Die Verschiebung grösserer Gebäude an sich gehört in den Vereinigten Staaten von Nordamerika nicht gerade zu den Seltenheiten. Von mehr als gewöhnlicher Bedeutung für die Fachwelt dürfte aber der in Folgendem näher zu beschreibende, vor einiger Zeit in Chicago erfolgreich durchgeführte und hier von den betreffenden Kreisen mit grossem Beifall begrüsste Versuch sich erweisen, ein grösseres, aus Hausteinmauerwerk erbautes Kirchengebäude mit einem 68,6 m hohen Thurme eine von 15,5 m fortzubewegen und dann um 1,68 m empor zu heben.
Anm. d. Red. Man vergleiche hierzu „Dtsch. Bztg. 1881, S. 585: sowie die Broschüre: „Modern house moving and shoring“, in welcher eine Reihe ähnlicher Arbeiten aufgeführt sind.
Dicht neben der in der Nähe der Kreuzung der Michigan-Avenue mit der 23. Strasse gelegenen, der Baptisten-Gemeinde gehörigen Immanuelkirche war vor 3 Jahren auf dem benachbarten Grundstück das Hotel Mötropole errichtet worden.
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Nach Vollendung des letzteren zeigte sich, dass das Kirchengebäude mit dem an der Nordseite befindlichen Thurme die besten Zimmer auf der Südseite des Hotels derartig verdunkelte, dass sich die Eigenthümer des letzteren, welches inzwischen in andere Hände übergegangen war, der Kirchengemeinde gegenüber bereit erklärten, die Kirche auf eigene Kosten zu verschieben. Da die nördlichen Kirchenfenster infolge der unmittelbaren Nähe des siebengeschossigen Hotels ebenfalls stark beeinträchtigt wurden, so nahm die Kirchengemeinde, die durch die Ausführung des Vorschlages nur gewinnen konnte, das Anerbieten an. Die Hoteleigenthümer erwarben 50 Fuss (15,24 m) der südlich an die Kirche anstossenden Baustelle zum Preise von 127 500 M. und schenkten den Platz der Immanuelgemeinde. Sie machten sich ferner verbindlich, die sämmtlichen Kosten für die Verschiebung, neue Ausschmückung und sonstigen nothwendigen Reparaturen, die zusammen auf 276 000 M. veranschlagt waren, aus eigenen Mitteln zu bestreiten. Als einzige Gegenleistung hatten die Kirchenvorstände die nach der Versetzung freigewordenen 50 Fuss (15,24 m) der Baustelle an das Hotel abzutreten.
Obwohl man gerade in dem unternehmungslustigen Chicago mit Gebäudeversetzungen vertraut ist und reiche Erfahrungen auf diesem Gebiete gesammelt worden sind, so erhoben sich doch in diesem Falle gewichtige Stimmen, die von dem gewagten Unternehmen abriethen. Denn hier handelte es sich nicht um ein mit vielen die Steifigkeit des zu bewegenden Baukörpers wesentlich erhöhenden Scheidewänden durchsetztes Gebäude, sondern die Kirche stellte einen einzigen mächtigen Innenraum ohne Zwischenwände und massive Pfeiler dar, eine Schale gewissermaassen, deren geringste Gestaltveränderung gefährliche Wirkungen imgefolge haben musste. Trotz alledem fanden sich zwei wohlberufene Unternehmer (House movers) zu dem Wagniss bereit. Gegen eine Sicherungssumme von 210 000 M. wurde der Auftrag Hrn. Harvey Sheeler zutheil. Die Ausführung fand unter der technischen Leitung und Verantwortlichkeit des Hrn. Charles H. Rector statt, dessen Gefälligkeit wir viele der nachfolgenden Mittheilungen verdanken. Einiges (Abb. 2 u. 3) ist aus der Zeitschrift „Engineering News“, Abbildg. 1 aus „Carpentry and Building“ entlehnt. Schliesslich sei noch der Architektenfirma Holabird & Roche in Chicago, welcher die Oberaufsicht über die Arbeiten oblag, an dieser Stelle unser Dank für einige uns gemachte Mittheilungen über dieselben ausgesprochen.
Die Immanuelkirche, ein massiver Hausteinbau, ist im Jahre 1869 errichtet worden und hat eine Breite von 28,35 m bei einer Länge von 49 m. Der Giebel der Ost- oder Hauptfront erreicht eine Höhe von 30,5 m über der Strassengleiche. Ein 2,75 m hohes Sockelgeschoss. Welches, wie weiter unten gezeigt werden soll, im Laufe der Arbeiten beträchtlich erhöht wurde, dient, wie hier vielfach üblich, den Zwecken der Sonntagsschule und bietet Raum für den Unterricht von 1000 Schülern. Das darüberliegende Auditorium bildet nach Abzug der knapp bemessenen Vor- und Nebenräume einen einzigen ungetheilten Raum mit glatter, geputzter Decke. Die hölzernen Dachbinder liegen in Abständen von 6,1 m auf den Umfassungsmauern auf, die an den bez. Stellen durch Pfeiler auf 0,915 m im Geviert verstärkt sind. Die in den Raum eingebaute Empore wird von schlanken gusseisernen Säulchen getragen. Der bis zu einer Höhe von 27,4 m massive Thurm, der sich über einer Grundfläche von 7,3 m im Geviert aufbaut, hat eine Gesammthöhe von 68,6 m. Sein Gewicht, ausschliesslich der Grundmauern wurde zu 1430 t, das des ganzen Gebäudes zu 6652 t berechnet.
Es sind hier und im folgenden sogenannte „kurze“ Tonnen zu 2000 U. engl. = 907 kg gemeint.
Die Hauptfront der Kirche wird durch ein 16 m hohes Portal und das darüber befindliche Radfenster gewissermaassen in zwei Hälften zerschnitten, ein Umstand, dem in Verbindung mit zahlreichen anderen erschwerenden Umständen Rechnung getragen werden musste. Zu den letzteren gehörte eine gewisse Baufälligkeit des Gebäudes, welche in der ungleichmässigen Senkung der nördlichen Gebäudetheile um 10 cm ihren Grund hatte. Infolge derselben hatte in der Nähe des südlichen Seitengiebels das Dach um 13 cm von dem letzteren sich losgetrennt. Die Thurmfundamente hatten sich so ungleichmässig gesetzt, dass die Thurmspitze um 18 cm aus der Lothrechten nach Norden geneigt war. Obwohl das Innere der Kirche im Laufe der Jahre zweimal durch Schadenfeuer zerstört worden war, so befand sich doch das Mauerwerk in ziemlich gutem Zustande. Die Vorbereitungen begannen damit, dass die Umfassungsmauern durch geeignete Verankerung und Verstrebung zusammengefasst wurden. An denjenigen Stellen, wo die Untersuchung die Möglichkeit gefährlicher Materialspannungen ergab, die ein Umkanten oder Verdrehen der Mauern imgefolge haben konnten, wurden eiserne Zugstangen von 3-4 cm Durchmesser mit Schraubenschlössern, sowie hölzerne Druckstreben eingezogen. Die Dachbinder wurden mit Zugstangen versehen, um die Ausübung eines Schubes auf die Mauern thunlichst zu verhindern. Alle grösseren Fenster und Thüröffnungen wurden durch kräftige Lehrbögen und Holzstreben steif gemacht. Die gusseisernen Säulen wurden nach allen Seiten hin abgesteift. Alle irgendwie schwachen Stellen, die ein Nachgeben befürchten liessen, wurden auf geeignete Weise verstärkt. Es würde hier zu weit führen, die Einzelheiten aller Anordnungen zu beschreiben; denn wenn auch der gleiche Grundgedanke überall maassgebend war, dass in dem Ausnahmefalle der Anhebung und Fortbewegung das Gebäude als ein bewegliches Massensystem anzusehen ist, in welchem veränderten, bez. neu auftretenden Spannungen durch Verstärkung der ursprünglichen Konstruktion begegnet werden muss, so machten doch verschiedenartige Bedingungen fast in jedem einzelnen Falle andere Vorkehrungen nothwendig.
Nachdem diese Vorbereitungen beendet waren, wurde zur Emporhebung des 6652 t schweren Mauerkolosses geschritten. Schon vorher waren mit Hinsicht darauf Versuche zur Feststellung der Tragfähigkeit des Baugrundes vorgenommen worden, welcher aus ziemlich fest gelagertem, scharfkantigem, etwas, feuchtem Kiessande bestand. Aufgrund dieser Versuche glaubte man das auf eine Grundfläche von 53,5 qm beschränkte Thurmgewicht von 1430 t auf eine erweiterte Fläche von 10,36 m im Geviert = 107,33 qm mit einer Einheitsbelastung von 12 bis 13 000 kg für 1 qm vertheilen zu dürfen, ohne schädliche Senkungen gewärtigen zu müssen. Die gesammte Bodenfläche, über welcher die Kirche sich erhob, dazu diejenige, über welche das Gebäude wandern sollte, wurde zunächst mit einem Rost von 30 cm x 30 cm Balken aus amerikanischem Fichtenholz (Yellow Pine) belegt; darüber kam eine Querlage von 15 cm starken Hölzern, dann wieder eine Längslage von 10 cm Bohlen, und darüber die zur Hebung dienenden Schraubenwinden, 1100 an der Zahl bezw. 175 grössere Schrauben unter dem Thurme, dann wieder drei Lagen von 15 cm starken eichenen oder Yellow Pine-Bohlen.
Auf die oberste Lage derselben kam das Laufgleis zu liegen, bestehend aus Eisenbahnschienen im Gewichte von 30 kg für das lfd. m, nach Bedarf je 3, 4 oder 5 nebeneinander. Auf diese wurden die Laufwalzen aufgebracht, 1600 stählerne Zylinder von 5 cm Durchmesser und 63 cm Länge, an der Mantelfläche nicht gedreht, sondern rauh belassen, um die zum Rollen nöthige Reibung zu entwickeln. Darüber kamen stählerne Laufplatten von 13 mm Dicke, 30 cm Breite und 61 cm Länge. Besondere Sorgfalt war darauf verwendet worden, dem Material der Schienen, Walzen und Laufplatten den gleichen Härtegrad zu verleihen um einem möglichen Flachdrücken oder Festklemmen der Walzen, während der Fortbewegung vorzubeugen. Um die Walzen im Falle einer Verdrehung ihrer Axe aus der Laufrichtung leicht herausnehmen zu können, waren die Laufplatten in der Bewegungsrichtung in verjüngte Anläufe ausgeschmiedet, so dass, nachdem die Last eine Strecke von rd. 30 cm zurückgelegt hatte, eine Walze nach der anderen freigegeben wurde, um nöthigenfalls wieder in die normale Lage gebracht zu werden. Ueber die Laufplatten wurden schwere I-Träger gelegt, von 38 cm Höhe, im Gewicht von 120 kg f. d. lfd. m, in Paaren oder zu dreien neben einander, quer darüber eine Lage von 25 cm hohen I-Trägern, 60 kg f. d. Ifd. m, auf diese endlich eichene Bohlen von 13 cm Stärke. Die beiden letzten Lagen liefen durch Löcher, welche man in die Grundmauern des Gebäudes gehauen hatte und hatten die Aufgabe, dasselbe anzuheben. Die Gesammthöhe des beschriebenen Unterbaues belief sich auf 2,16 m, das Gesammtgewicht der verwendeten I-Träger auf 350 t, dasjenige der Eisenbahnschienen auf 135 t, genug um einen Schienenstrang von 2 km Länge damit herzustellen. Es sei noch erwähnt, dass behufs Ausgleichung unvermeidlicher Unregelmässigkeiten in den I-Trägern usw. zwischen den Laufplatten und der Unterseite der Träger ein Futter aus starker Pappe von gleicher Beschaffenheit, wie dieselbe hier zu Radkränzen von Eisenbahnrädern verwendet wird, eingeschaltet wurde. Dem Laufgleis wurde eine sanfte Ansteigung im Verhältniss von 1 zu 360 gegeben, um den Einfluss des Setzens des Baugrundes unter der sich fortbewerenden Last möglichst auszugleichen.
Nachdem so umfassende Vorkehrungen zur Verhütung von Unfällen oder Verzögerung getroffen waren, wurden, die 1275 Schraubenwinden so weit als möglich gleichzeitig in Thätigkeit gesetzt und das Gebäude um 13 mm von den Grundmauern abgehoben, wobei das Gesammtgewicht auf die Laufwalzen gebracht wurde. 150 Arbeiter wären zu diesem Zwecke an den Schrauben aufgestellt. Die Hebung erfolgte, indem auf ein, gegebenes Pfeifensignal die Arbeiter schnell von einer zur anderen der 8-10 ihnen zugetheilten Schrauben liefen und einer jeden eine Vierteldrehung gaben, durch welche eine Hebung von 4 mm bewirkt wurde.
Inzwischen waren schwere Balken parallel zur nördlicher Langseite der Kirche festgemacht worden, um bei der nun folgenden Verschiebung der schiebenden Kraft als Widerlager zu dienen. Schwere eiserne Ketten in Abständen von rd. 3 m von einander verankerten diese Balken mit dem Grundrost, wodurch die Schubkraft auf den Baugrund übertragen wurde. Von 60 Arbeitern bedient wurden dann 60 Schraubenwinden mit einer Arbeitsfähigkeit von je 5 t zwischen den Widerlagsbalken und die oberste Bohlenlage des Unterbaues eingebracht und wiederum auf ein Signal jeder Schraube eine Vierteldrehung gegeben. So rückte das Gebäude langsam vorwärts. War die Schraubenhöhe aufgebraucht, so wurde der Widerlagsbalken um eine Strecke gleich der Höhe der Schraube parallel mit sich selbst in südlicher Richtung vorgerückt und die Ketten, um eine gleiche Strecke versetzt, aufs neue verankert. Das Ergebniss eines zehnstündigen Arbeitstages belief sich auf rd. 2,74 m. Die Gesammtstrecke von 15,5 m wurde demnach in rd. 6 Tagen bei Verwendung von 60 Arbeitern zurückgelegt. Die 60 Winden erwiesen sich zur Ausübung der auf 300 t veranschlagten Schubkraft als vollständig ausreichend. Ein Gleiten der Last fand nirgends statt, sondern die Bewegungslast war durchgehends eine rollende.
Das Verhalten des Gebäudes während der Hebung und Fortbewegung war ein in jeder Hinsicht befriedigendes. Das Mauerwerk erlitt nicht die geringste Beschädigung und nicht ein einziger Riss oder Sprung oder Abbröckeln des Putzes konnte von oben bis unten entdeckt werden. Aber mehr als das. Im Verlaufe der Arbeiten wurden die nördliche Umfassungsmauer sowie auch der Thurm, welche, wie oben erwähnt, durch ungleichmässiges Setzen des Baugrundes beträchtliche Senkungen erfahren hatten, in ihre ursprüngliche Lage zurückgeführt, so dass eine wesentliche Verbesserung nicht nur in der äusseren Erscheinung, sondern auch in der Standfestigkeit des Bauwerks erzielt wurde. Die einzigen Reparaturen, die von dem Unternehmer, welcher laut Vereinbarung für alle Beschädigungen an dem Kirchengebäude aufzukommen verpflichtet war, vorzunehmen waren, beschränkten sich auf das Zumachen der Oeffnungen, die für den Durchgang der Ankerzugstangen durch die Mauern hatten geschlagen werden müssen.
Die im Vorhergehenden beschriebene Ausführungsweise stellt insofern eine neue Lösung der Aufgabe dar, als der Unternehmer von der bei Häuserverschiebungen üblichen Weise, das Gebäude von den Grundmauern erst abzuheben und dann die Schraubenwinden nacheinander durch Walzen und Schienengleise nebst geeignetem Unterbau zu ersetzen, in diesem Falle abzuweichen für gut fand und im umgekehrten Sinne verfuhr. In Abständen von rd. 2 m wurden Löcher in die Grundmauern geschlagen und I-Träger eingebracht, Schienen und Laufwalzen auf dem fertigen
Unterbau verlegt und die Last angehoben, indem die Schraubenwinden unter den untersten Bohlenlagen angriften. Die Zwischenräume zwischen je zwei Schrauben wurden dann mit Holzblöcken so ausgefüllt, dass das gesammte Bauwerk auf einer festen Grundlage ruhte, während es sonst durch ein etwaiges Schwanken der an Ort und Stelle verbleibenden Schraubenwinden leicht hätte geschädigt werden können. Bemerkt sei noch, dass von den 1275 Schrauben 175 grössere zu je 36 t Hebefähigkeit unter dem Thurme, die übrigen 1100 zu je 5 t unter den übrigen Gebäude theilen zur Verwendung kamen.
Die angewendete Methode hat sich so trefflich bewährt, dass man wohl sagen darf, dass von nun an die Aufgabe, ein grosses, massives Gebäude zu verrücken, selbst ein solches mit weitem Innenraume, ohne stützende Pfeiler oder Zwischenwände, bei sorgfältiger Beobachtung der gebotenen Vorsichtsmaassregeln als gelöst angesehen werden muss.
Nachdem die Verschiebung beendigt war, beauftragten die in hohem Grade befriedigten Kirchenvorstände den Unternehmer mit der Aufgabe, das Kirchengebäude noch um 1,68 m emporzuheben, um für ein höheres Sockelgeschoss für den Gebrauch der Sonntagsschule und für, andere Zwecke Raum zu gewinnen. So vollständig hatte der Unternehmer das in ihn gesetzte Vertrauen gerechttertigt, dass diesmal auf die Hinterlegung einer Sicherungssumme verzichtet wurde. Dieselben Schrauben, die schon bei der ersten Anhebung benutzt worden waren, kamen hier wieder zur Verwendung. Die Emporhebung ging mit einer Geschwindigkeit von 30 cm für den Arbeitstag vor sich und wurde in rd. 6 Tagen vollendet.
Mit den vorbereitenden Arbeiten wurde am 14. Okt. 1895 begonnen, die Verschiebung dauerte vom 20. bis 27. Nov., die Emporhebung wurde am 12. Dez. beendet und alle anderen Arbeiten wurden derart beeilt, dass bereits am 1. März v. J. der Gottesdienst in der gänzlich erneuerten Kirche wieder aufgenommen werden konnte. Das Gesammtergebniss dieser gewiss merkwürdigen Ausführung ist inanbetracht des bedeutenden zu bewegenden Gewichts, der Höhe des Thurmes und gewisser durch die Baufälligkeit einzelner Gebäudetheile verursachten Schwierigkeiten entschieden hoch anzuschlagen und für den umsichtigen Leiter, Hrn. C. H. Rector, ehrenvoll. –
Obwohl nicht streng hierher gehörig, aber doch an die vorhergehende Darstellung anknüpfend, mag der folgende, vor kurzem in Kalifornien ausgeführte Transport eines Hauses auf dem Wasserwege kurz erwähnt werden, dessen Beschreibung wir dem „American Architect“ entnehmen. Ein Advokat Namens Sevier, in der Stadt Eureka an der Humboldtbai wohnhaft, war durch Rechtsspruch in den Besitz eines schönen zweigeschossigen Landhauses in der 11 km weiter nördlich an der Bai gelegenen Stadt Arcata gelangt. Er beschloss, das Gebäude über die Bai nach Eureka zu transportiren und hier auf neue Grundmauern zu setzen. Das Haus wurde zunächst in der üblichen Weise an das marschige Ufer gebracht. Dann wurde ein Holzgerüst oder Dock in das Wasser hinaus gebaut, auf welchem das Gebäude langsam bis zum Rand vorgeschoben wurde, wo zwei mit den Langseiten an einander gekettete breite Fahrzeuge vor Anker lagen. Nachdem die schwierige Arbeit der Verladung glücklich bewerkstelligt war, wurden die Fahrzeuge von einem Schleppdampfer in wenigen Stunden über die Bucht nach Eureka bugsirt.
Die Ausladung fand hier in ähnlicher Weise wie vorher statt.
Wenn man sich die Schwierigkeiten des Ein- und Ausladens vergegenwärtigt, so ist es um so mehr rühmend anzuerkennen, dass auch bei diesem Unternehmen das Gebäude mit Ausnahme einiger Risse in den geputzten Innenwänden und Decken keine Schädigungen erlitt.
Dieser Artikel erschien zuerst am 13.02.1897 in der Deutsche Bauzeitung.