Das neue Gebäude des k. württembergischen Landes-Gewerbemuseums in Stuttgart

Erster Entwurf: Hartel & Neckelmann, Ausführung: Skjold Neckelmann. Die im vergangenen Sommer erfolgte Fertigstellung des neuen Gebäudes des k. württembergischen Landes-Gewerbemuseums in Stuttgart und die feierliche Uebernahme desselben durch die Verwaltung des letzteren bedeutet die Krönung der Entwicklung des gewerblichen Bildungswesens in Württemberg.

Seine Anfänge lassen sich, wie wir der Festschrift zur Einweihung des neuen Museumsgebäudes (Das kgl. württembergische Landes-Gewerbemuseum in Stuttgart. Festschrift zur Einweihung des neuen Museumsgebäudes. Stuttgart 1896.), der wir auch weiterhin in der Wiedergabe eines Theiles der Abbildungen und in den Angaben über die Vorgeschichte und die Bauausführung des neuen Gebäudes folgen, entnehmen, bis in das Jahr 1830 zurückverfolgen, in welchem Jahre sich eine „Gesellschaft für Beförderung der Gewerbe in Württemberg“ aufthat und eine Mustersammlung anlegte. Neben dieser Mustersammlung wurde noch eine „Landes-Industrie-Handlung“ begründet. In der weiteren Entwicklung der Dinge wurde auf Anregung der genannten Gesellschaft und infolge der aus gewerblichen Kreisen, namentlich von einem Kongress von Abgeordneten der Gewerbevereine und der Gewerbetreibenden des Landes gestellten Bitten durch Entschliessung des Königs vom 8. Juli 1848 die Errichtung einer eigenen Behörde für die Pflege des Handels und der Gewerbe unter dem Namen „Zentralstelle für Handel und Gewerbe“ genehmigt. Als Zweck der neugeschaffenen Stelle wurde u. a. genannt „die Erwerbung von vorzüglichen Mustern, Werkzeugen und Verfahrensarten und entsprechende Verwendung derselben für den vaterländischen Gewerbestand“. Durch diese Schöpfung wurde das jetzige Landes-Gewerbemuseum das zweitälteste Gewerbemuseum; nur das bereits 1794 in Paris gegründete Conservatoire des arts et métiers ging ihm voran. Als Unterkunft wurde der neuen Anstalt, die am 20. Februar 1850 die formelle königliche Genehmigung zur Anlage eines Musterlagers unter gleichzeitiger Bewilligung bedeutender staatlicher Unterstützungen erhalten hatte, ein Theil der sogenannten „Legionskaserne“, die ehemaligen Pferdeställe einer Reiterschwadron, in welcher sich damals ein Aktendepot des Staatsarchivs befand, überwiesen. Wer die Räume gesehen hat, weiss, ein wie kümmerliches Dasein die thätige und segensreiche Anstalt hier lange Jahrzehnte fristete. Im Dezember 1886 wurde ihre Bezeichnung „Zentralstelle usw.“ in „Landes-Gewerbemuseum“ umgewandelt, eine Bezeichnung, die der thatsächlichen Bedeutung der Anstalt mehr entsprach, denn der Bestand ihrer Sammlungen umfasste am 1. Januar 1896 an Rohmaterialien, Instrumenten, Werkzeugen, Maschinen usw. 24 500 No., an Web- und Wirkwaaren, Stickereien, Spitzen und Teppichen 6100 No., an französischen und englischen Gewebemustern 282 000 No., 10 000 Tapetenmuster, 8900 Nummern der japanisch-chinesisch Bälz’schen Sammlung, dazu die Sammlungen der Patentbeschreibungen, Waarenzeichen, Adressbücher, die Bibliothek mit 5 Abtheilungen und 58 900 Bänden, 40 000 Einzelblättern usw., die Sammlung der Gipsabgüsse mit 6725 Nummern, die Gipsmodellirwerkstätte und das chemische Laboratorium. Ihre Thätigkeit dehnte sich über das ganze Land aus.

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Die Klagen über Raummangel wurden von Anfang an gehört und je mehr die Sammlungen anwuchsen, desto mehr wurde die Unhaltbarkeit der Zustände erkannt. Schon 1874 wurde der Versuch gemacht, die Legionskaserne durch ein Privatkonsortium umbauen zu lassen. Die Kosten des Umbaues sollten dadurch gedeckt werden, dass das ganze Erdgeschoss der Legionskaserne zu Läden eingerichtet und überdies eine Glaspassage angelegt werden sollte, in jener verkehrsreichen Gegend ein gewiss aussichtsvolles Unternehmen. Dazu kam es aber nicht. Der alte Zustand dauerte noch ein rundes Jahrzehnt fort, bis sich endlich auf Drängen de rbetheiligten Faktoren die kgl. Staatsregierung am 25. April 1887 entschloss von der Kammer der Abgeordneten eine erste Rate von 222 000 M. für einen ohne Grunderwerb- und Einrichtungskosten auf 2 074 000 M. veranlagten Neubau zu fordern. Aus der genannten Rate sollten die Kosten für die Veranstaltung einer allgemeinen Konkurrenz zur Erlangung von Entwürfen für den Neubau und die Abrundung des Bauplatzes bestritten werden.

Abbildg. 1 – Eingangshalle

Die Wahl des letzteren erregte die Gemüther lebhaft. Der Verwaltungs-Ausschuss der Zentralstelle sprach sich einstimmig für den Platz der Legionskaserne aus, die Staatsregierung für den an 4 Strassen vollkommen frei liegenden Platz der Gardekaserne. Der letztere Vorschlag drang durch und dieser Bauplatz wurde dem Wettbewerb zugrunde gelegt. Für denselben war die Bausumme mit 2 235 000 M. bemessen. Den Sieg errangen unter 27 Bewerbern Hartel & Neckelmann in Leipzig (s. Jahrg. 1888, S. 321.) Ein 28. Plan war im Auftrage der Regierung von Ob.-Brth. Sauter gefertigt.

Im weiteren Verfolg des Konkurrenz-Ergebnisses lagen einer besonderen Kommission aus den hervorragendsten Stuttgarter Architekten die umgearbeiteten Entwürfe der Hrn. Hartel & Neckelmann, Ob.-Brth. Sauter und Schmid & Burkhardt, welch’ letztere im Wettbewerb den zweiten Preis errungen und sich freiwillig zur Umarbeitung erboten hatten, zur engsten Wahl vor. Es wurden weitere Verbesserungen vorgenommen und nun die Hrn. Baudir. v. Egle und Ob.-Brth. Dr. v. Leins zu einem entscheidenden endgiltigen Gutachten berufen. Dasselbe, unterm 12. Jan. 1889 mit der grössten Gründlichkeit erstattet, fiel zugunsten des Hartel-Neckelmann’schen Planes aus. „Der Hartel-Neckelmann’sche Plan ist für die Ausführung brauchbar und zu empfehlen. Er ist ganz entschieden besser als die beiden anderen Pläne; auch ist es nicht wahrscheinlich, dass überhaupt für das gegebene Programm und Baufeld eine bessere Lösung erzielt werden kann.“ Diesem Urtheile schlossen sich alle maassgebenden Faktoren an, die Kammern bewilligten den mit 3 227 058 M. berechneten Gesammtbedarf, der sich indessen infolge verschiedener Abänderungen nach der Schlussabrechnung auf rd. 3 900 000 M. erhöhen dürfte, was einem kubischen Einheitssatze von etwas über 23 M. entspricht.

Mit dieser Summe konnte in 6jähriger Bauthätigkeit (1890-1896) das nachstehend dargestellte Gebäude errichtet werden. Die sehr ausführlichen bildlichen Beigaben entheben uns einer eingehenden Schilderung des Bauwerkes selbst. Die gesammte Anlage, welche in ihren äusseren Begrenzungslinien den Fluchten der Kanzlei-, Hospital-, Linden- und Schlossstrasse folgt, gruppirt sich um die monumentale König Karl-Halle, welche aus Anlass des 25 jährigen Regierungs-Jubiläums des Königs Karl „zur Erinnerung an dessen reich gesegnete Regierung mit Werken der Bildhauerei und Malerei, welche Bezug haben auf die vaterländische Geschichte und den freudigen Anlass der Festfeier“ mit einem besonderen Kredit von 180 000 M. ausgeschmückt wurde.

Abbildg. 2
Abbildg. 3

Die gesammte Baumasse des Gebäudes zerfällt in zwei Theile (s. Abbildg. 2 u. 3): in die Repräsentationsräume an der Kanzleistrasse und in die eigentlichen Sammlungs- bezw. Verwaltungsräume an den drei übrigen Strassen. Die ungleichen Höhenverhältnisse des Baugeländes, welche so verschieden sind, dass sich Höhenunterschiede von 3,27 m ergaben, sind derart zugunsten einer geschlossenen Eintheilung des Grundrisses benutzt worden, dass die für ein derartiges Bauwerk unumgänglichen Durchfahrten, sowie die Räume für die Beamten des Museums in das Untergeschoss verlegt wurden, dessen Höhe (Fussboden des Erdgeschosses) 5 m über dem tiefsten Punkte des Geländes angenommen wurde. Durch die Anlage des Haupteinganges an der Kanzleistrasse wurde sodann der weitere Vortheil erreicht, dass für die repräsentative Hauptfassade die grössten Höhenverhältnisse, die der Bauplatz ergab, gewonnen werden konnten. Ueber die Anlage der Räume, ihre gegenseitige Gruppirung, ihre Grössenverhältnisse, über die Verhältnisse des Auf- und Innenbaues geben die Abbildungen eine so ausführliche Auskunft, dass es nicht nöthig erscheint, näher darauf einzugehen. Erwähnt sei nur, was aus den beigegebenen Grundrissen nicht vollständig hervorgeht, dass im Erd- und ersten Obergeschoss im wesentlichen Sammlungsräume mit Korridorsystem, im zweiten Obergeschoss die Büreaus für die beiden Zentralstellen und die Kommission für die gewerblichen Fortbildungsschulen untergebracht sind. Im Untergeschoss liegen die Modellirwerkstätte, Magazinräume, das Zentral-Aichungsamt und ein Theil des Chemischen Laboratoriums, dessen grösserer Theil mit Hörsaal an der Ecke der Schloss- und Lindenstrasse liegt. Hinter der Attika der Fassade der Kanzleistrasse liegt ein Saal für Gipsabgüsse, durch Oberlicht beleuchtet; weitere Räume für denselben Zweck finden sich in gleicher Höhe über den seitlichen Sälen der König Karl-Halle. In der Beurtheilung der Frage, wie ist die gestellte Aufgabe gelöst, kann man sich voll und ohne Rückhalt dem Inhalte des Egle-Leins’schen Gutachtens anschliessen.

Abbildg. 4 – Ansicht nach der Kanzleistrasse

Die Fassadenbildung ist aus Abbildg. 4 ersichtlich. Die gewählten Stilformen sind die einer gräzisirenden Renaissance mit dem Neckelmann’schen Stiche ins Louis seize. Das Material ist für die Sockel der Strassenseiten Granit aus dem Odenwald vom Granitwerk Melibocus in Zwingenberg, für den übrigen Theil der Strassenfassaden Keupersandstein, aus den Brüchen von Heilbronn und Umgegend für die Fassaden der Kanzlei- und Schlossstrasse, aus den Brüchen von Freudenstein bei Maulbronn für die Fassade der Hospitalstrasse und aus den Haller und Stuttgarter Brüchen für die Fassade der Lindenstrasse und des Eckbaues. 5560 cbm Hausteine wurden für den Bau verarbeitet. Die Hoffassaden sind in Backsteinverblendung hergestellt worden.

Die Fassaden haben reichen künstlerischen Schmuck erhalten; die Schlussteine der grossen Erdgeschossfenster der Kanzlei- und Lindenstrassen-Fassade sind mit Masken geziert, welche Waldbau, Weinbau, Fischerei, Jagd, Merkur, Ceres, das Wappen Württembergs, Vulkan, Minerva, Luft, Wasser, Erde und Feuer darstellen. Die Schlussteine an der Lindenstrasse zeigen eine Pomona (am Kuppelbau) und die verschiedenen Baustile vom ägyptischen bis zum Rococo. An der Fassade der Kanzleistrasse sowie an den Risaliten der übrigen Fassaden befinden sich die Porträtmedaillons von bedeutenden Männern Württembergs, die sich in den Gebieten, welche im Hause vertreten sind, ausgezeichnet haben. Die vorgenannten Schlussteine sowie diese Porträtmedaillons sind unter Mitwirkung Neckelmanns vom Bildhauer Gäckle modellirt und ausgehauen worden.

Einen weiteren Schmuck haben die Fassaden durch Vasen, Kandelaber, Wappenschilder mit Emblemen der verschiedenen Gewerke, durch reiche Kapitelle, Stirnziegel, Fruchtgehänge und sonstige ornamentale Bildungen erhalten. Dieser Schmuck ist von den Bildhauern Rothe & Hilliger in Stuttgart in vortrefflicher Weise modellirt und ausgehauen worden.

Den vornehmsten Schmuck aber hat die Attika der Fassade an der Kanzleistrasse erhalten. Hier wurden 12 Standbilder aus Heilbronner Sandstein, 2,76 m hoch, aufgestellt. Sie sind Personifikationen der einzelnen gewerblichen Gebiete und von 6 Stuttgarter Bildhauern gemeisselt worden und zwar Bergbau und Landwirthschaft durch Bildhauer Bausch, Gewerbe und Kunstgewerbe durch Bildhauer Gäckle, Physik und Chemie durch Bildh. Freund, Elektrotechnik und Maschinenbau durch Bildh. Rheineck, Handel und Schiffahrt durch Bildhauer Bach, Architektur und Ingenieurkunst durch Bildhauer Curfess. Die Verbindung dieses reichen plastischen Schmuckes mit Giebel- und Kuppelaufbauten verleihen dem Bau das Gepräge eines aus einem besonderen festlichen Anlasse hervorgegangenen, die Krone einer langen und segensreichen Entwicklung bildenden Werkes. Das kommt im höheren Maasse noch im Innern zum Ausdruck, dessen technischer und bauküinstlicher Gestaltung der Schlussartikel gewidmet sein möge.

Das neue Gebäude des k. württembergischen Landes-Gewerbemuseums in Stuttgart.

Das reiche Innere des inrede stehenden Gebäudes, das seiner ganzen Gestaltung nach unzweifelhaft mit demselben Rechte ein Denkmalbau genannt werden könnte, mit welchem man es als eine Unterrichts-Anstalt im weiteren Sinne des Wortes bezeichnet, würde zu seiner Schilderung einen so breiten Raum beanspruchen und auch beanspruchen dürfen, wie er in dieser Zeitschrift nicht zur Verfügung steht. Die, von uns mit dankbarer Anerkennung übernommenen Ansichten und die nach ihnen gefertigten Abbildungen des Inneren, das in voller Uebersichtlichkeit in dem Schnitt auf S. 629 und in seinen einzelnen Theilen auf S. 625, 653 sowie auf der Bildbeilage wiedergegeben ist, bieten einen Ersatz und dürften uns einer eingehenderen Beschreibung entheben. Wir können uns somit nur auf einzelne Erläuterungen beschränken.

Abbildg. 5 – Längsschnitt

Aller Reichthum der künstlerischen Gestaltung und des Materials ist auf die Vorhalle, das Haupttreppenhaus, die König Karl-Halle mit ihren Seitensälen, die Bibliothek und die über ihr liegenden Sammlungsräume vereinigt. Geschmiedete und verglaste Thore von Eichberger & Leuthi in Stuttgart gewähren durch ein 4,15 m breites und 9,14 m hohes Hauptportal mit zwei Nebenportalen Einlass zu der weiträumigen Vorhalle, zu welcher breite Granitstufen aus dem Fichtelgebirge mit reicher Wangenbekleidung von Labradorgranit emporführen. 20 Säulenpaare, deren Basen aus Odenwaldsyenit, deren Schäfte aus hellem Bavenogranit bestehen, theilen eine Dreischiffanlage ab und tragen ein Gebälk aus Obernkirchner Sandstein (Abbildg. 1, S. 625).

Der Fussbodenbelag besteht aus Terrazzo mit ornamentalem Flachmusterschmuck, die Wandflächen sind in grünlichem, ihre Architektur ist in steinfarbigem Ton gehalten. Gurtbögen und Gewölbe sind mit ornamentaler Malerei von Hesse in Leipzig versehen. Das Licht zur Vorhalle fällt durch 6 grosse Fensteröffnungen, deren gemalte Verglasung von van Treeck in München herrührt. Vier Bronzekandelaber (Entwurf Neckelmann, Modell Scharrath in Stuttgart und Schön in Frankfurt a. M., Erzguss Paul Stotz in Stuttgart) schmücken die Säulenzwischenräume nahe der Vorhallentreppe. Rechts und links eröffnen sich Durchblicke nach den Kuppelräumen, deren Eingänge Karyatiden in Savonnierekalkstein, nach dem Modell von Prof, G. Eberlein in Berlin von Bildhauer Fanghänel in Stuttgart ausgeführt, schmücken. Die Eingänge werden durch geschmiedete Thore von Eichberger. & Leuthi abgeschlossen.

S. 649 – ohne Beschriftung

Das Haupttreppenhaus zeichnet sich durch freie Durchsichten aus. Das Material, aus welchem es gefügt wurde, ist nicht minder vornehm, als das der Vorhalle. Die 2,30 m breit freitragenden Stufen bestehen aus Granit vom Fichtelgebirge; die Bodenbeläge sind aus ornamentalem Terrazzo hergestellt; Pfeiler und Wände sind mit Stuckmarmor (rouge griotte) bekleidet. Das Treppengeländer besteht aus Balustern aus Stuckmarmor mit Griff aus Marmor.

Eine kreisrunde Oeffnung in der Decke des unteren Treppenhauptpodestes ergiebt interessante Durchblicke zum oberen Geschoss.

In allen Geschossen öffnet sich das Treppenhaus mit Durchbrechungen gegen die König Karl-Halle. Die Thore dieser Oeffnungen schmiedeten im Untergeschoss W. Stern in Stuttgart, im Obergeschoss Gebr. Armbrüster in Frankfurt a. M., das Umfassungsgeländer der kreisrunden Deckenöffnung E. Puls in Berlin. Im oberen Geschoss sind die Treppenhauswände mit röthlichgelbem Stucco lustro bekleidet, der gemalte Wand- und Deckenschmuck ist in lichten Farben gehalten.

König-Karl-Halle

Der thatsächliche und künstlerische Mittelpunkt des Hauses ist die König Karl-Halle, deren Bedeutung schon S. 636 erläutert ist. Mit einem lichten unteren Flächenmaass von 26:26,3 m, das sich im Obergeschoss auf 34,7 : 26,3 m erweitert, erstreckt sie sich der Höhe nach durch 3 Stockwerke und entspricht in ihrem künstlerischen Ausdruck und in der Würde und Weise des Eindruckes ihrer monumentalen Bestimmung in vollkommenster Weise. Ihrer Auffassung liegt eine freie Grösse zugrunde, der eine leichte und mühelose Beherrschung aller Mittel, welche Kunst und Material gewähren, zurseite steht. Die architektonische Gliederung ist aus der Beilage und aus der Abbildung auf S. 653 ersichtlich. 36 monolithe Marmorsäulen und 6 Marmorpfeiler (rouge griotte aus Belgien) mit Plinthen und Basen aus Schupbacher Marmor (Nassau) tragen die Gebälke der Säulenstellungen. Pfeiler- und Säulenkapitelle sind hier wie in den beiden seitlichen Sälen und in der Vorhalle aus Galvanobronze. Die Gebälke sind aus Obernkirchner Keupersandstein. Die Brüstung des ersten Geschosses ist aus Carraramarmor mit galvanisch bronzirten Eisengussfüllungen, die des zweiten Geschosses zwischen den Pfeilern aus Haute ville-Marmor und Stuckmarmor hergestellt.

Treppenwand der König-Karl-Halle

Der Haupttheil der Halle ist die dem Eintretenden gegenüber liegende grosse geschwungene Treppenwand; sie enthält in ihrer künstlerischen Durchbildung das Moment, welches dem Bau die Bestimmung eines Denkmalbaues gibt. Ihre Gliederung zerfällt der Stockwerkstheilung entsprechend in 3 Zonen; die untere ist die Treppenzone. Die ornamentirten Wangen der beiden Freitreppen sind wie die Stufen aus Clair-blanc-Marmor von Carrara und heben sich wirkungsvoll von dem röthlich-gelben Stuckmarmor der Wandungen ab. Auf den unteren Postamenten stehen Bronce-Kandelaber nach Modellen von Schön in Frankfurt a. M.; auf dem mittleren Treppenabsatz ruhen zwei Broncegruppen, nach Modellen von G. Eberlein in Berlin von Paul Stotz gegossen, welche „das im Frieden ruhende kraftvolle Land“ und „Reichthum und Fruchtbarkeit des Landes“ darstellen. Auf den oberen Treppen-Postamenten stehen zwei Gruppen „Handel“ und „Gewerbe“, von Prof. E. Hundrieser in Charlottenburg erfunden und von Hugo Pelargus in Stuttgart in Erz gegossen.

Der Schmuck der mittleren, der Bildzone, war der Kunst des Prof, Ferdinand Keller in Karlsruhe überlassen, der gleich den vorgenannten Meistern für seine Arbeiten die Ausführung durch den Sieg in einem bezüglichen Wettbewerb errungen hatte. Die Gemälde, die Keller hier schuf, sind gleich den oben genannten Broncegruppen Widmungen der Württembergischen Stände zum 25 jährigen Regierungs-Jubiläum des verstorbenen Königs Karl. Dementsprechend ist der Inhalt der Bilder, die in Keimtechnik gemalt sind: Im Mittelbild König Karl, aufrecht stehend, zu seinen Füssen Furchtlosigkeit und Treue (S. oben), Auf dem linken Bilde die württembergischen Grafen und Herzoge bis Ende des XVII. Jahrh., neben ihnen hervorragende Zeitgenossen; die Zünfte, an ihrer Spitze zwei Herolde, huldigen den Fürsten; in der Mitte des Vordergrundes das Mittelalter als geharnischte weibliche Figur mit Turnierlanze. Auf dem rechten Bilde die württembergischen Fürsten seit dem XVIII. Jahrh., neben ihnen die bedeutendsten Männer aus dem Volke; seitlich die Württembergia mit Fahne; in der Mitte des Vordergrundes eine allegorische weibliche Figur der Neuzeit mit Flügrelrad und elektrischem Licht.

Es darf ausgesprochen werden, dass sich diese Gemälde in Maasstab und Farbenwirkung ausserordentlich glücklich in den architektonischen Rahmen einfügen und mit demselben eine Harmonie des Eindruckes gewähren, wie er selten bei der Zusammenwirkung von zwei Kunstgebieten mit thatsächlich so verschiedenem Interesse in der Bemessung der Schlusswirkung beobachtet wird. Es lag bei der im besten Sinne (des vielmissbrauchten Wortes) genialen Darstellungskunst, bei dem überquellenden Reichthum der Erfindung und bei der glühenden Farbengebung des Karlsruher Meisters die Gefahr einer zu selbständigen Wirkung der Bilder nicht ausser aller Möglichkeit; um so mehr muss die weise Mässigung in Farbe und Bewegung anerkannt werden, die Keller ohne Beeinträchtigung der künstlerischen Wirkung, ja eher zugunsten derselben sich auferlegt hat. Neben Geselschap und Prell steht Ferdinand Keller heute als der bedeutendste unter den deutschen Monumentalmalern da. – In der grossen Kehle, die zum Oberlicht überleitet, malte Keller unter Mitwirkung von Prof. Schurth in Karlsruhe vier grosse Viktorien. Laubgewinde, Wappen usw. bilden den übrigen Schmuck dieses Theils der Halle. Die Seitensäle der Halle sind von ähnlicher Ausstattung wie diese selbst. Die Fenster dieser Säle bestehen aus Kathedralglas mit Emblemen der Gewerke und sind aus der Anstalt von de Bouché in München hervorgegangen.

Bibliothek

Mit einfacheren künstlerischen Mitteln sind Lesesaal und Bibliothek, sowie die Sammlungsräume behandelt. Die Bibliothek ist S. 653 abgebildet. Zwei Reihen von je 10 Säulen theilen den Raum in 3 Schiffe, das mittlere ist Lesesaal, die seitlichen enthalten die Büchermagazine. Die Säulen haben Gusseisenkern und sind mit Stuckmarmor umkleidet, die Gewölbe sind in Rabitz erstellt. Mit der Bibliothek stehen die Säle der Eckkuppelbauten in Verbindung. Die dekorative Ausschmückung hatte Dekorationsmaler Gussmann in Eningen übernommen. 26 Medaillonportraits an der Decke stellen Vertreter der in der Bibliothek berücksichtigten wissenschaftlichen, künstlerischen und technischen Gebiete dar.

Ein stattlicher, durch Oberlicht erleuchteter Raum ist der für die Sammlung der Gipsabgüsse, der über der Bibliothek liegt (s. den Schnitt S. 629). Auch dieser Raum wird durch zwei Reihen von je 10 Säulen in 3 Schiffe getheilt; im mittleren Schiff stehen freie, breite Schaukästen, in den seitlichen Schiffen schmale hohe. Das grosse, rd. 38 m lange und 7 m breite Oberlicht ist mit Kathedralglas versehen, die Wände sind rothbraun gestrichen. Das Gewölbe ist Rabitz, der Fussboden Terrazzo. Diese Ausstattung ist es, die mit geringen Bereicherungen auch in den übrigen Sammlungssälen wiederkehrt. Bei ihrer Fertigstellung ist mit Recht darauf gesehen worden, den Sälen zwar eine der Bedeutung des ganzen Gebäudes entsprechende Ausgestaltung zu geben, auf die an einzelnen hervorragenden Punkten grössere künstlerische Mittel verwendet sind, im übrigen aber doch allen Schmuck so weit zurückzudrängen und zu dämpfen, dass die Aufmerksamkeit nicht von den Sammlungsgegenständen abgelenkt wird. Für die Aufstellung der Gegenstände ist bei einer so heterogenen Sammlung, wie sie das Landesgewerbemuseum als Ganzes darstellt, das Korridor- bezw. Magazinsystem gewählt und danach die Gestalt der Säle bemessen worden. Die Ansprüche eines Gewerbemuseums mit seiner allgemeineren Bedeutung haben nichts zu thun mit den Ansprüchen eines Kunstgewerbemuseums in seiner Sonderbedeutung.

Sämmtliche Verwaltungs- und Lehrräume des Museums sind in schlichter aber würdiger Weise ausgestattet worden. Die ersteren sind hauptsächlich in das oberste Geschoss verlegt; unser Grundriss auf S. 628 giebt ein Bild der hier getroffenen Eintheilung.

Das gesammte Innere des Gebäudes ist unter möglichstem Ausschlusse des Holzes, welches nur da gewählt ist, wo seine Verwendung nicht zu umgehen war, feuersicher konstruirt. Die Decken sind in den monumental gestalteten Innenräumen gewölbt, im übrigen als Eisenbalkendecken konstruirt, deren Gefache mit Schlackenbeton ausgefüllt wurden. Endlich ist auch an Stellen, wo sich dies als zweckmässig erwiesen hat, das Rabitzvorfahren zur Anwendung gekommen, so unter anderem für die Gewölbe der Bibliothek, für die grosse Kehle der König-Karl-Halle usw. Der Fussboden besteht im Untergeschoss meistens aus Zementbetonglattstrich, in den oberen Geschossen aus Teerrazzo und nur in vereinzelten Räumen aus eichenen oder buchenen Riemen. Sämmtliche Dachkonstruktionen sind in Eisen erstellt worden; sie haben ein Gesammtgewicht von 336 700 kg; das Gewicht der eisernen Träger erreicht 927 200 kg. In die Eisenlieferungen theilten sich das k. Hüttenwerk Wasseralfingen und die Kuhn’sche Eisengiesserei in Berg. Die Belastungsinanspruchnahme der Träger beträgt 1000 kg f. 1 qcm. Für die statischen Berechnungen waren die Hrn. Reg.-Binstr. Wallersteiner und Prof. Laissle herangezogen.

Die Eindeckung des Daches erfolgte in Kupfer für die Kuppeln, Schiefer für die grossen Flächen und Zink für kleinere Theile. Ueber dem Gebäudetheil an der Kanzleistrasse, sowie über der König Karl-Halle sind Oberlichte von bedeutenden Abmessungen angeordnet und nach zwei verschiedenen Systemen mit Glastafeln eingedeckt. Die Treppen sind meist in der für grössere Freitreppen oder für einfachere Treppen üblichen Konstruktion ausgeführt; nur für die seitlich in der Vorhalle und Bibliothek liegenden Treppen ist das System Joly gewählt. Die Tiefe der einzelnen Ausstellungsräume war Veranlassung, dieselben schiffartig durch eine Reihe gusseiserner Säulen in einem solchen Verhältnisse zu theilen, dass sich ein breiterer Raum (3 Theile) für Schaukästen mit Gängen, ein schmalerer (1 Theil) für Kojen ergab.

Von weiteren technischen Einrichtungen sei erwähnt, dass das ganze Gebäude durch eine Dampfheizung erwärmt wird, die in 3 Gruppen, eine Hochdruck-, eine Mitteldruck- und eine Niederdruck-Dampfheizung zerlegt ist. Hochdruckdampf erhalten die Heizkörper in den Maschinensälen, in den Räumen des Untergeschosses, im Hohlraum über dem grossen Oberlicht der König Karl-Halle und die Apparate zur Vorwärmung der Ventilationsluft in den Heizkammern.

Mit Mitteldruckdampf sind die Heizkörper der sämmtlichen Sammlungsräume, der König Karl-Halle, der Eingangshalle und der Treppenhäuser versehen. Niederdruckdampf erwärmt die Büreauräume, den Lesesaal mit Nebenräumen, die Schul- und Modellsäle und die Aborte. Die Heizkörper sind zumtheil freistehende Radiator-Heizkörper, zumtheil Rippenrohre; beide Arten sind bekleidet und unbekleidet zur Aufstellung gelangt. Die Vorschriften für die Wirkung der Heizung sind derart festgestellt, dass bei einer Aussentemperatur von 20° C. die Wärme in sämmtlichen Büreaus und Arbeitsräumen + 20° C., in den Ausstellungssälen, Vorhallen, Vestibules und Gängen + 10° C. beträgt.

Die Ventilation der grössten Mehrzahl der Räume ist eine Pulsions-Ventilation durch einen Ventilator von 2 m Durchmesser, der durch einen Elektromotor angetrieben wird. Zur Reinigung der Luft ist eine Filteranlage, zu ihrer Befeuchtung eine Berieselungsanlage zur Ausführung gelangt.

Die Beleuchtung des Gebäudes ist in der Hauptsache die elektrische. Nur den Präsidentenzimmern, dem chemischen Laboratorium und den Lockflammen der Ventilationskanäle wird Gas zugeführt. Für die elektrische Beleuchtung besteht eine eigene Maschinenanlage, welcher der Strom entnommen wird, es können dafür aber auch die städtischen Elektrizitätswerke in Anspruch genommen werden. Diese haben jedenfalls dann einzutreten, wenn die Nothbeleuchtung in Wirksamkeit tritt. Zur Erzeugung der eigenen Elektrizitlit dienen eine Dampfmaschine von 50 HP. von Kuhn in Berg, sowie ein Deutzer Gasmotor von 25 HP. Diese mit diesen Motoren in Verbindung stehenden Dynamomaschinen haben 56 Pferdekräfte bei einer Leistung von 34 500 Watt und bei 550 Umdrehungen in der Minute, und 23 Pferdekräfte bei einer Leistung von 17 280 Watt und 790 Umdrehungen. Das System der Anlage ist das Dreileitersystem, die Spannung 108 Volt. Es sind 110 Bogen- und 743 Glühlampen mit 81 160 Watt eingerichtet, die aber nicht alle zu gleicher Zeit brennen. Die grösste Beanspruchung Abends beträgt 74 Bogen- und 245 Glühlampen mit 41 000 Watt Energiebedarf. Die Nothbeleuchtung wird durch 185 Glühlampen geleistet.

Das ganze Haus ist mit Wasserleitung versehen; sie speist sowohl die bis in den Dachraum vertheilten Feuerhähne wie auch die Wandbrunnen usw.

Neben den Treppen vermitteln Aufzüge den Verkehr unter den Geschossen. Links vom Haupttreppenhaus befindet sich ein Personen-, rechts davon ein Waarenaufzug. Ersterer ist für eine Tragfähigkeit von 500 kg, eine sekundliche Geschwindigkeit von 0,25 m und eine Hubhöhe von 15,75 m berechnet, letzterer für eine grösste Last von 1500 kg, eine Geschwindigkeit von 0,3 m und eine Hubhöhe von 20,65 m. Der Betrieb ist elektrisch beim Waaren-, hydraulisch beim Personenaufzug. Der Motorensaal des Untergeschosses und der Maschinensaal des Erdgeschosses sind durch einen Lastenaufzug verbunden, der bei einer Geschwindigkeit von 0,15 m in der Sek. und einer Hubhöhe von 5,10 m Lasten bis zu 3000 kg Gewicht befördert. Auch hier ist der Betrieb hydraulisch. Der Lesesaal besitzt Bücheraufzüge für 30-50 kg Last. Die hydraulischen Aufzüge sind von R. Dinglinger in Cöthen (Anhalt), der elektrische ist von C. Haushahn in Stuttgart hergestellt worden.

Die Gegenstände der inneren Einrichtung sind von der Zentralstelle beschafft worden. Prof. Sk. Neckelmann lieferte auch hierfür die Entwürfe. Ein näheres Eingehen darauf aber verbietet sich an dieser Stelle. Während der Zentralstelle für Handel und Gewerbe in der Legionskaserne für ihre Sammlungen und Verwaltungsräume imganzen eine Fläche von 5433 qm zur Verfügung stand, enthält der Neubau ausschl. Vorhalle, Vorplatz zur König Karl-Halle und Wohnung der Bediensteten eine benutzbare Fläche von 13 646 qm. Von ihr fallen auf die gewerbliche Zentralstelle 10 795 qm und 1266 qm auf die landwirthschaftliche Zentralstelle. Etwa 1585 qm kommen auf gemeinschaftlich benutzte Räume, wie die König Karl-Halle, Sitzungssäle usw. Weitere Verhältnisszahlen enthält auch die Festschrift. In ihr findet sich eine Vergleichung des Rauminhaltes des 127 925 cbm messenden Landes-Gewerbemuseums mit den Bauwerken Stuttgarts. Unter diesen steht es an zweiter Stelle; nur das neue Residenzschloss übertrifft es. Dagegen steht es sowohl dem neuen Reichsgerichtsgebäude mit 164 982 cbm wie auch dem neuen Reichstagsgebäude mit 387 287 cbm nach. Für die Vergleichung des kubischen Einheitspreises scheidet das Reichstagsgebäude mit 54,50 M. seiner ungleich grösseren Pracht der Ausstattung halber aus. Das Reichsgerichtsgebäude aber, das ebenso nur ein Verwaltungsgebäude ist, wie das Gewerbe-Museum, kostet 38,13 M. für 1 cbm, das Landesgewerbe-Museum bei reicherer Ausstattung dagegen nur 23 M.

Die Ausarbeitung sämmtlicher künstlerischer Einzelheiten wurde, nachdem der Mitarbeiter Neckelmanns beim Konkurrenzentwurf, August Hartel, am 18. Febr. 1890 in Strassburg gestorben war, ersterem übertragen. War noch bei Bestand der Firma Hartel & Neckelmann letzterer thatsächlich als der alleinige Urheber des Entwurfs zum Landes-Gewerbemuseum zu betrachten, so wurde er es nunmehr der Oeffentlichkeit gegenüber auch formell. Man hatte es im übrigen für zweckmässig erachtet, eine Scheidung der künstlerischen Thätigkeit von der technisch-geschäftlichen vorzunehmen. Dem Büreau für die geschäftlich-technischen Angelegenheiten des Baues stand bis 1895 Bez.-Bauinsp. Brth. Knoblauch, von da an Reg.-Bmstr. Held vor. Von akademisch gebildeten Technikern war hier ausserdem auf kürzere Zeit Reg.-Bfhr. Hummel thätig.

Die akademisch gebildeten Mitarbeiter Neckelmanns waren von 1889-1894 Reg.-Bmstr. Prof. Scholter, 1890-1893 Arch. Wilhelm und Reg.-Bfhr. Bayer, kürzere Zeit Reg.-Bmstr. Roth und Reg.-Bfhr. Necker. Für einige besondere Anlagen waren besondere Kräfte berufen und zwar für die Planung der Gas- und Wasserleitung, die Dampfkesselanlage, die Herstellung der Aufzüge, die elektrische Beleuchtung und die maschinelle Einrichtung Brth. Gsell, für die Anordnung der Blitzableitung Prof. Bopp.

Was die eigentliche Bauausführung anbelangt, so sind dazu die folgenden Firmen zu nennen: Schauffele, Mertz & Co, in Cannstatt für die Grabarbeiten, Jooss & Co. in Stuttgart für die Betonirungs-, Maurer- und Steinhauerarbeiten; J. Odorico in Frankfurt a. M. für die Terrazzoböden; Arch. Schmid in Stuttgart für die Arbeiten in Monierkonstruktion; Jooss & Co., Julius Hofacker und H. Weiss in Stuttgart für die Zimmerarbeiten; die Maschinenfabriken Esslingen in Esslingen, von G. Kuhn in Stuttgart-Berg und von Hildt & Mezger in Cannstatt für die eisernen Dachstühle; Hagenmaier, Peter, E. Rau, Rothe & Hilliger in Stuttgart, Wohlfahrter in Köln und Grüder in Frankfurt a. M. für die Gipser- und Stuckaturarbeiten; de la Torre in Strassburg und E. Rau in Stuttgart für Stuckmarmor und Stuccolustro; de la Torre und K. Voltz in Strassburg für Rabitzgewölbe; Zillhardt in Heilbronn und Bossert in Stuttgart für Holztreppen; Epple & Ege, Gessinger, Jooss & Co., Ph. Schillinger, G. Schumacher, Fr. Wirths Söhne, C. Zundler in Stuttgart und Zillhardt in Heilbronn für Schreinerarbeiten; G. Fischer, Vereinigte Parkettfabriken Wirth & Gen. in Stuttgart und Zillhardt in Heilbronn für Holzböden; Jooss & Co., G. Kessler, L. Neuffer, G. Schumacher, Wirths Söhne in Stuttgart, Frasch in Esslingen und Oidtmann in Aachen für Glaserarbeiten und Kunstverglasungen; die Verglasung der Dachoberlichter hatten G. Kessler, J. Lorenz und G. Sigelen in Stuttgart übernommen. Eine Reihe von Firmen waren bei den Schlosserarbeiten betheiligt und zwar: Eichberger & Leuthi, E. Kantlehner, H. Mercky, H. Rössler, W. Stern, H. Stock und A. Zaiser in Stuttgart, sowie E. de la Sauce & Kloss in Berlin; die Schmiedarbeiten lieferten C. Benz und Klaiber in Stuttgart. Weiter kommen inbetracht für die Blitzableitung Eichberger & Leuthi in Stuttgart, für die Flaschnerarbeiten J. Lorenz und G. Zimmermann, für die Schieferdeckerarbeiten E. Kern, für das Holzpflaster J. A. Braun und W. Voltz, für die Kanalisation die städtische Kanalbauinspektion und für die Trottoirs J. A.

Braun, Seeger und W. Voltz, sämmtlich in Stuttgart. Das Material für die Pflasterungen in Granit lieferte die Bayerische Granit-Aktien-Gesellschaft in Regensburg, die Arbeiten selbst übernahmen W. Döttlinze, D. Hess, G. Klumpp und C. H. Brenner in Stuttgart. Eine grössere Reihe von Stuttgarter Firmen war es dann wieder, die sich in die Maler- und Anstreicher-Arbeiten theilten, und zwar: A. Brucker, Chr. Kämmerer, Metzger, R. Nachbauer, R. Nägele, Reinwald, Fr. Rock, Schmalholz, C. Schmelzer, R. Stauch und Ed. Wörnle.

An den Lieferungen für den inneren Ausbau waren betheiligt: für die Heiz- und Ventilationsanlage L. Möhrlin in Stuttgart, für die Heizkörper-Verkleidungen Utzschneider & Co. in Saargemünd und G. Zimmermann in Stuttgart; für die Gas- und Wasserleitung W. Reisser, G. J. Stumpf in Stuttgart und Utzschneider & Co. in Saargemünd. Die Aufzüge legten C. Haushahn und A. Zaiser in Stuttgart sowie R. Dinglinger in Cöthen an. In die elektrische Beleuchtungsanlage theilten sich die elektrotechn. Abth. Cannstatt der Masch.-Fabr. Esslingen, C. & E. Fein, W. Reisser und das städt. Elektrizitätswerk in Stuttgart; die Beleuchtungskörper lieferten C. & E. Fein und P. Stotz in Stuttgart. Die Herstellung des Dampfkamins besorgte Höfer, die Kessel-Einmauerung J. Huber und E. Weigelin in Stuttgart; die Lieferung der Dampfkessel hatten die Maschinenfabrik Esslingen, G. Kuhn in Berg, welcher auch die Dampfmaschine baute und mit Eugen Klotz die Transmissionsanlage fertigte, und Wagner & Eisenmann in Cannstatt; der Gasmotor kam aus der Maschinenfabrik Deutz. Ferner lieferten die Granitsäulen das frühere Granitwerk Bensheim, die Granitstufen und Treppenwangen Lauser & Schäfer in Stuttgart, die Oolithkalkstufen Kaspar Welt in Schnaitheim, die Marmorarbeiten die Marmorsägerei Schachenmühle in Strassburg-Neudorf, Dyckerhoff & Neumann in Wetzlar und M. Forzelt in Stuttgart; die Steinzeugröhren und Granitrandsteine Th. Osterritter in Stuttgart die Wandbekleidungen neben diesem noch Felix Müller in Stuttgart, die Spültische Kohler in Kirchheim. Was die Metallieferungen anbelangt, so hatten die Gussäulen und andere Gusswaaren das Hüttenwerk Wasseralfingel die Hüttenverwaltung Wilhelmshütte und G. Kuhn in Berg übernommen. Das Walzeisen lieferten Zahn & Cie. und Fr. Nopper in Stuttgart; die Ornamente in Galvanobronze die Galvanobronzefabrik Geislingen. Die Fensterbeschläge beschafften Hoppe & Cie., J. Stahl, A. Stotz, Chr. Finkenbeiner in Stuttgart und Schulte & Saatweber in Witten.

Nicht minder zahlreich wie die vorgenannten Firmen sind die, welche an der inneren Einrichtung der verschiedenen Abtheilungen des Museums mitgewirkt haben. In die Schreinerarbeiten theilten sich P. Blesch, F. W. Brauer, E. Buschle, Epple & Ege, Wolff, J. Jung, H. Klumpp, C. Kriech, C. Mayer, F. Mayer, B. Rüdt, F. Salz, G. Schöttle, G. Schumacher, Gebr. Weber, Weller & Oelmaier, Fr. Wirths Söhne, G. Wörtz, C. Zundler in Stuttgart und B. Güthlen in Ludwigsburg. Die Glaserarbeiten übernahmen Lange & Feller in Stuttgart, die Flaschnerarbeiten Acher und G. Zimmermann in Stuttgart, die Gussartikel Paul Stotz und Hüttenwerk Wasseralfingen, die Schlosserarbeiten G. Kirchner, H. Mercky, W. Stern, C. Stubenvoll, A. Zaiser in Stuttgart, Lipmann in Strassburg und Niederdrenk & Cie. in Velbert. Die elektrischen Einrichtungen besorgten die Maschinenfabrik Esslingen, C. & E. Fein, J. Kaufholz, W. Reisser, A. Schäfer und E. Kutter, die Maschinensaaleinrichtung Eugen Klotz und C. Haushahn, sämmtlich in Stuttgart. Die Lieferung von Tapeten und Läufern hatten G. Anderweit, C. Lienhardt, E. Meyer, W. Gallion, Zangerl & Cie, E. Grünzweig und C. Kettenbach in Stuttgart. Die sich aus der inneren Einrichtung ergebenen Maler- und Anstreicherarbeiten übernahmen Ch. Kämmerer, Fr. Rock und E. Wörnle in Stuttgart. –

Was die kritische Würdigung des vorstehend im einzelnen dargestellten Gebäudes imganzen anbelangt, so ist dieselbe für das Aeussere und Innere im wesentlichen aus zwei Gesichtspunkten heraus zu unternehmen. Den einen Gesichtspunkt enthält die Frage: Wie erfüllt das Bauwerk seinen Zweck als Sammlungsgebäude der verschiedenartigen Sammlungen der Zentralstelle?, den anderen die Frage: Wie erfüllt es seine Bestimmung als Denkmalbau? Die Erwägungen über die Stilwahl, die in unseren Tagen eine besondere Bedeutung erlangt haben, treten für dieses Bauwerk in die zweite Linie zurück, da seine Anfänge nahezu 10 Jahre zurückreichen. Die gestellten beiden Fragen aber werden in durchaus zustimmendem Sinne beantwortet werden können. Die besonderen Merkmale der Neckelmann’schen Kunstauffassung, die Grösse der Anlage, die kraftvolle Durchbildung des Einzelnen, ein reicher Sinn in der Verwendung des schmückenden Beiwerkes kommen dem schönen Gebäude in jeder Beziehung zu statten. Inbezug auf seine Anlage haben wir uns schon das Egle-Leins’sche Gutachten zu eigen gemacht. Die Zustimmung wird auch von den Urtheilern kommen, welche sich mit der Lage des Gebäudes nicht befreunden können, wenn erst der beabsichtigte Platz vor demselben einst geschaffen sein wird. Die Durchbildung des Aufbaues erzwingt sich, von kleinen Einzelheiten abgesehen, die gleiche rückhaltlose Zustimmung, wie die Anlage. Bei aller Bewunderung des Werkes dürfen aber doch seine schwachen Stellen nicht verschwiegen werden, sollen Zustimmung und Bewunderung nicht an Werth verlieren. Zu denselben gehören nach unserer Empfindung die im Innern nicht allenthalben glücklich gewählten Maassstabsverhältnisse, die in ihrer Grösse zuweilen die Raumwirkung beeinträchtigen. Dazu gehört ferner der Zwiespalt, der in der König Karl-Halle zwischen dem unteren, geschlossen monumental und wundervoll wirkenden Theile derselben und der Kehle mit Glasdecke besteht. Der ganze obere Theil erscheint uns nicht als die folgerichtige Weiterentwicklung der in den unteren Theilen angeschlagenen Durchbildung; die künstlerische Entwicklung bricht hier plötzlich ab und erweckt ein starkes Verlangen nach ähnlichen Wirkungen wie im Louvre oder im Palazzo Pitti. Ein so reicher Anschlag, wie er im Erdgeschoss wahrzunehmen ist, kann u. E. nur in ein Fortissimo plastischen Schmuckes ausklingen, nicht aber in eine zimmermässig bemalte glatte Putzfläche. Es wäre dies sicher auch nach dem Sinne des mit überquellendem Reichthum der Phantasie begabten Künstlers gewesen. Vielleicht ist die Ausführung aus Gründen unterblieben, die ausserhalb des Künstlers liegen. Aber auch so, wie geschaffen, bildet das Bauwerk ein grossartiges Denkmal der segensreichen Friedensentwicklung eines regsamen Volksstammes.

Dieser Artikel erschien zuerst in zwei Teilen am 12.12. & 23.12.1896 in der Deutsche Bauzeitung. Er war gekennzeichnet mit “-H.-“