Das Geschäftshaus der Hypothekenbank in Hamburg zu Hamburg

Das Geschäftshaus der Hypothekenbank in Hamburg zu Hamburg

Architekt: W. Martens in Berlin.

Das in den Jahren 1896/97 erbaute neue Geschäftshaus der „Hypothekenbank in Hamburg“ zu Hamburg, Hohe Bleichen 18, ist auf einem Bauplatze von 32,5 m Breite und 29 m Tiefe errichtet worden. Maassgebend für die Gestaltung des Grundrisses war die Aufgabe, bei den ungünstigen Hamburger Lichtverhältnissen für die sämmtlichen Büreaus, insbesondere für die unteren Kassenräume, die grösstmöglichste Lichtfülle zu schaffen. Da nun die genannte Strasse nur eine Breite von 12 m besitzt, so ist die mit Glas überdeckte Halle für das Publikum nicht lichthofartig in die Mitte des ganzen Grundstückes eingebaut, sondern absichtlich an die Vorderfront gelegt und dieser Gebäudetheil in den oberen Stockwerken um die Tiefe der genannten Halle zurückgesetzt, so dass nicht allein der untere hohe Kassensaal durch das günstige Seiten- und Oberlicht vortrefflich erhellt wird, sondern auch für die vorderen Büreaus der oberen Geschosse eine ausgezeichnete Beleuchtung erzielt worden ist.

Durch das vor der Hinterfront befindliche grosse Hof- und Gartengelände erhalten auch,die an dieser Front ben Räume reichlich Licht. Ausserdem sind die besonders weiten und hohen Fensteröffnungen der Büreaus mit eisernen Fenstern versehen, deren schwache Konstruktion nur wenig Lichtfläche fortnimmt.

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Das an der linken Seite des Grundstückes belegene Hauptportal, hinter welchem sich ein geräumiges Vestibül erstreckt, bildet den Zugang einerseits für die zu den Direktionsräumen im I. Obergeschoss, sowie zu der Direktorwohnung im II. Obergeschoss führende Haupttreppe, andererseits für die Halle des Publikums. An der rechten Seite des Grundstückes musste eine öffentliche Durchfahrt nach dem auf dem hinteren Grundstückstheil befindlichen Verwaltungsgebäude der Senatsabtheilung für das Zollwesen belassen bleiben. An dieser Durchfahrt liegt gleichzeitig der Eingang für die Beamten der Bank, sowie derjenige zur Nebentreppe der Wohnung im II. Ober- und im Dachgeschoss.

Das Kellergeschoss enthält die Räume für die Zentralheizungs- und die ausgedehnte elektrisch betriebene Ventilations-Anlage, sowie Kohlenräume und Wirthschaftsräume für die Wohnungen. In dem zur ebenen Erde gelegenen Tiefparterre befinden sich die Räume für den Staatskommissar (die Hypothekenbank steht unter Aufsicht des Senates), hieran anschliessend das Tresor-Gewölbe für die Hypothekendokumente, ferner Arbeitsräume der Koupon-Abtheilung mit grossem Tresor und endlich die Wohnungen für Portier und Heizer.

Im Hochparterre gruppiren sich um den an der Strassenfront belegenen Publikumraum die sämmtlichen Kassen, von denen jede ihren besonderen Tresor besitzt. Das oberhalb der Durchfahrt liegende Zwischengeschoss enthält ausreichende Garderoben- und Toilettenräume, sowie ein Frühstückszimmer für die Beamten. Im I. Obergeschoss sind die Direktionsräume, das Sitzungszimmer.nebst den nöthigen Vor- und Sprechzimmern, sowie die internen Büreaus der Bank untergebracht. Im II. Obergeschoss ist die Wohnung für einen Direktor angeordnet, deren Neben-Räumlichkeiten im Dachgeschoss liegen.

Letzteres enthält ausserdem noch eine Botenwohnung und ein geräumiges Archiv.

An technischen Einzelheiten sei folgendes erwähnt: Sämmtliche Geschosse einschl. des Dachgeschosses sind feuersicher konstruirt und es ist insbesondere der Lage und Konstruktion der Tresors hohe Beachtung geschenkt. Die Tresorbauten sind nicht, wie gewöhnlich, für alle Abtheilungen vereint in ein Geschoss gelegt, sondern durch alle drei zu Bankzwecken benutzten Geschosse durchgeführt, wodurch ermöglicht wird, dass jede einzelne Abtheilung ihren besonderen Tresor erhält. Die Sicherungen der Wände, Decken, Fussböden und Thüren der Tresore sind nach den neuesten im Bankbau gemachten Erfahrungen hergestellt. In den beiden Hauptgeschossen sind die Tresore zur besseren Ausnutzung in der Höhe nochmals getheilt; die hierdurch entstehenden Zwischengeschosse sind von den Podesten der internen Geschäftstreppe aus zugänglich. Die im Stile der italienischen Hoch-Renaissance gehaltene Fassade ist im Sockel aus Granit. in den übrigen Theilen aus Burgpreppacher Sandstein von der Firma Ph. Holzmann & Co. ausgeführt. Die Figurengruppen sind nach den Modellen des Hrn. Prof. Brütt-Berlin gefertigt, während die Modelle zu dem ornamentalen Schmuck der Fassade von Hrn. Bildhauer H. Giesecke daselbst herrühren. Die örtliche Bauleitung war Hrn. Architekt R. Bielenberg aus dem Atelier des Hrn. Martens übertragen.

An der Bauausführung waren besonders betheiligt: J. F. W. Reichardt & Sohn, Hamburg, durch Uebernahme der Erd-, Maurer- und Zimmerarbeiten; J. Jansen Schütt, Hamburg, durch Lieferung von Eisenguss- und Eisenwalzarbeiten; die Actien-Gesellschaft für Marmor-Industrie Kiefer, Kiefersfelden, mit Marmorarbeiten; die Firmen May & Herrmann, Hamburg, mit Schlosserarbeiten: Paul Marcus, Berlin, durch Uebernahme der Kunstschlosserarbeiten. An Rud. Otto Meyer, Hamburg, war die Zentralheizungs- und Ventilationsanlage übertragen; es theilten sich W. Schweimler und H. W. Gooss, Hamburg, sowie Carl Müller, G. Kuhnert und G. Olm, Berlin, in die Tischlerarbeiten; Oldenburg & Hengstler, Hamburg, lieferten die Dachdecker- und Klempnerarbeiten; Börner & Herzberg, Berlin, erstellten die Gas-, Wasser- und Entwässerungsanlage; die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft, Berlin, die elektrische Anlage und es führten Carl Lange, Berlin, und C. H. Soth, Hamburg, die Malerarbeiten aus. –

Dieser Artikel erschien zuerst am 10.03.1900 in der Deutsche Bauzeitung.