellung betheiligen zu wollen. Die Betheiligung hat denn auch inform einer hochbedeutenden Sonderausstellung stattgefunden. Endlich hat die Stadt Berlin es unter grossem Aufwande unternommen, ein umfassendes Bild ihrer baulichen Thätigkeit, wie es sich unter der Leitung des Hrn. Stadtbaurath Ludwig Hoffmann im Verlauf von nur 4 Jahren in so künstlerischer Weise entwickelt hat, der Ausstellung in der sogenannten Westhalle anzugliedern. Es sind also in der Ausstellung die drei Gewalten des öffentlichen Lebens, die freie Berufsthätigkeit, die Staatsgewalt und die städtische Verwaltung in getrennter Weise vertreten. Wir wollen ihnen in den folgenden Aufsätzen in dieser Reihenfolge eine eingehendere Besprechung widmen.
(Fortsetzung folgt)

Die Architektur auf der Grossen Berliner Kunstausstellung 1901.

Der Ausstellung der in überwiegendem Maasse aus der freien architektonischen Berufsthätigkeit hervorgegangenen Entwürfe und Ausführungen wurden zwei grosse Säle zugewiesen, deren künstlerische Ausstattung von der Kommission Hrn. Georg Roensch übertragen wurde. In wie trefflicher und würdiger Weise er sich dieses Auftrages entledigte, möge das nach seinen Entwürfen durch die Bildhauer Hasselwander & Rödel erstellte Portal S. 237 zeigen; welches den-Haupt-Eingang zur Architektur-Abtheilung bildet.

In der Schilderung der architektonischen Darbietungen mögen die sakralen Bauten voranstehen.

Das bedeutendste Werk dieser Art, die Kaiser Wilhelm-Gedächtnisskirche in Berlin (Arch. Franz Schwechten), ist von uns bereits früher ausführlich gewürdigt worden. Mit dem Entwurf für eine neue Thurmfassade der Alexanderkirche in Zweibrücken hat Carl Doflein ein feines Werk deutscher Gothik geliefert, welchem, was charaktervolle Behandlung des gothischen Stiles anbelangt, wenig gleichwerthige Werke an die Seite zu stellen sein dürften. In dem Entwurf zu einer amerikanischen Kirche für Berlin schliesst sich Otto March, wohl einem Wunsche der Auftraggeber folgend, eng an die gothisirende, englisch-amerikanische Auffassung des Kirchenrebäudes an: im Aeusseren findet sich der helmlose Thurm, im Inneren der offene Dachstuhl. Sehr eigenartige kleine Werke sind die Kirchenentwürfe der Architekten Schilling & Gräbner in Dresden für die österreichische „Los von Rom“-Bewegung.

Kirchen der Los von Rom-Bewegung in Oesterreich. - Architekten Schilling & Gräbner in Dresden
Kirchen der Los von Rom-Bewegung in Oesterreich. – Architekten Schilling & Gräbner in Dresden

Zur Befriedigung der kirchlichen Bedürfnisse der durch diese Bewegung allenthalben in österreichischen Landen, namentlich aber im nördlichen Böhmen, neu entstehenden evangelischen Gemeinden stehen oft nur bescheidene Mittel zur Verfügung. Die hieraus für den Aufbau entstehenden Folgerungen ziehen die Künstler in der Weise, dass sie den Bauten den Charakter der schlichten, malerisch gruppirten Dorfkirchen verleihen, wodurch sich die Kirchen in die lose, mehr landschaftliche Bebauungsart der böhmischen Orte, die sie zu zieren bestimmt sind, leicht einfügen.

Kopfbild S. 245
Kopfbild S. 245

Unsere Kopfabbildung, sowie die Abbildungen Seite 247 dieser Nummer zeigen die Kirchen für Langenau, Dux und Klostergrab, sämmtlich Städte und Orte des nördlichen Böhmen. – Hier lässt sich die Skizze zu einer Zentralkirche des Hrn. Jos. Reuters in Wilmersdorf bei Berlin anschliessen, ein interessantes Werk der eigenartigen architektonischen Richtung des Künstlers.

Entwurf zu einer Zentralkirche von Jos. Reuters in Wilmersdorf
Entwurf zu einer Zentralkirche von Jos. Reuters in Wilmersdorf

Unter den grossen Entwürfen von Fritz Gottlob im Stile der norddeutschen Backsteingothik findet sich auch ein Kirchenentwurf, ganz in der charakteristischen Auffassung märkischer Bauweise, welche die der freien Phantasie entsprungenen malerischen Entwürfe des Künstlers auszeichnet. Es zählen noch in diese Gruppe ein Entwurf von August Menken in Berlin für eine katholische Kirche in Neuenahr, ein gruppirter Werksteinbau, ein Entwurf von Arthur Tieffenbach in Frankfurt a. O. aus dem Wettbewerb betreffend die neue Garnisonkirche in Dresden, sowie die Entwürfe von Max Seliger in Berlin zum Triumphbogen der St. Golgathakirche zu Berlin und von Hans Seliger in Schöneberg bei Berlin zur Bemalung des Thorabschlusses im Dom zu Stendal und zur Ausschmückung der Abdinghofkirche zu Paderborn, dekorative Malereien, welche mit dazu beitragen, den Ruf der beiden Künstler als Vertreter des dekorativen Gebietes, welche es in hohem Grade verstehen, sich den architektonischen Forderungen einer Aufgabe unterzuordnen, zu festigen. Den Uebergang zu den. profanen Werken mögen einige Begräbnissanlagen bilden, zunächst und als hochbedeutende monumentale Werke der Baukunst die Gebäude des nördlichen und des östlichen Friedhofes in München von Hans Grässel in München.

Entwurf zu einem Saalbau der Aktien-Brauerei Moabit in Berlin. Architekten Erdmann & Spindler in Berlin
Entwurf zu einem Saalbau der Aktien-Brauerei Moabit in Berlin. Architekten Erdmann & Spindler in Berlin

Es sind Werke von einer seltenen Grösse und friedvollen Ruhe der Auffassung, Werke, die in der antiken und in der byzantinischen Stilrichtung sich bewegend, diese Stile mit einer bemerken Treue zum Ausdruck bringen. Eine gothische Begräbnissanlage für die gräfl. von Arnim’sche Familie in Boitzenburg in der Uckermark von Carl Doflein bietet ein werthvolles Vorbild dar für die Anlage eines grösseren Erbbegräbnisses;; Ein Grabmal kleineren Umfanges mit figürlichem Schmuck geben als Modell die Hrn. Erdmann & Spindler-Berlin. Die Denkmalbaukunst allgemeineren Charakters ist u. a. vertreten durch einen wuchtigen Bismarckthurm des Hrn. Jos. Reuters in Wilmersdorf, durch den Entwurf zu einer Bismarckwarte auf den Müggelbergen bei Berlin des Hrn. Otto Rietz in Berlin, durch den Entwurf zu einem Gedächtnissthurm für Joh. Quistorp in Stettin von Franz Schwechten, im Stile der märkischen Backsteinthürme gehalten, ferner durch einen mit dem I. Preise gekrönten Entwurf für das Kaiser Friedrich-Denkmal in Charlottenburg von Jos. Welz in Berlin und durch einen Entwurf mit dem gleichen Vorwurf von Bernh. Schaede in Schöneberg bei Berlin.
(Fortsetzung folgt.)

Die Architektur auf der Grossen Berliner Kunstausstellung 1901.

Den Denkmalbauten des Schlusses der Besprechung in No. 39 lassen sich die Entwürfe für eine hervorragende Denkmalbrücke, für die Charlottenburger Brücke zwischen dem Berliner Thiergarten und der Stadt Charlottenburg, und zwar der mit dem I. Preis gekrönte Entwurf des Hrn. Prof. Fr. Pützer in Darmstadt und die mit dem II. Preise ausgezeichnete Arbeit des Hrn. Jos. Welz in Berlin anschliessen.

Saalbau der Aktienbrauerei Moabit in Berlin. Architekt Erdmann & Spindler in Berlin
Saalbau der Aktienbrauerei Moabit in Berlin. Architekt Erdmann & Spindler in Berlin
Saalbau der Aktienbrauerei Moabit in Berlin. Architekt Erdmann & Spindler in Berlin
Saalbau der Aktienbrauerei Moabit in Berlin. Architekt Erdmann & Spindler in Berlin

Dem Gebiete des profanen Monumentalgebäudes gehören einige bemerkenswerthe Werke der Architektur-Abtheilung an, z. B. eine flotte Zeichnung des von uns bereits gewürdigten Kunstgewerbe-Museums in Köln a. Rh. von Franz Brantzky; von dem gleichen Künstler eine in romanisirenden Formen gehaltene Skizze zu einer grossgedachten Bauanlage mit stark betontem Mittelbau, die Saalbauten für Zürich von Martin Dülfer in München und der Aktienbrauerei Moabit in Berlin von Erdmann & Spindler in Berlin (s. No. 40), beide in bewusster Weise sich in Einzelheiten von der historischen Ueberlieferung lossagend, ohne aber die Grundlagen, wie sie die bisherige Entwicklung ausgebildet hat, zu verlassen. Hier sind vor allem auch ihrem baulichen Umfange entsprechend die Arbeiten von Bodo Ebhardt in Berlin-Grunewald aus dem Gebiete des deutschen Burgbaues anzureihen. Die Wiederherstellung der Hohkönigsburg bei Schlettstadt, welcher wir eine ausführliche Darstellung S. 21 ff. dies. Jahrg. gewidmet haben, ist neben einer Anzahl wirkungsvoll dargestellter Einzelstudienblätter insbesondere durch ein grosses Modell trefflich veranschaulicht. Eine Reihe weiterer Studien des Künstlers betreffen die Wiederherstellung der Salzburg bei Neustadt an der fränkischen Saale, der bereits im Bau begriffenen Marksburg bei Braubach a. Rh., der Burg Stetten am Kocher in Württemberg und der Schauenburg im Renchthale im badischen Schwarzwalde.

Phantasie-Entwurf im Stile der märkischen Backsteinghotik von Arch. Fritz Gottlob in Berlin
Phantasie-Entwurf im Stile der märkischen Backsteinghotik von Arch. Fritz Gottlob in Berlin

Seine reiche Phantasie und seine umfassende Formenkenntniss lässt Fritz Gottlob in Berlin bei seinen schönen, malerischen Entwürfen im Stile der norddeutschen Backstein-Gothik walten. Wir gaben einen dieser Entwürfe auf Seite 253 wieder.

Stallgebäude des Herrn Guilleaume in Köln. Arch. Franz Brantzky in Köln
Stallgebäude des Herrn Guilleaume in Köln. Arch. Franz Brantzky in Köln

Der Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für ein neues Rathhaus in Dresden hat auch bis in die Berliner Kunstausstellung seine Wellen entsandt. Jos. Reuters in Wilmersdorf und Schilling & Gräbner in Dresden haben ihre von uns gleichfalls bereits besprochenen Entwürfe ausgestellt. Seinen Konkurrenz-Entwurf für ein neues Rathhaus in Leipzig gab Hugo Hartung in Dresden.

Was Deutschland im Jahre 1900 auf der Weltausstellung von Paris versäumt hat und was es hätte erreichen können, das zeigen recht deutlich die schönen Entwürfe von Karl Hofmann in Darmstadt für das deutsche Repräsentationshaus, die wir S. 265 wiedergeben. Aus diesen Werken sprechen deutsche Art, deutsche Sinnigkeit, deutsche Kraft und Stärke und deutsche Tiefe: mit einem solchen Werke hätte Deutschland in Paris den Erfolg wirklich errungen, welchen die politischen Konstellationen ihm aus anderen Gründen zugebilligt haben.

Entwurf zum deutschen Hause der Weltausstellung in Paris 1900
Entwurf zum deutschen Hause der Weltausstellung in Paris 1900
Entwurf zum deutschen Hause der Weltausstellung in Paris 1900
Entwurf zum deutschen Hause der Weltausstellung in Paris 1900

Im Anschluss hieran dürfen wir der ausgezeichneten Art gedenken, mit welcher Friedrich Kullrich in Dortmund das dortige Rathhaus wiederhergestellt hat und durch die es ihm gelungen ist, das ehrwürdige Baudenkmal im treuen Spiegelbilde seiner Zeit wiedererstehen zu lassen. Durch ein einziges, zugleich aber hervorragendes Werk ist das Theaterbauwesen vertreten: durch das Theater in Meran von Martin Dülfer in München. Wir kommen auf das eigenartige Werk noch ausführlicher zurück. Der Städtebau ist durch zwei Künstler auf der Ausstellung zur Darstellung gebracht: durch Fr. Pützer in Darmstadt, welcher seinen preisgekrönten Bebauungsplan für die Umgebung des Schlosses in Mainz sandte, und durch Friedr. Ratzel in Karlsruhe, welcher in dem auf drei flott gezeichneten Blättern dargestellten Entwurf zu einer Strassenanlage die Durchführung einer gekrümmten Diagonalstrasse durch den markgräflichen Palaisgarten vom Rondellplatze in Karlsruhe nach dem Bahnhofe plante. Das Palais sollte in der Hauptsache erhalten bleiben und zu Sammlungszwecken benutzt werden. Es sollte aber die Strassenanlage durch das Palais hindurchgeführt und die Ausmündung in der Karl Friedrich-Strasse durch einen monumentalen Bogen bezeichnet werden. Die Strasse selbst sollte Geschäftshäuser, ein grosses Hotel und ähnliche Gebäude enthalten. Der Plan steht und fällt mit der Belassung des Bahnhofes an seiner jetzigen Stelle oder mit der Verlegung desselben. Der Zoologische Garten in Berlin hat mehreren Künstlern Gelegenheit zur Errichtung trefflicher Werke gegeben, deren Bilder die Ausstellung zieren: Zaar & Vahl bereicherten dieselbe mit ihrem brillant gemalten Haupteingang zum Zoologischen Garten im japanischen Stil, welches Bild aber immer noch hinter der schönen Wirklichkeit zurückbleibt, Walther Ende in Berlin durch einen indischen Portaleingang für den Garten und durch das romanische Wohnhaus für den technischen Direktor des Zoologischen Gartens.

Das Gebiet der Wohlfahrts-Bauten wird vertreten durch den Entwurf zu einer Lungenheilanstalt in Wannsee bei Berlin, wieder von Walther Ende, sowie durch die Kuranlage in Flinsberg im Isergebirge und das Genesungsheim „Hohenwiese‘ der Pech Versicherungs-Anstalt Schlesien, beides tüchtige, in den Einzelheiten trefflich durchgebildete Werke von Karl Grosser in Breslau. Und damit auch das bayerische Bräuhaus, auch eine Wohlfahrts-Anstalt, nicht fehle, sandten Heilmann & Littmann in München den Saalbau der Brauerei zum „Bayerischen Löwen“ in München, welcher unter künstlerischer Mitarbeit des Hrn. Arch. Habich entstanden ist, und, in flotten Zeichnungen sowie in einer köstlichen gemalten Innenansicht, das kgl. Hofbräuhaus in München, an welchem Hr. Arch. Goebel als Mitarbeiter thätig war. Beiden Werken haben wir bereits ausführliche Darstellungen gewidmet. Den Beschluss dieses Aufsatzes möge die Erwähnung des auf S. 264 dieser Nummer dargestellten, in eigenartiger Weise vorgetragenen Entwurfes zum Neubau des Kurfürstenparkes in Halensee bei Berlin von Meier & Werle in Berlin bilden, ein Werk von grosser Auffassung und individueller Formensprache.
(Fortsetzung folgt)

Die Architektur auf der Grossen Berliner Kunstausstellung 1901.

Mit der Architektur im räumlichen und trotz der von der Malerei ausgehenden Bestrebungen auch im geistigen Zusamenhange ist eine Kunstabtheilung geschaffen worden, welche in bescheidenen Grenzen die Entwicklung der angewandten Kunst darstellen soll. Diese findet in dem Berliner Verein Ornament eine regsame Pflege und Vertretung. Eine Sammelausstellung dieses Vereins, nicht sehr umfassend, aber gewählt, dabei in schöner, wirkungsvoller Anordnung, bietet dem Beschauer eine Reihe werthvoller Arbeiten der angewandten Kunst dar. Es ist hier nicht der Ort, auf Einzelnes aus diesem Kunstzweige einzugehen; das müssen wir uns auch bei den Innenräumen versagen, welche, mit Ausnahme eines einzigen, der an Kunst wie an Technik scheint auf einen gewissen Urzustand zurückgehen zu wollen, ein erfreuliches Bild der Kunst im Hause geben. Das Arbeitszimmer eines Tondichters, nach den Entwürfen des Arch. Karl E. Bangert in der Tischlerei von C. Prächtel-Berlin gefertigt, ist ein feiner stimmungsvoller Raum von ernstem Gepräge; das Frühstücks- und das Damenzimmer, welche nach den Entwürfen von Wilh. Kimbel von Kimbel & Friedrichsen-Berlin ausgeführt wurden, sind gleich ausgezeichnet durch eine vornehme Gesammthaltung, durch schöne Farbengebung und durch edle Zeichnung. Wir geben eine Ansicht des Frühstücks-Zimmers in der Abbildung in No. 52 wieder. Auf das sorgfältigste bis in alle Einzelheiten durchgearbeitet und durchdacht, und zwar sowohl nach der künstlerischen Seite wie in Hinsicht auf den praktischen Gebrauch ist das „Arbeitszimmer für einen Ingenieur“, welches nach den Entwürfen von Albert Gessner durch Julius Jarotzki-Berlin ausgeführt wurde. Es ist kaum möglich, die hier gegebene Raumausnutzung in allen Theilen dieses Raumes weiter zu treiben. Auch von ihm geben wir vorstehend eine Ansicht wieder. Ein weiterer Raum, welcher nach dem Entwurf von Herm. Werle durch Max Bodenheim-Berlin zur Ausführung gelangte, leidet leider unter der ungünstigen Beleuchtung, welche die Schönheiten der Holzbehandlung wie auch die reichen und feinen Stickereien nur ungenügend zur Wirkung kommen lässt. Der Raum, so klein wie er ist, enthält im Einzelnen eine reiche Fülle ornamentaler Feinheiten. Im sogen. modernen Stile unserer Tage ist ein Salon gehalten, welcher nach dem Entwurfe von Georg Honold von A. Lukat & Weisselberg ausgeführt wurde und in seiner Stimmung auf graugrün, sowie in der streng struktiven Behandlung des Möbels verdient, besonders erwähnt zu werden. Eine lose Sammlung von Werken der Kunst des Hauses, bereichert durch einige zeichnerischen Darstellungen, von welchen insbesondere ein Haus im Stile des Schwarzwälder Bauernhauses, mit reicher ornamentaler Umrahmung auffällt, hat Ed. Siedle in einem kleinen Raume vereinigt.

Landhaus Andrevits. Arch. Alfr. J. Balcke in Berlin
Landhaus Andrevits. Arch. Alfr. J. Balcke in Berlin

Imganzen bietet die bis hierher besprochene Unterabtheilung der Kunstausstellung ein vielseitiges und ansprechendes Bild dar, von welchem ein höherer Eindruck auf die Menge als in früheren Jahren wahrgenommen werden kann. Im Schlussaufsatz berühren wir die Ausstellung des kgl. preuss. Ministeriums der öffentlichen Arbeiten und die der Stadt Berlin.
(Schluss folgt.)

Die Architektur auf der Grossen Berliner Kunstausstellung 1901.

Einen hervorragenden Bestandtheil der Abtheilung für Baukunst der Berliner Kunstausstellung bildet die geschlossene Sammelausstellung des kgl. preussischen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten. Sie bietet sich in feingestimmten, vornehmem, ihr durch Hrn. Baurath C. Grunert gegebenem Gewande dem Beschauer dar und enthält eine Neuerung, welche wir mit grosser Freude und Anerkennung begrüssen. Ging früher die ausgezeichnete Künstlerschaar, welche sich im Ministerium vereinigt, in dem Sammelbegriff „Ministerium“ unter und betrachtete man es bis zu einem gewissen Grade als Grundsatz, bei allen aus der Körperschaft hervorgegangenen Arbeiten diesen Sammelbegriff möglichst unberührt aufrecht zu erhalten, so hat die berechtigte Forderung nach dem Hervortreten der Persönlichkeit, welche die Kunst unserer Tage beherrscht, nunmehr auch hier Eingang gefunden und wir haben es vielleicht dem unbefangenen, selbstlosen und grossdenkenden künstlerischen Sinne des Hrn. Ober-Baudirektors Hinckeldeyn zu danken, dass nunmehr auch im Ministerium der öffentlichen Arbeiten der künstlerischen Persönlichkeit ihr Recht wird. Man ist den Forderungen dieses Rechtes so weit entgegen gekommen, dass man bei einem Werke zunächst den Träger des geistigen Gedankens, welcher das Werk beherrscht, genannt hat; vielleicht aber wird der allseitige Beifall, welchen die Durchbrechung eines alten aber unhaltbaren Grundsatzes gefunden hat, noch dazu führen, neben dem geistigen Urheber auch den hervorragenden Mitarbeiter zu nennen.

Entwurf zur Auftheilung des Kurfürstenparkes in Halensee. Architekten Meier & Werle in Berlin
Entwurf zur Auftheilung des Kurfürstenparkes in Halensee. Architekten Meier & Werle in Berlin

Dieser Wunsch macht sich besonders eindringlich geltend gegenüber dem bedeutendsten Werke der Sammelausstellung, dem Land- und Amtsgericht I in der Grunerstrasse in Berlin, dessen Entwurf von P. Thoemer herrührt, bei welchem aber, wenn wir recht unterrichtet sind, Rud. Mönnich und Otto Schmalz in hervorragender Weise betheiligt sind. Der ganze Bau, welcher nach seiner Vollendung eines der eigenartigsten und grossartigsten Werke des Barockstiles in Berlin sein wird, beansprucht eine Bausumme von 5 542 000 M. Die ausgebreitete Thätigkeit, welche P. Thoemer auf dem Gebiete der Gerichtsbauten entfaltet, zeigt sich auf der Ausstellung in einer grösseren Reihe von Amts- und Landgerichten, von welchen die Gebäude in Halle a. S. (Baukosten 1 393 000 M.) und Magdeburg (Baukosten 2 713 000 M.) die bedeutendsten sind. Auf einem schönen malerischen Blatte sind die kleineren Gerichtsgebäude von Saalfeld, St. Goar, Ratzeburg, Brieg, Borken, Bensberg, Treffurt und Lindlar vereinigt, Ihre Bausumme schwankt zwischen 90 und 140 000 M. Daneben ist es der Kirchenbau, der im Ministerium eine besondere Pflege findet. Von Altmeister Friedrich Adler rühren die Wiederherstellung der Willibrordi-Kirche in Wesel, welche eine Bausumme von 2 040 800 M. erforderte, und die kleine evangelische Kirche in Kappel bei Kassel (Bausumme 29 000 M.) her. Diese Kappeler Kirche, sodann die Gotteshäuser von Altenbergen (Entwurf Oskar Grassmann), Wellerode (Entwurf Osk. Hossfeld) und vom gleichen Künstler die Kirche in Nausis, Werke, deren Baukosten-Summe zwischen nur 25 000 und 45 000 M. schwankt, zeigen das ächte Gepräge der unter dem Einfluss der örtlichen Bedingungen entstandenen malerischen Dorfkirchen. Insbesondere die Verwendung des Schiefers für die Thürme und oberen Theile der Bauten verleiht ihnen ein charakteristisches Aussehen. Verwandt mit diesen Bauten in der stilistischen Behandlung sind der Bahnhof in Altena nach dem Entwurfe von A. Rüdell und der Weinkeller in Rüdesheim nach dem Entwurfe von Herm. Eggert. Von letzterem Künstler rührt eine Gruppe von Stadtkirchen her, wie die Kirchen in Pritter, Mangschütz, Leobschütz, Oedernitz und Huckarde, die bei einem Kostenaufwande von 62 000 -146 000 M.mit einer Ausnahme, die romanischen Werksteinbau zeigt, im Stile der märkischen Backsteingothik gehalten sind. Interessante Holzbauten sind in der Schifferbörse von Ruhrort (Entwurf von K. Hinckeldeyn, Bausumme 180 000 M.) und in der kais. Wartehalle auf Haltestelle Werbellinsee (Entwurf von P. Thoemer, Baukosten 42090 M.) zur Ausstellung gebracht.

Vereinshaus Treviris in Trier. Erbaut 1900. Reg. Baumeister Menken-Berlin
Vereinshaus Treviris in Trier. Erbaut 1900. Reg. Baumeister Menken-Berlin
Vereinshaus Treviris in Trier. Arch. Aug. Menken-Berlin
Vereinshaus Treviris in Trier. Arch. Aug. Menken-Berlin

Unter den Bahnhofgebäuden ragen die von Danzig, nach dem Entwurf von P. Thoemer (Baukosten 750 000 M.) und Koblenz, nach dem Entwurf von Thoemer und Rüdell (Baukosten 500 000M.) hervor. Der Mittelbau des letzteren Bahnhofes ist durch eine flotte Federzeichnung von Klingholz zur Darstellung gebracht. Zu den Bauten mit grösserem Aufwande (1 071 300 M.) zählt auch das Polizei-Präsidialgebäude in Hannover, nach dem Entwurfe von P. Kieschke. So bietet diese Sammelausstellung ein Bild der vielseitigen künstlerischen Thätigkeit, die im preussischen Staatsbauwesen entfaltet wird.

Entwurf zum Kaufhaus Hohenzollern in Berlin. Arch. Cremer & Wolffenstein
Entwurf zum Kaufhaus Hohenzollern in Berlin. Arch. Cremer & Wolffenstein

Sowohl die allgemeine Abtheilung für Baukunst wie auch diese Sonderausstellung aber werden übertroffen von der Architektur-Ausstellung der Stadt Berlin, welche nach den Entwürfen des Hrn. Stdtbrth. Ludwig Hoffmann in der Westhalle eingerichtet wurde. Da wir durch die Güte des Hrn. Brth. Hoffmann in die Lage versetzt sind, unseren Lesern in Bälde eine Reihe der bedeutendsten der städtischen Bauten der neueren Zeit vorzuführen, so können wir uns unter Hinweis hierauf auf einige kurze Angaben über die Ausstellung beschränken. Diese nimmt 22 Säle ein und umfasst den grösseren Theil der Aufgaben, welche die städtische Hochbauverwaltung in den letzten vier Jahren bearbeitet hat. Die Zahl, der Umfang und die künstlerische Bedeutung dieser Arbeiten sind erstaunlich. Die in ihnen zum Ausdruck kommende Arbeitsleistung ist eine überraschend grosse. Ausgestellt sind sowohl Zeichnungen, wie Modelle und wirkliche Bestandtheile der Bauten, letztere um an ihnen die Art der technischen Bearbeitung zu zeigen. Vom ausstellungstechnischen Standpunkte aus steht diese Abtheilung vollkommen auf der Höhe eines reich eingerichteten Architektur-Museums. Hier ist nichts Aufdringliches, hier spricht kein falscher Prunk, sondern hier reden die schlichten Thatsachen ihre eindringliche künstlerische Sprache. Wir fürchten nicht auf Widerspruch zu stossen, wenn wir diese Art der Ausstellung mustergiltig nennen.

Neubau für den Physikalischen Verein in Frankfurt a. M. Architekt Franz v. Hoven in Frankfurt a. M.
Neubau für den Physikalischen Verein in Frankfurt a. M. Architekt Franz v. Hoven in Frankfurt a. M.
Neubau für den Physikalischen Verein in Frankfurt a. M. - Grundrisse. Architekt Franz v. Hoven in Frankfurt a. M.
Neubau für den Physikalischen Verein in Frankfurt a. M. – Grundrisse. Architekt Franz v. Hoven in Frankfurt a. M.

Ueber die Grundzüge der künstlerischen Bearbeitung entnehmen wir den von Hoffmann gegebenen Geleitworten, dass bei möglichst einfachem und klarem, den praktischen Bedürfnissen entsprechendem Grundriss die architektonische Gestaltung in ungezwungener Weise der Bestimmung des Gebäudes angepasst und alles vermieden ist, was nicht praktisch oder künstlerisch begründet werden kann. Der drohenden Eintönigkeit in der Lösung gleicher oder verwandter Aufgaben wurde vorgebeugt durch sorgfältiges Studium der Eigenthümlichkeit der Umgebung eines Gebäudes; „dabei lässt sich die gleiche Denkungs- und Empfindungsweise vermittels der verschiedenen architektonischen Formensprachen sehr verschiedenartig zum Ausdruck bringen.“ Einzelne der zur Ausstellung gebrachten Bauten sind von Vorständen der Stadtbauinspektionen, von den Hrn. Haack, Hesse, Dylewski, Weber, Wollenhaupt und Neumann bearbeitet worden. Die übrigen Bauten sind von Ludwig Hoffmann entworfen und im Einzelnen bearbeitet. Hierbei waren theils dauernd, theils vorübergehend als Mitarbeiter thätig die Hrn. Stdtbmstr. Matzdorff, Högg, Schneegans, Herold und Stiehl, Hr. Reg.-Bmstr. Jautschus, sowie die Hrn. Arch. Kühn, Pickersgill, Römert, Buchholz, Kurzack, Frobeen, Gerecke, Rohmeyer, Müller, Meynig und Westphalen.

Arbeitszimmer für einen Ingenieur. Architekt Albert Gessner in Berlin. Ausführung der Tischlerarbeiten Jul. Jarotzki in Berlin
Arbeitszimmer für einen Ingenieur. Architekt Albert Gessner in Berlin. Ausführung der Tischlerarbeiten Jul. Jarotzki in Berlin
Frühstückszimmer. Entwurf von Wilh. Kimbel, Ausführung von Kimbel & Friedrichsen in Berlin
Frühstückszimmer. Entwurf von Wilh. Kimbel, Ausführung von Kimbel & Friedrichsen in Berlin

Die folgende Aufzählung giebt ein anschauliches Bild der ungemein umfassenden Thätigkeit, welche die städtische Hochbau-Verwaltung im Verlaufe von nur 4 Jahren entfaltet hat. Zur Ausstellung gebracht sind das Märkische Museum, ein Strassenreinigungs-Depot für den Köllnischen Park, eine Turnhalle des Gymnasiums zum grauen Kloster, Gemeinde-Schulen an der Rigaer Strasse, an der Glogauer Str., am Görlitzer Ufer, an der Wilmsstrasse, an der Strassmannstrasse, an der Waldemarstrasse, am Schleswiger Ufer, an’ der Bergmann-Strasse, an der Grenzstrasse, an der Wiclef- und Emdener Strasse, Christiania-Str., Oderberger Strasse, Waldenser-Strasse, Duncker-Str., Wattstrasse, Stralauer Allee und eine Handwerkerschule am Stralauer Platz; ein Verwaltungs-Gebäude im Krankenhause Moabit, das IV. städt. Krankenhaus im Norden Berlins, der Herkules-Brunnen für den Lützow-Platz, die Badeanstalten in der Bärwald-, Dennewitz- und Oderberger Strasse, das Feuerwehr-Denkmal auf dem Mariannenplatz, das Kinderasyl an der Kürassierstrasse, die Irrenanstalt in Buch bei Berlin, die Brücken an der Grünauer Strasse, die Alsenbrücke, die Rosstrassenbrücke, die Möckernbrücke, die Lungenheilstätte in Buch, die Unterkunftshalle im Friedrichshain, der Märchenbrunnen für den gleichen Park und die Feuerwache nebst Standesamt an der Fischerbrücke.

Fürwahr, ein ausserordentlich umfassendes und reiches Bild. Die zahlreichen grossen und schönen Modelle fertigten die Bildhauer Prof. Aug. Vogel, C. Steiner, A. Kleefeld, E. Westpfahl und Jos. Junkersdorf. – Der Stilcharakter der Bauten ist bei aller Freiheit im Einzelnen und in der individuellen Behandlung der der historischen Ueberlieferung, und das begreift sich, Wem solche Summen anvertraut sind, wie dem Leiter des städtischen Hochbauamtes der Stadt Berlin, der kann sich nicht dem Stilexperiment überlassen, sondern muss sich auf die Erfahrungen der Jahrhunderte stützen. Eine solche Ansicht wird hier und da auf Widerspruch stossen, aber es dürfte vielleicht doch möglich sein, sie mit gewichtigeren Gründen zu vertheidigen, als die entgegengesetzte. Aber über die Verschiedenheit der Ansichten hinaus wird man anerkennen müssen, dass die Architektur-Ausstellung der Stadt Berlin die Bedeutung eines künstlerischen Ereignisses hat. Als das begrüssen wir sie und danken ihrem Urheber für die uns mit ihr dargebotene vielseitige Anregung.

Dieser Artikel erschien zuerst am 11., 15., 25.05. sowie am 26. & 29.06.1901 in der Deutsche Bauzeitung, er war gekennzeichnet mit „- H. -“.