Das Grabdenkmal Alfred Krupp’s auf dem alten Friedhof in Essen a. Ruhr

Das Grabdenkmal Alfred Krupp’s auf dem alten Friedhof in Essen a. Ruhr

Bildhauer: Otto Lang in München. Neben dem Standbilde, das auf dem Marktplatz der Stadt Essen für deren i. J. 1887 verstorbenen grössten Bürger, den Geh. Kommerzien-Rath Alfred Krupp errichtet worden ist, und neben dem grossen Denkmal an der Limbecker Chaussee, das die Beamten und Arbeiter der Essener Gusstahl-Fabrik ihrem Oberhaupte in Liebe und Dankbarkeit gewidmet haben, besitzt Essen noch ein drittes Erinnerungs-Zeichen an ihn: das Grabdenkmal, mit welchem die Familie Alfred Krupps seine Ruhestätte auf dem alten, an der Kettwiger Chaussee gelegenen Friedhofe der Stadt geschmückt hat.

Obgleich schon i. J. 1890 enthüllt, ist dieses von Hrn. Bildhauer Otto Lang in München geschaffene Werk in weiteren Kreisen noch so wenig bekannt, dass wir mit seiner Veröffentlichung einer Ehrenpflicht nachzukommen glauben. Denn unseres Erachtens handelt es sich bei demselben um eine künstlerische That ersten Ranges – um die glückliche Lösung einer der schwierigsten Aufgaben, die auf dem Gebiete bildender Kunst überhaupt gestellt werden können. Gewaltig im Maasstabe und doch gefällig, schlicht in der Gesammthaltung wie in den Einzelheiten und doch von reichster Erscheinung, wirkt es grossartig ohne aufdringlich zu sein und spricht in seiner edlen Vornehmheit ergreifend zu dem Herzen des Beschauers. Geradezu meisterlich ist das Verhältniss zwischen dem architektonischen Aufbau und dem plastischen Beiwerk abgestimmt.

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Einer eingehenden Beschreibung des Denkmals wird es nicht bedürfen. Auf einem durch 2 Stufen empor gehobenen Unterbau von schwarzem schwedischen Granit, steht ein in einfachen antiken Formen gestalteter Sarkophag aus grünlichem hessischem Syenit. Vor demselben ist auf einem Vorsprunge, der die Inschrift A. Krupp trägt, eine in Bronze gegossene Figurengruppe angeordnet, deren Symbolik leicht zu verstehen ist. Der Todesengel, eine herrliche geflügelte Jünglingsgestalt, die in der Linken die verlöschte Fackel trägt, ergreift Besitz von dem Sarkophage, auf den er ein Lorbeerreis niedergelegt hat. Zu seinen Füssen kniet eine in Trauer zusammen gesunkene weibliche Gestalt – die Vertreterin der Hinterbliebenen – zu der er sich tröstend herabneigt.

Die von Hrn. Lang modellirten Figuren sind in der v. Miller’schen Erzgiesserei zu München in Bronze gegossen, die Steinmetzarbeiten von der Firma Zwisler in München ausgeführt. Zur Beurtheilung des Maassstabes der Anlage sei bemerkt, dass die Höhe der stehenden Figur etwas über 2 m beträgt.

Dieser Artikel erschien zuerst am 11.03.1899 in der Deutsche Bauzeitung.