Das Geschäftshaus der Rheinischen Creditbank in Karlsruhe

Architekt: Professor A. Hanser, Karlsruhe. Das im November 1896 dem Bankbetrieb übergebene Gebäude ist auf einem nahezu rechtwinkligen Eckbauplatze von 28 auf 24 m erichtet.

Maassgebend für die Gestaltung des Grundrisses war die Aufgabe, die Räume für die Direktion zwischen die Hauptgeschäftsbetriebe – Kasse und Effektenbüreau – zu legen und ausserdem möglichst alle Arbeitsplätze mit gutem Licht von der Strasse her zu versehen, da bei der verhältnissmässig kleinen Grundfläche des auszunützenden Bauplatzes nur ein beschränkter Hofraum erzielt werden konnte. Dabei war es noch wünschenswerth, den Eingang für das Publikum nach der verkehrsreicheren Waldstrasse zu legen. Wenn zur Erläuterung der Raumeintheilung die beifolgenden Grundrisse Aufschluss geben sollen, so sei noch ergänzend hinzugefügt, dass im Kellergeschoss Archive, Räume für Heizung, Ventilation und Beleuchtung untergebracht sind, ebenso die Haushaltungskeller für die beiden Dienerwohnungen.

Dies ist ein historischer Text, welcher nicht geändert wurde, um seine Authentizität nicht zu gefährden. Bitte beachten Sie, dass z. B. technische, wissenschaftliche oder juristische Aussagen überholt sein können. Farbige Bilder sind i. d. R. Beispielbilder oder nachcolorierte Bilder, welche ursprünglich in schwarz/weiß vorlagen. Bei diesen Bildern kann nicht von einer historisch korrekten Farbechtheit ausgegangen werden. Darüber hinaus gibt der Artikel die Sprache seiner Zeit wieder, unabhängig davon, ob diese heute als politisch oder inhaltlich korrekt eingestuft würde. Lokalgeschichte.de gibt die Texte (zu denen i. d. R. auch die Bildunterschriften gehören) unverändert wieder. Das bedeutet jedoch nicht, dass die darin erklärten Aussagen oder Ausdruckweisen von Lokalgeschichte.de inhaltlich geteilt werden.

Letztere haben, wie ersichtlich, im Sockelgeschoss ihren Platz gefunden. Die noch zurzeit in Karlsruhe herrschende Bauordnung schreibt für derartige Wohnungen vor, dass der Fussboden nicht unter das Aussere Gelände zu liegen kommen darf. Da ausserdem eine lichte Höhe der Wohnungen von mindestens 2,80 m verlangt wird, so ergab sich die Nothwendigkeit, den Boden des Hauptgeschäftsgeschosses in eine Höhe von 3,20 m zu legen. Weiter soll nicht unerwähnt bleiben, dass für den im oberen Geschoss befindlichen Sitzungssaal eine unmittelbar von der Strasse aus zugängliche, besondere Treppenanlage angeordnet wurde, weil derselbe ausser für die engeren Geschäftszwecke auch zu sonstigen Sitzungen, Schiedsgerichten usw. verwendet werden kann.

Untergeschoss
Hauptgeschoss
Obergeschoss

Von technischen Einzelheiten soll folgendes hervorgehoben werden. Der für sich abgeschlossene, nach dem Hofe zu errichtete Tresorbau, welcher im Untergeschoss die sog. Stahlkammer, im Hauptgeschoss den 40 qm messenden Effektentresor enthält, ist in 3 Stein starkem Klinkermauerwerk errichtet. Der Boden und die Wandungen sind durchweg mit 10 mm starkem Stahlpanzer gegen Einbruch gesichert. Die Tresors sind mit Oeffnungen für Tagesbeleuchtung versehen, welche wie auch die Thüren mit schweren, feuer- und diebessicheren Panzerverschlüssen verwahrt werden können (Götz & Co., Stuttgart). Die Decke des Tresorbaues ist mit hart an einander gelegten Stahlschienen abgedeckt, welche 50 cm hoch mit Beton übertragen sind. Auf einen Hohlraum von 50 cm Höhe folgt wiederum eine 30 cm starke Betondecke, welche zu gleicher Zeit den Boden des Sitzungssaales bildet. Ueber diesem ist die Bedachung aus Holzzement hergestellt, welcher unmittelbar auf eine feuersichere Decke nach System Kleine aufgetragen ist. Die sonstigen Zwischendecken des Gebäudes sind in Stampfkiesbeton ausgeführt; auf eine Sandschicht von 10 cm Stärke folgt Gipsestrich mit Linoleumbelag in der für diese -Konstruktionsart üblichen Weise. Die Haupttreppen sind ebenfalls nach dem System Kleine konstruirt und haben theils einen Belag aus Ardennenmarmor, theils einen solchen aus belgischem Granit. Die Geschäftslauftreppen sind in Schmiedeisen ausgeführt, die Trittflächen der mit Asphalt ausgegossenen Kastenstufen mit Linoleum belegt.

Das Gebäude wird durch Warmwasserheizung (Gebr. Sulzer-Winterthur-Ludwigshafen) erwärmt. Für die Lüftung sorgt ein Elektro-Ventilator, welcher frische Luft eintreibt. Letztere wird je nach Bedarf in einer gesondert heizbaren Vorwärmekammer auf die gewünschte Temperatur gebracht und durch einen Wasserdampfapparat befeuchtet. Die Vertheilungskanäle für die Ventilationsluft sind in Korkstein hergestellt. Die elektrische Beleuchtung (220 Glühlichter) wird durch eine eigene Maschinenanlage mit Akkumulatoren-Batterie besorgt (Siemens & Halske, Charlottenburg). – Für einen bequemen Geschäfts-Betrieb dienen zwei elektrische Aufzüge und eine ebenso betriebene Rohrpostanlage (Mohr & Federhaff-Mannheim, Töpfer & Schädel, Berlin).

Das Geschäftshaus der Rheinischen Creditbank in Karlsruhe

Sämmtliche Bauarbeiten und Einrichtungen des Innern sind, abgesehen von obigen Erwähnungen, durch Karlsruher bezw. badische Firmen ausgeführt

Die Gesammtbaukosten betragen 340 000 M. und vertheilen sich bei einem umbauten Raum von rd. 10 000 cbm – gerechnet vom Trottoir bis Oberkante Attika – folgendermaassen:

I. Rohbau (Vogesen-Sandstein d. Fassaden 42 000M ‚) 175 000 M., 1 cbm 17,50 M.;
II. Ausbau 61 000 M., 1 cbm 6,10 M.;
III. Heizung, Ventilation, Heizmäntel 21 000 M., 1 cbm 2,10 M.;
IV. elektr. Beleuchtung, Maschinen, Beleuchtungskörper (b. 220 Glühlichtern für 1 Licht 100 M.) 22 000 M, 1 cbm 2,20 M.;
V. Tresorsicherungen und Einrichtungen (auf das cbm Tresor 250 M.) 38 000 M., 1 cbm 3,80 M.;
VI. Telephon, Rohrpost, Aufzüge, Mobiliar usw. 23 000 M., 1 cbm 2,30 M.

Die Bauzeit betrug 20 Monate, die Bauführung am Platze besorgte Hr. Karl Veth

Karlsruhe, Herbst 1897, Hanser

Dieser Artikel erschien zuerst am 15.01.1898 in der Deutsche Bauzeitung.