Das Legen des Feldtelegraphen im Manöver

Das Legen des Feldtelegraphen im Manöver. Nach einer Originalskizze von E. Hofang

Das deutsche Heer besitzt im Frieden keine ständige Telegraphentruppe, vielmehr werden erst bei einer Mobilmachsing 9 Feld-, 6 Reserve Feldtelegraphenabtheilungen und 4 Etappen-Telegraphendirektionen aufgestellt. Jede der Telegraphenabtheilungen besteht aus einem Telegraphendetachement und einer Trainkolonne, ersteres aus 3 Offizieren etwa 90 Pionieren und 7 bis 11 Telegraphenbeamten, welche von der Staatstelegraphie abgegeben werden. Die Trainkolonne hat das Material zum Bau der Feldtelegraphenlinien, nämlich 23 Kilometer Lesiung in blanken Drähten, 12 Kilometer isolirten Draht und 318 Meter Flußkabel, auf 14 Wagen mitzuführen. Es finden aber auch alljährlich bei den großen Herbstmanövern Uebungen im Legen der Feldelegraphen statt, das mit große Schnelligkeit in der auf dargestellten Weise vor sich geht.

Auf den sechsspännigen, von Trainsoldaten geführten Wagen, deren einen wir auf dem Bilde gewahren, werden nicht nur der Apparat, die Isolatoren, Drähte, Taue, eine Leiter und selbst Stangen, wenn diese nicht an Ort und Stelle zu beschaffen sind, mitgeführt sondern auch die Mannschaften nebst deren Gewehren und Tornistern finden auf denselben Platz. Der Draht, welcher auf einer gußeisernen Rolle aufgerollt ist, wird von je vier Mann auf einer eisernen Trage zu dem bestimmten Platze getragen. Kaum ist er dort mit dem auf einem mitgeführten Tischchen aufgestellten Apparat verbunden, so haben ihn schon die übrigen Mannschaften aufgerollt und an Häusern, Bäumen oder den mitgebrachten Stangen befestigt, und die Leitung von den Vorposten bis zu dem rückwärtigen Gros ist binnen kurzer Frist fertig. –

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Das Legen der Feldtelegraphen erfolgt unter normalen Verhältnissen ungefähr so schnell, wie sich ein Mann in mäßigem Schritte vorwärts bewegt, und erregt stets die staunende Bewunderung der Landbevölkerung. Die Feldtelegraphie arbeitet ausschließlich mit dem Morse Schreibapparat; auf einem Papierstreifen, der um eine Rolle in dem Kasten geht, liest man die Striche und Punkte ab, welche die Buchstaben des Aphabets bedeuten.

Das Legen des Feldtelegraphen im Manöver. Nach einer Originalskizze von E. Hofang
Das Legen des Feldtelegraphen im Manöver. Nach einer Originalskizze von E. Hofang

Mit derselben Schnelligkeit erfolgt natürlich auch das Abbrechen der Telegraphenlinie, wenn diese nicht mehr nöthig oder zu sehr gefährdet ist. Die sämmtlichen Kriegstelegraphen theilt man in vier Zonen ein, wovon die am meisten vorwärts gelegene vierte die Verbindungen von den Vorposten zu den rückwärtigen größeren Abthellungen und von diesen zu den Brigaden umfaßt, während in der sich nach rückwärts anschließenden dritten Zone die Feldtelegraphenlinien zur Verbindung der Generalkommandos unter einander und mit den Divisionsstäben liegen. Noch weiter rückwärts folgen dann in der zweiten Zone die Etappentelegraphenlinien, welche das große Hauptquartier mit den Oberkommandos der einzelnen Heerestheile und der Armeecorps in Verbindung setzen. Der ersten Zone endlich gehören diejenigen Kriegstelegraphenlinien an, welche das große Hauptquartier mit der Heimath in Verbindung setzen.

Dieser Artikel erschien zuerst in Heft 7/1890 von Das Buch für Alle.