Das Herzog Christoph-Denkmal in Stuttgart

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Auf dem prächtigen Schloßplatze in Stuttgart erhebt sich zwischen der Jubiläumssäule und dem Königsbau das Herzog Christoph-Denkmal, welches während der Feier des in Juni 1889 stattgefundenen 25jahrigen Regierungsjubiläums König Karl’s (vergl. Heft 24 des vorigen Jahrgangs) enthüllt worden ist und das Andenken an einen der vortrefflichsten schwäbischen Herrscher, den eigentlichen Begründer der württembergischen Selbstständigkeit, im Volke lebendig erhalten soll.

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Das Standbild, welches von dem Stuttgarter Bildhauer Paul Müller modellirt und von Pelargus in Erz gegossen ist, stellt den Herzog Christoph in fast doppelter Lebensgroße dar. Die Gestalt des Fürsten in der Tracht der damaligen Zeit (1550-1568) macht einen zugleich markigen, kühnen und freien Eindruck: das Antlitz ist stolz erhoben, die rechte Hand, in der er das von ihm selbst verfaßte württembergische Landrecht hält, stützt sich leicht auf eine Säule, die linke umfaßt den Griff des Schwertes. Ganz besondere Beachtung verdient auch das Postament, bestehend aus einem Würfel aus rothem Sandstein, in dessen vier Seiten Bronzetafeln mit Reliefdarstellungen aus dem Leben des Herzogs eingelassen sind.

Das Herzog Christoph-Denkmal in Stuttgart. Nach einer Original-Aufnahme von H. Brandfeph, Hofphotograph in Stuttgart
Das Herzog Christoph-Denkmal in Stuttgart. Nach einer Original-Aufnahme von H. Brandfeph, Hofphotograph in Stuttgart

Betrachten wir diese Tafeln der Zeitfolge nach, so sehen wir auf der Schmalseite zur Linken eine Scene aus des Herzogs Jugendzeit. Geboren am 12. Mai 1515 als einziger Sohn Herzog Ulrich’s, wurde er nach der Vertreibung seines Vaters durch den schwäbischen Bund nach Oesterreich gebracht. Die Tafel zeigt uns den fünfjährigen Knaben, wie er von Georg v. Frundsberg zur Reise nach Innsbruck abgeholt wird und von seiner Mutter Sabine und seiner Schwester Anna Abschied nimmt. Er wurde am österreichischen Hofe erzogen. Da aber Kaiser Karl V. die Absicht hatte, das Herzogthum Württemberg dauernd an das habsburgische Haus zu bringen und den jungen Erben daher in ein spanisches Kloster zu stecken, beschloß Christoph zu fliehen, was ihm auch 1532 mit Hilfe seines Lehrers Tiffernus gelang. Die zweite Bronzetafel auf der rechten Schmalseite stellt die Flucht des jungen Herzogs in lebendiger Weise dar. Als gereifter Mann trat er endlich 1550 die Regierung an und wußte sich schnell durch Festigkeit nach Außen und weise Maßregeln im Innern so in Achtung zu setzen, daß er 1556 zum Obersten des schwäbischen Bundes ernannt wurde. Das Relief der auf unserem Bilde sichtbaren Frontseite zeigt den Augenblick, wo Herzog Christoph seine Bestallung entgegennimmt und ihm die Reichssturmfahne überreicht wird. Auf der Rückseite endlich ist dargestellt, wie der Herzog den ihn besuchenden Kaiser Maximilian II. vor den Thoren Stuttgarts empfängt. – Das Denkmal ist in allen seinen Theilen auf das Vorzüglichste gelungen und eine der edelsten Zierden der schwäbischen Hauptstadt.

Dieser Artikel erschien zuerst in Heft 5/1890 des das Buch für Alle.