Das zoologische Institut der Kaiser Wilhelms-Universität in Strassburg i. Els.

Das Gebäude, das im Erdgeschoss die sämmtlichen Lehrräume des Institutes und in zwei Obergeschossen und einem gegen den Hof völlig ausgebauten Dachgeschoss die umfangreichen zoologischen Sammlungen der Universität und der Stadt Strassburg enthält, wurde nach dem ausführlichen Programm des Instituts-Direktors Prof. Dr. Goette in den Jahren 1890 bis 1893 ausgeführt.

Bei der Planaufstellung musste davon ausgegangen werden, dass der Zugang zu den Sammlungsräumen, die dem Publikum täglich geöffnet sind, getrennt von dem Zugang zu den Lehr- und Arbeitsräumen des Instituts angeordnet, den Instituts- Angehörigen aber eine leichte und bequeme Verbindung zwischen allen Geschossen ermöglicht wurde; auch musste darauf Bedacht genommen werden, dass diejenigen Studirenden, die nicht im Institute arbeiten, sondern nur die Vorlesungen besuchen, die Hörsäle erreichen können, ohne die zu den eigentlichen Institutsräumen führenden Korridore zu betreten.

Dies ist ein historischer Text, welcher nicht geändert wurde, um seine Authentizität nicht zu gefährden. Bitte beachten Sie, dass z. B. technische, wissenschaftliche oder juristische Aussagen überholt sein können. Farbige Bilder sind i. d. R. Beispielbilder oder nachcolorierte Bilder, welche ursprünglich in schwarz/weiß vorlagen. Bei diesen Bildern kann nicht von einer historisch korrekten Farbechtheit ausgegangen werden. Darüber hinaus gibt der Artikel die Sprache seiner Zeit wieder, unabhängig davon, ob diese heute als politisch oder inhaltlich korrekt eingestuft würde. Lokalgeschichte.de gibt die Texte (zu denen i. d. R. auch die Bildunterschriften gehören) unverändert wieder. Das bedeutet jedoch nicht, dass die darin erklärten Aussagen oder Ausdruckweisen von Lokalgeschichte.de inhaltlich geteilt werden.

Dem entsprechend wurde der Zugang zu den Sammlungsräumen gegen die Stadtseite, an den Nikolausring gelegt, während das eigentliche Institut von der Universitäts-Strasse aus durch ein Vestibül, das den übrigen naturwissenschaftlichen Instituten zugekehrt ist, erreicht wird. Von dieser Vorhalle aus erreicht man unmittelbar die im Sockelgeschoss liegende Diener-Wohnung, die Aborte und Pissoirs und im Erdgeschoss die beiden Hörsäle, die für 30 Zuhörer und für 100 Zuhörer eingerichtet sind. Der letztere Saal hat staffelförmig erhöhte Bankreihen, wobei der Boden vom Saal-Eingang gegen den Experimentirtisch um 0,70 m fällt, wogegen die hinterste Bankreihe um 3 Stufen über den Saalboden erhöht ist. Dadurch wurde erreicht, dass der hintere Theil des Saalbodens und die beiden seitlichen Gallerien auf derselben Ebene mit dem Vorplatzboden liegen und der Hörsaal doch eine ausreichende Stockhöhe erhielt. Im unmittelbaren Anschluss an den Hörsaal liegen das Vorbereitungs-Zimmer und die Räume für die Hand- und die Skelett-Sammlung.

Das zoologische Institut in Strassburg i. E. – Grundriss

Die Räume a und b (Erdgesch.) sind ebenfalls um 70 cm in das Sockelgeschoss vertieft, und im Raum b ist zur besseren Ausnützung der Höhe eine durch ein besonderes Treppchen zugängliche Gallerie mit Sammlungs-Schränken angeordnet, wodurch es möglich wurde, in diesem Raume in bequemer, übersichtlicher Anordnung und durchweg gut beleuchtet 87 Schränke unterzubringen. Diese Räume stehen durch die Treppe c mit den Sammlungsräumen des Obergeschosses in unmittelbarer Verbindung.

Von der Vorhalle gelangt man, durch einen Glasabschluss getrennt, in den Hauptkorridor, der vom Hofe reichliches Licht empfängt und an dem die Arbeitsräume des Institutes liegen.

Gegen den Hof zu liegt, östlich an das Gebäude angebaut, die ganz aus Eisen und Glas erstellte Gallerie für mikroskopische Arbeiten, die zugleich die Verbindung zwischen den Institutsräumen und dem Vorbereitungszimmer bezw. mit den Räumen der Handsammlung vermittelt, und der in derselben Konstruktionsweise erbaute Vivarienraum, der dem unmittelbaren Sonnenlicht möglichst ausgesetzt ist, aber zur. Vermeidung zu hoher Temperaturen durch Schattendecken geschützt werden kann. Die Verbindung mit den Obergeschossen und dem Kellergeschoss wird durch die Treppen c, d und e und durch 4 Aufzüge vermittelt.

Die Räume der Obergeschosse werden von dem Zoologischen Museum eingenommen. Die Hauptsäle sind zweiseitig beleuchtet, werden jedoch durch die nach dem Fischgrätensystem aufgestellten Schrankreihen in eine Hof- und in eine Strassenseite getheilt, welche Anordnung eine leichte Führung des Publikums und die beste Ausnutzung des Lichtes ermöglicht.

Das zoologische Institut in Strassburg i. E.

Aborte für das Publikum sind im Erdgeschoss unter der Haupttreppe angeordnet. Der Verkehr nach den Sammlungsräumen wird durch die im Sockelgeschoss neben der Vorhalle am Nikolausring unter der Handsammlung gelegene Diener-Wohnung überwacht.

Ausser den beiden Diener-Wohnungen und den Aborten für die Studirenden befinden sich im Sockelgeschoss noch einige Arbeitsräume des Instituts, sowie Seewasser-Aquarien und die Räume für die Niederdruck-Dampfheizungsanlage nebst Kohlenräumen.

Die Kosten des Baues einschl. der inneren Einrichtung betragen rund 800 000 M., wovon 200 000 M. auf die Einrichtung entfallen

Die besondere Bauleitung lag in den Händen des Hrn. Architekten Rittershofer.

Dr. O. Warth, Oberbaurath u. Professor in Karlsruhe i. B.

Dieser Artikel erschien zuerst am 18.06.1898 in der Deutsche Bauzeitung.