(Architekt: Stadtbmstr. Ludwig Hofmann in Worms.) In gleichem Maasse waren es die sanitären wie die kommerziellen Verhältnisse der Stadt Worms, welche die Verbesserung der Verkehrs-Anlagen am Rhein zu einer dringenden Nothwendigkeit machten.
Dieselbe erfolgte in den Jahren 1887 bis 1893 durch die Ausführung von Bauten zum Schutze der Stadt gegen Hochwasser und durch eine Erweiterung der Hafenanlagen mit der hierdurch nothwendig gewordenen Verlegung und Neuanlage von Gleisen und der Errichtung neuer Hochbauten. Unter letzten verdient das nach Entwürfen des Hrn. Stadtbmstr. Ludwig Hofmann errichtete und in der Bildbeilage zur Ansicht gebrachte neue Lagerhaus seiner ausgezeichneten stilistischen Behandlung wegen, durch die es ein Vorbild für die künstlerische Ausbildung von Nutzbauten geworden ist, besondere Aufmerksamkeit.
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Das Lagerhaus ist zunächst nur in etwa drei Fünfteln seiner Ausdehnung zur Ausführung gekommen. Der Mittelbau mit dem nördlichen Flügel in einer Länge von rd. 62 m genügen dem gegenwärtigen Bedürfnisse. Nach dem vollen Ausbau besitzt das Haus bei rechteckigem Grundriss eine Länge von rd. 102 m und eine grösste Breite von rd. 28 m. Das ganze Gebäude ist auf eine Lagerung von rd. 180 000 Sack Getreide zu je 100 kg berechnet. Ueber einem 2,75 m hohen Schienenkeller für Weine und Oele erheben sich das 4,20 m hohe Erdgeschoss für Stückgüter und 5 Geschosse zu je 3,10 m sowie 1 Geschoss zu 2,55 m für Getreidelagerung. Sämmtliche Höhen sind von Bodenoberkante bis Bodenoberkante gemessen.
Die Stellung des Gebäudes und die Wahl der Stilformen waren bedingt einmal durch die Absicht, den stattlichen Mittelbau des Hauses als point de vue für den geplanten Liebfrauen-Ring zu verwerthen, dann aber auch durch seine Beziehungen zum Stadtbilde und namentlich zu den mittelalterlichen Stadtthürmen, welchen die Bauformen und die Zusammenstellung der Baustoffe entlehnt sind. Letzte bestehen in rothem Bruchstein-Mauerwerk für die Architekturtheile und sparsamer Verwendung von grauem Sandstein für die architektonischen Gliederungen, in weissem Putz für die Füllflächen des gesammten Mittelbaues in seiner weiteren Ausdehnung, in weissgefugten Backsteinflächen für die seitlichen Bautheile und in rothem Fachwerk mit weissen Putzflächen für den Kniestock. Die Dachdeckung erfolgte durch rheinische schiefergraue Falzziegel.
Durch diese Wahl und Zusammenstellung des Materials wie durch die Gliederung der Massen und die Anwendung eines schlichten, aber ausdrucksvollen Details ist der Bau zu einer Wirkung gebracht, wie wir sie bei keinem zweiten Nutzbau kennen. Aus diesem Grunde darf derselbe wohl als vorbildlich bezeichnet werden.
Dieser Artikel erschien zuerst am 13.10.1894 in der Deutsche Bauzeitung.