Beim Minister des Innern Freiherrn von Rheinbaben

In den Prunkräumen des Staatspalastes Unter den Linden wohnt seit einigen Monaten der neue Minister des Innern Freiherr von Rheinbaben. Dieser Minister, so reichlich er sich auch in seinen früheren Stellungen auf vielfachen Gebieten der Wohlfahrt bewährt hat, ist als eigentliche politische Persönlichkeit bisher noch nicht hervorgetreten.

Freiherr von Rheinbaben wurde am 21. August 1855 in Frankfurt a. O., wo sein Vater als Offizier in Garnison stand, geboren; der Vater starb im Feldzug von 1866 auf dem Schlachtfeld von Gitschin als Major und Bataillonskommandeur im Leibinfanterieregiment Nr. 8 den Tod des Kriegers. Freiherr von Rheinbaben empfing den Schulunterricht in Frankfurt a. O., später in der Klosterschule zu Ilfeld a. Harz wo er im Jahr 1873 das Abiturientenexamen ablegte. Es folgten dann die juristischen Studien an den Universitäten in Heidelberg und Berlin und im Jahr 1876 der Eintrit als Referendar beim Kammergericht.

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Im Jahr 1876 -77 diente Freiherr von Rheinbaben bei den Ulanen in Fürstenwalde und ward dort zuletzt Rittmeister der Reserve. Er trat später in das Kreisgericht erst in Erfurt, dann in seiner Vaterstadt Frankfurt a. O. ein und legte im Jahr 1882 das große juristische Staatsexamen in Berlin ab. Hierauf erfolgte der Uebertritt in den politischen Verwaltungsdienst zunächst als Hilfsarbeiter im Staatsministerium, dann beim Oberpräsidium in Schleswig, dann im Finanzministerium, wo Freiherr von Rheinbaben 1888 zum Regierungsrat, 1889 zum Geheimen Finanzrat und vortragenden Rat und 1892 zum Geheimen Oberfinanzrat vorrückte. Im Februar 1896 erfolgte die Ernennung zum Regierungspräsidenten in Düsseldorf und am 2. September 1899 die Berufung als Minister des Innern und Staatsminister.

Staatsminister Freiherr von Rheinbaben in seinem Arbeitszimmer

Während seiner Wirksamkeit in Schleswig vermählte sich Freiherr von Rheinbaben mit der Freiin Hedwig von Liliencron, der Tochter des Klosterprobstes und Wirklichen Geheimen Rats Freiherrn von Liliencron, eines der bedeutendsten Germanisten Deutschlands, Mitglied der Münchener Akademie und Herausgeber des im Auftrag der Akademie erscheinenden Werkes „Deutsche Biographie“. Die Probstwürde des Freiherrn von Liliencron ist bedingt durch seine Oberverwaltung des adeligen Damenstifts St. Johannes von Schleswig. Dieser Ehe entstammen 3 Kinder, die Töchter Gustava (5 Jahre), Gerda (11 Jahre) und der 6 jährige Sohn Rochus.

Freiherr von Rheinbaben im Kreise seiner Familie (In der Mitte steht Freifrau v. Rheinbaben)

Wie schon früher bemerkt, ist Freiherr von Rheinbaben in seiner ganzen früheren Thätigkeit nur Beamter gewesen und betritt als homo novus den Kampfplatz der Parlamentsdebatten. Um so reicher und vielseitiger hat er sich auf gemeinnützigem Gebiet bethätigt. Er hat während seiner Wirksamkeit in Düsseldorf die Lungenheilstätte für das Bergische Land in Ronsdorf errichtet, hat das Institut des Arbeitsnachweises für den ganzen Regierungsbezirk durchgeführt und hat auf Grund von freiwilligen Beiträgen, die im ganzen 170 000 Mk. jährlich ergaben, den Ruhrthalsperrenverein gegründet, durch den die Wasserentnahme aus der Ruhr einheitlich geregelt worden ist und der für die Wasserversorgung des rheinisch-westfälischen Industriereviers von dauerndem Nutzen zu werden verspricht.

Auch zu den bildenden Künsten ist Freiherr von Rheinbaben als Kurator der Kunstakademie in Düsseldorf in innige und sympathische Beziehungen getreten und hat persönliche Freundschaftsbande geknüpft mit den besten Meistern der Düsseldorfer Schule wie Peter Jansen, Oswald v. Achenbach und Ed. v. Gebhardt. Aus diesen vielfach von beiden Seiten angeregten Beziehungen gestaltete sich auch der Plan, für die zum Jahr 1902 in Vorbereitung genommene Gewerbeausstellung eine große Düsseldorfer Kunstausstellung zu veranstalten und zu diesem Zweck unter Aufwand von etwa einer Million Mark ein eigenes, ständiges Kunstausstellungsgebäude zu errichten. Die künstlerischen Kräfte und mit ihnen Fähigkeit und Bedürfnis, eine solche Ausstellung dauernd zu beschicken, sind in Düsseldorf so reichlich und reichbegabt vorhanden wie in Dresden und München. Es wäre eine That von höchstem Wert, wenn mit solchem Haus der Düsseldorfer idealen Kunstrichtung, wie ihr Bendemann und Schadow die Wege gewiesen haben, ein fester Hort geschaffen würde. In ganz Düsseldorf wurde es denn auch freudig begrüßt, daß ein solcher Ausstellungspalast für den rheinischen Kunstmarkt errichtet werden soll.

Dieser Artikel erschien zuerst 1900 in Die Woche.