Das Strandschloss zu Kolberg

Das Strandschloss in Kolberg. Ansicht gegen die See

Architekten: Hoeniger & Sedelmeier in Berlin.

Das neue Strandschloss des bekannten See- und Soolbades Kolberg ist das Kurhaus des Badeortes und ist mit einem Hotel verbunden. Es erhebt sich an der Stelle des alten Strandschlosses, an der sogenannten Strandplatte, einem Platz von mässiger Ausdehnung zwischen den Männer- und den Frauenbädern.

Die Begrenzung des Bauplatzes ist auf der einen westlichen Seite durch Parkanlagen mit einigen dazu gehörigen Hallenbauten, auf der anderen östlichen Seite durch den Bau des Soolbades gegeben. Die Nordseite liegt nach dem Strande.

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Der Hauptverkehr des Badelebens bewegt sich auf der westlichen Seite, der sogenannten Strandplatte. Es war deshalb geboten, die wesentlichsten Räume des Kurhauses: Konzertsaal, Speisesaal und Restaurationshallen, an diese Seite zu legen. Der Hotelbau liegt mit seiner Front nach dem Strande und enthält im Erdgeschoss die Ergänzungsräume des Kurhauses: Spiel-, Lese- und Musikzimmer usw. und in den oberen Stockwerken 54 Hotelzimmer. Die Säle für die Table d’hóte des Hotels liegen im I. Geschoss über dem Speisesaal des Kurhauses.

Das Strandschloss in Kolberg. Ansicht gegen die See
Das Strandschloss in Kolberg. Ansicht gegen die See
Das Strandschloss in Kolberg. Inneres des Speisesaals im Erdgeschoss
Das Strandschloss in Kolberg. Inneres des Speisesaals im Erdgeschoss

Eine der wichtigsten Bedingungen war die der Bewirthschaftung der ausgedehnten Anlage, die während der Saison häufig einen ungeheuren fluctuirenden Verkehr von 2000-6000 Personen zu bewältigen hat, der sich auf wenige Tagesstunden zusammendrängt. Zur Bewältigung dieser grossen Ansprüche mussten die Wirthschaftsräume, wie Koch- und Kaffeeküchen, in erheblichem Umfange angelegt werden und es musste namentlich deren bequeme Verbindung mit den Restaurationsräumen und den an diese grenzenden Hallen und Parkanlagen berücksichtigt werden. Auch musste die Möglichkeit gegeben werden, neben der Bewältigung des Hotelverkehrs und dessen auf mehre hundert Personen berechneten Table d’hóte-Besuches zu gleicher Zeit die grossen Restaurationsräume zu versorgen. Deshalb sind die Küchen in das Erdgeschoss in gleicher Höhe mit den grossen Sälen gelegt worden, an die sie unmittelbar angrenzen. Den Verkehr von den Küchen nach den oberen Speisesälen vermitteln vier grosse Aufzüge. Die Anrichten usw. sind von entsprechender Grösse. Bei der Abmessung der Grössenverhältnisse der Säle und der zu ihnen in Beziehung stehenden Räume mussten ausser den eng bemessenen Grenzen des Bauplatzes auch die zur Verfügung stehenden Mittel berücksichtigt werden, die durch die Stadtverwaltung bereit gestellt wurden. Bei der Gestaltung des Grundrisses ist zu beachten, dass später eine Erweiterung des Hotels durch den Anbau eines Flügels an der Ostseite beabsichtigt wird.

Längsschnitt durch Speisesaal und Festsaal
Längsschnitt durch Speisesaal und Festsaal
Haupt-Ansicht
Haupt-Ansicht
Das Strandschloss in Kolberg
Das Strandschloss in Kolberg

Für die Bauausführung sehr erschwerend war der Umstand, dass der Neubau an der Stelle des alten Strandschlosses erbaut werden musste und dass die dem öffentlichen Verkehr dienenden Räume, die Säle, Küchen, Veranden usw., erst nach Vollendung des Neubaues entfernt werden durften. Zudem konnte für die Bauarbeit nur die Zeit vom 1. Oktober bis 1. Juni inbetracht kommen. Auch war es der Wunsch des Magistrates, dass die Arbeiten, soweit es irgend möglich war, durch in Kolberg ansässige Unternehmer ausgeführt wurden.

Es ist möglich geworden, den gesammten Rohbau in einer Bauperiode von Oktober 1898 bis 15. Juni 1899 herzustellen und zugleich die Haupträume des Kurhauses nebst den Wirthschaftsräumen provisorisch gebrauchsfertig herzurichten. Der Ausbau des Hotels und die farbige Ausstattung der Säle ist seit Oktober 1899 in Angriff genommen worden und zurzeit nahezu vollendet.

Das Strandschloss in Kolberg. Architekten Hoeniger und Sedelmeier
Das Strandschloss in Kolberg. Architekten Hoeniger und Sedelmeier

Bei der Bauausführung waren folgende Firmen betheiligt: für die Maurer- und Zimmerarbeiten Neumann & Moritz in Kolberg; für die Dachdecker-Arbeiten W. Neumeister in Berlin; für die Klempner-, Kupferdecker- und Wasserleitungs-Arbeiten Karl Müller-Kolberg; für die Tischler-Arbeiten Gebr. Schaar in Berlin und einige Kolberger und Kösliner Firmen. Die Arbeiten für die Heizung der Säle hatte Rud. Otto Meyer in Berlin, die Eisenkonstruktionen E. de la Sauce & Kloss in Berlin, die Stuck-Arbeiten E. Dammerich & Co. in Berlin und die Malerei der Säle Gebr. Drabich in Berlin übernommen. Die Kunstschmiede- und Beschlag-Arbeiten lieferten Klassen u. Stern in Kolberg und einige andere Firmen. Der Bauführung stand Hr. Architekt Andreas Hochreuter vor. Die gesammten Baukosten betragen ohne Inventar etwa 700 000 M. –

Dieser Artikel erschien zuerst am 05.05.1900 in der Deutsche Bauzeitung, er war gekennzeichnet mit „M.“.