Die Beisetzung Friedrich Alfred Krupps

Die Beisetzung Friedrich Alfred Krupps in Essen vollzog sich in Formen, wie es sonst nur bei gekrönten Häuptern der Fall ist. Nicht nur Minister und andere Staatswürdenträger, nein, der Kaiser in Person nahm an der Feier teil. In der That, wenn er auch keine Krone trug, ein Fürst ist ja mit Friedrich Alfred Krupp dahingegangen, ein Fürst im Reich der Industrie ein Mann, in dessen Werkstätten Tausende und Abertausende von Arbeitern beschäftigt waren, die, eine Seltenheit in heutiger Zeit, ihm große Anhänglichkeit entgegenbrachten.

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Von der Beisetzung Friedrich Alfred Krupps in Essen am 26. November – Der Kaiser im Trauerzug

Er hielt die Fäden des ungeheuren Unternehmens, das sein Großvater begründet und sein Vater zur Blüte gebracht hatte, in seiner Hand, ihm sind die großen Dienste zu danken, die in der letzten Zeit von den Kruppschen Werken dem deutschen Heer und der deutschen Marine geleistet worden sind. Seine berufliche Thätigkeit und seine persönliche Liebenswürdigkeit haben zusammengewirkt, um dem Verblichenen die Freundschaft des Kaisers zu gewinnen, zu der dieser sich bei der Beerdigung ganz ausdrücklich bekannte. Er schritt in dem Trauerzug, der die sterblichen Ueberreste Krupps zur letzten Ruhe geleitete, unmittelbar hinter dem Leichenwagen zum Friedhof, der in der Umgebung des Grabes in einen förmlichen Blumengarten umgewandelt war. Hatten doch Tausende das Bedürfnis gefühlt, dem zu früh dahingegangenen Mann ein letztes Zeichen ihrer Hochachtung und Liebe, einen Kranz oder eine Palme zu senden. Denn Krupp, der, soweit es ihm seine Stellung an der Spitze der Riesenwerke gestattete, gern die Oeffentlichkeit mied, gewann überall, wo er weilte, zahlreiche Freunde, und man vergaß ihn nicht.

Krupp (rechts) im Automobil
Von der Beisetzung Friedrich Alfred Krupps in Essen am 26. November – Gebet am offenen Grab (links Superintendet Klingmann, rechts Der Kaiser)

Einen kleinen Beweis dafür giebt unser Bild, das Krupp als Landarbeiter darstellt. Es ist uns aus Homburg v. d. Höhe zugesandt worden, wo es vor 17 Jahren angefertigt wurde. Damals weilte Krupp dort zur Kur und beschäftigte sich aus Gesundheitsrücksichten mit dem Umgraben eines Feldes. Leider war er, obwohl groß, von schwacher Konstitution und geringer Widerstandsfähigkeit; daher wurde er zu früh eine Beute des Todes, er hat das neunundvierzigste Lebensjahr noch nicht einmal vollendet.

Das Grab von Friedrich Alfred Krupp auf dem Kruppchen Privatfriedhof in Essen am Tag der Beisetzung

Dieser Artikel erschien zuerst in Die Woche 49/1902.