Durch das deutsche Reichsgesetz vom 11. Februar 1888 ist der Dienst in der Landwehr und dem Landsturm umgestaltet worden.
Die Landwehr zerfällt in zwei Aufgebote: das erste wird von den Leuten gebildet, die ihren siebenjährigen Dienst im stehenden Heere und der Reserve beendigt haben; sie bleiben in demselben fünf Jahre. Zum zweiten Aufgebot gehören Diejenigen, welche aus dem ersten austreten, bis zum vollendeten 39. Lebensjahre, und die Ersatzreservisten, die militärisch ausgebildet sind, nach Ableistung ihrer zwölfjährigen Dienstpflicht in der Ersatzreserve.
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Der Landsturm wird fortan ebenfalls in zwei Aufgebote getheilt.
Das erste umfaßt alle militärisch nicht geschulten Landsturmpflichtigen vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 39. Lebensjähre; das zweite die dienstfähigen Männer vom vollendeten 39. bis zum vollendeten 45. Lebensjahre. Der Landsturm wird nur einberufen, wenn der Feind die Landesgrenze überschritten hat, und umfaßt die drei Waffengattungen: Infanterie, Artillerie und Pioniere.
Die Uniformirung dieser Truppen ist aus unserem Bilde ersichtlich. Die Bekleidung der Infanterie ist: Feldmütze mit Schirm und einem Wachstuchüberzug, über der Kokarde das gelbe eiserne Kreuz; statt des Waffenrockes eine grau-blaue Bluse, „Litewka“ genannt, mit rothem Kragen, an dem vorn eine gelbe arabische Ziffer die Brigadenummer angibt; die Achselklappen sind dunkelblau. Das Lederzeug, Patrontaschen, alter Brodbeutel, Feldflasche, wie bei den Füsilieren der Armee; und Stiefel wie bei der ganzen Infanterie.
Die Artillerie hat folgende Unterschiede: die Achselklappen sind roth, am Kragen die gelbe Divisionsnummer, langes Faschinenmesser.
Bei den Pionieren sind die Achselklappen schwarz, während im Uebrigen die Ausrüstung dieselbe ist, wie bei den Pionieren des aktiven Heeres. Die Offiziere bei allen drei Waffen tragen die betreffende Landwehruniform.
Durch das neue Landwehrgesetz ist die Stärke des deutschen Heeres wesentlich vermehrt und demselben etwa eine halbe Million neuer Streiter zugeführt worden.
Dieser Artikel erschien zuerst in Heft 5/1890 von Das Buch für Alle.