Beim Eisenbahnminister von Thielen

Will einer sehen, wie Arbeit frisch und rüstig erhält, der mag unsern vor kurzem geadelten Eisenbahnminster Excellenz von Thielen begrüßen, wenn er morgens mit seiner Gattin in den Alleen des Tiergartens spazieren reitet, ein Mann in vollster Kraft und doch bereits in einem Alter das viele Tausende schon mit den Beschwerden des Greisentums drückt.

Karl Hermann Peter Thielen wurde am 30. Januar 1832 als Sohn des damaligen Garnisonpfarrers, späteren evanelischen Feldpropstes der Armee Peter Thielen geboren. Nach Absolbieruig des Gymnasiums und der juristischen Universitätsstudien trat er am 1. Oktober 1854, also schon im Alter von 22 Jahren, als Landgerichtsauskultator beim Landgericht Koblenz in den Staatsdienst, ging aber nach kurzer richterlicher Thätigkeit in die politische Verwaltung über als Referendar bei den Regierungen in Koblenz und Potsdam, dann als Assessor bei den Regierungen in Arnsberg und Koblenz und endlich als Verweser des Landratamts Wittgenstein. Im Jahr 1861 erfolgte Thielens Uebertritt zur Eisenbahnverwaltung und zwar zunächst zur Königlichen Eisenbahndirektion Saarbrücken, dann im Juni 1864 als Hilfsarbeiter im Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

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Mit dem 1. Januar 1866 trat Thielen als Mitglied in die Eisenbahndirektion in Breslau und fungierte vom 1. Januar 1867 bis 1. April 1869 wieder als Hilfsarbeiter in dem genannten Ministerium. Mit dem letzterwähnten Tage schied Thielen für eine Zeit aus dem Königlichen Staatsdienst und übernahm die Stellung eines Spezialdirektors der Rheinischen Eisenbahngesellschaft, die er bis zur Verstaatlichung dieser Gesellschaft bekleidete, um dann als Geheimer Regierungsrat und vom Juli 1880 ab als Geheimer Oberregierungsrat wieder im Ministerium, zuletzt als Abteilungsdirigent, zu dienen. Vom Frühjahr 1881 an fungierte Thielen als Präsident der Königlichen Eisenbahndirektion in Elberfeld, seit September 1887 in gleicher Eigenschaft in Hannover bis zu seiner im Juni 1891 erfolgten Ernennung zum Minister der öffentlichen Arbeiten.

Minister von Thielen mit Gemahlin in seinem Wintergarten

Diese reichbewegte Laufbahn hat den großen Schatz von Wissen und Erfahrung geschaffen, der jetzt der Verwaltung des gesamten Ressorts der öffentlichen Arbeiten zugute kommt Excellenz von Thielen ist als preußischer Staatsminister auch Mitglied des Bundesrats und Chef der Verwaltung der Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen.

Exellenz von Thielen in seiner Häuslichkeit

In einem mit erlesenem Geschmack ausgestattetem Heim, in einem stillen, traulichen Familienleben findet der Minister Erholung von seiner Arbeit, die ihn ausschließlich in Anspruch nimmt.

Dieser Artikel erschien zuerst am 26.01.1900 in Die Woche.