Der Artushof zu Thorn

Der Artushof zu Thorn

Der Thorner Artushof, auch Compen- (Gesellschafts ) Haus genannt, wurde im Jahre 1311 durch den Rath der Stadt und den Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen von den „ritterlichen“, d. h. aus Deutschland eingewanderten Geschlechtern als die „Brüderschaft St.Georgii zum Artushofe“ gegründet.

Gleichnamige und ähnlich gestaltete Höfe gab es in Danzig, Königsberg und Elbing; es waren das Vereinigungs-Mittelpunkte für diejenigen Bürger, die im öffentlichen Leben, also im Rathe, an den Gerichten usw. eine Rolle spielten. Später nach Erlangung von Wohlstand durch Kaufleute namentlich im Kornhandel mit dem Auslande kam im Gegensatz mit der alten ursprünglichen Georgsbank noch die Marienbank für diese Bürger hinzu. Die Zwecke dieser Vereinigungen bestanden auf der einen Seite in einer solidarischen Vertretung gemeinsamer Interessen nach aussen hin, auf der anderen in der Pflege bürgerlichen Ritterthums und städtischer Geselligkeit. Als dritte Bank ward in der Mitte des 15. Jahrhunderts die Reinholdsbank begründet, der die „Schipper-Herren“, d. h. die Rheder der den Handel mit Polen, sowie mit Danzig und Elbing vermittelnden Stromschiffe angehörten, Diese drei Gruppen waren streng von einander geschieden, jede sass an einem besonderen Tische; in die St. Georgsbank durfte nur der Rath Jemand „küren“; doch gehörten ihr die Nachkommen aller derer an, die einmal im Rathe gesessen hatten. Aus früherer, namentlich aber aus späterer Zeit sind Einzel- und Gesammtvorschriften zur Aufrechterhaltung der Ordnung an dem Hofe, genannt „des Hofes Ordenunge“, erhalten.

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Interessant ist namentlich die von 1615, die folgenden Wortlaut hat:

Des hofes ordenunge.

Auf dasz uff dem hofe, der stadt zu eren, gutte ordenunge gehalden werde, szo habenn dy brüder alle samptlich vorwilt und vor das beste angesehn, dasz alle und iczliche, die zu hofe gehen wollen und des hofes wirdigk seyn, sollen den hof allezeyt, so man doroffe schenket, halden und mit beczalen, mit dieser gestalt: wer zu hofe gehet, der gibt denselbigen tagk gantze beeczalunge, wer adder nicht kompt, der gibt halbe beczalunge, und magk ym 1 stoff byr den tag zu hawse holen lossen; so er den vergisst zu holen, ist der schaden seyne. Wo adder ymanth eynheimisch ist, sal sich abesagen adder abesagen lossen, so darf er nichts dem hofe beczalen; eyn eynheimscher sal keyne entschuldigunge haben.

Item dy bruder wollen dy tabel (tabel = Hausgesetz) yn allen puncten und articeln gehalden haben, ausgeschlossen dy leczten 2 articel, do vor syhe dysen vorgeschribenen gehalden haben wollen.

Item eyn Ersamer rath soldem hofe zu gutte dasz byr aus dem stadt keller umb dys gelt oberlossen, als sy ys gekauft haben und nicht beczalen, wye ezumal geschehen, sunder im nachfolgenden hofe sollen ys die brueder frey haben.

Item wo eyne unfur auf dem hofe geschicht, soll also gericht und gestrofft werden. Wer adder sich den foycten und hofhern ungehorsam ynezeget und nicht horen will, den sal eyn ersam roth selbst strofen, also auch wer nicht beczalet, der zal in Keller vorboth werden, gestrofft und beczalen, wo nicht geschieht sal man den ersamen roth zu hulffe zu stroffen nemen wy vor alders gehalden. Sunst wollen syne Keyn sache adder mangel auszwenigk des hofes gerichte gestrofft haben.

So adder eyn fremder auf den hofe gebrocht wirt, der sal man verburgen ym Keller vor den fogten und hausherrn zu gestehn; wo er adder nicht burge hat, sal man yn mith gefengnisz burgen.

Item dy buden, wy vor alders gehalden, begeren die brueder dem hofe zu gutte am johrmarghte frey haben.

Item keyn stadt dyner sal dy bruder vor dem ersamen roth auf dem verbotten; sonder eyn yder sal seynem hausze verboth werden.

Aus allen diesen Bestimmungen geht hervor, dass die Artusbrüderschaft in engstem Zusammenhange mit der Stadtverwaltung gestanden hat; in allen richterlichen und Verwaltungsfragen entschied allein und unbedingt der Rath. Er war das „Haupt und der oberste Verwalter“, dessen Aufträge durch zwei „Hof-Herren“ ausgeführt wurden.

Von diesen beiden Hof-Herren (Die Bezeichnung Herr führt heute noch der Stadtbaurath in Thorn in seiner ehrenamtlichen Eigenschaft als oberster Leiter des gesammten städtischen Feuerlöschwesens, als welcher er „Feuerherr“ genannt wird.) stand der eine dem alten Artushofe, der andere dem Junkerhofe vor. Dieser letztere, die Vorburg des alten Ordens-Ritterschlosses, hoch über dem Weichselufer war nach dem Niedergange des Ordens von dem Rath den Artusbrüdern als Schiessplatz und Sommerlokal gegeben worden. Er besteht noch heute als Wohnhaus. Aus dem Jahre 1796 findet sich in der Festschrift der Thorner Handelskammer eine genaue Beschreibung des damaligen Artushofes von Stadtbmstr. Neeff mit einer Fassadenzeichnung (s. Steinbrecht, Thorn im Mittelalter).

Der Thorner Artushof i. J. 1796
Der Thorner Artushof i. J. 1796

Seit Anfang des 16. Jahrhunderts vermindert sich die Mitgliederzahl der Artusbrüderschaft stark und während des 17. und 18. Jahrhunderts findet ein vollständiger Niedergang derselben statt. Das Gebäude diente dann eine Zeit lang als Gildenhaus, was ungefähr sich mit Börse deckt und später 1724 der von Jesuiten und Polen hart bedrängten Altstädtischen evangelischen Gemeinde als Gotteshaus unter dem Namen „Kreuz-Kirche“.

1796 wird der baufällige, hohe Giebel abgebrochen, 1802 dann das ganze Gebäude. Die schweren Kriegsjahre im Anfange des 19. Jahrhunderts waren nicht dazu angethan, den Neubau des Hauses, es sollten nun ein „Schauspielhaus und eine Ressource“ daraus gemacht werden, zu fördern. Nachdem durch einen Vergleich mit 50 % es schon einmal seinen Gläubigern entgangen war, kam es 1824 endgiltig unter den Hammer und wurde von einem früheren Mitgliede, Kaufmann Meisner, namens der Junkerhofhaltung, die daneben weiter bestand, für 3280 Thlr. käuflich erworben.

Später, 1827, schoss der Magistrat unter dem tüchtigen Bürgermeister Mellin ein Darlehen vor und man vollendete nun den Neubau, wie ursprünglich geplant war, als „Schauspielhaus und Recource“. Es war ein einfacher Putzbau mit Säulen und Tympanon im sogenannten klassischen Stil seiner Zeit.

1842 erklärten die letzten 3 Brüder Meisner, Gall und Voigt auf Ansuchen des Magistrats (des „Raths“) die Brüderschaft für aufgelöst und übertrugen deren Vermögen an die Stadt, die eigentlich schon seit der Zwangsversteigerung von 1826 Eigenthümer war.

Aus einer „Artusbrüderschaft“ wurde eine städtische „Artusstiftung“ von einer städtischen Deputation, deren Vorsitzender und Dezernent, also gewissermaassen als „Hofherr“ der Unterzeichnete Jahre lang gewesen ist, verwaltet. Die letzte Feier in den Ressource-Räumen fand am 22. März 1887, dem letzten Geburtstage Kaiser Wilhelms des Grossen, statt.

Ein geplanter Ausbau konnte wegen allgemeiner Baufälligkeit des ganzen Hauses nicht durchgeführt werden. 1887 schloss endlich der königl. Regierungspräsident zu Marienwerder das Haus baupolizeilich als Theater. Seit dieser Zeit entbehrt die Stadt eines solchen. Man plante zwar einen Neubau und veranstaltete einen beschränkten Wettbewerb, aber dieser blieb erfolglos.

Ganz rath- und planlos wollte man schliesslich das Haus verkaufen, als der den schwer erkrankten Oberbürgermeister vertretende damalige zweite und später erste Bürgermeister Bender (heute Oberbürgermeister von Breslau), dessen Archivstudien man die eingehenden (auch für diesen Aufsatz benutzten) Ausführungen im Verwaltungsberichte für die Jahre 1881-91 verdankt, eingriff. Er trat mit aller Kraft dafür ein, dass man an der alten, geschichtlichen und vornehmen Stelle am Altstädtischen Markt gegenüber dem gewaltigen Rathhause festhielt.

Da schon damals ein Theater bei der eingebauten Lage und der Schmalheit des Grundstückes kaum eine Aussicht auf polizeiliche Genehmigung hatte, ein Gesellschaftshaus, an das man seit Jahrhunderten gewöhnt war, aber als ein dringendes Bedürfniss für die Bürgerschaft sich erwies, so entschloss man sich, nur für diese Zwecke, sowie für die Pflege der Musik einen Neubau aufzuführen, nachdem man noch das Nebenhaus mit einer Fläche von 459 qm von der königlichen Steuerbehörde für 39 000 M. käuflich erworben hatte.

Der als Stadtbaurath 1888 in den Dienst tretende Unterzeichnete fertigte sodann zunächst einen generellen Entwurf, dessen Genehmigung ein spezieller folgte, der am 31. Mai vom Magistrat und am 5. Juni 1889 von den Stadtverordneten zur Ausführung bestimmt wurde.

Grundrisse
Grundrisse

Die bauliche Ausführung war anfangs infolge des überaus schlechten Baugrundes schwierig und zeitraubend. Es fanden sich nämlich nicht weniger als 22 Stück zumtheil Jahrhunderte alte Abortgruben in Holz abgetäuft bis zu Tiefen von 20 m unter Erdoberfläche vor, alle gefüllt mit Fäkalresten aller Zeiten, von verschiedener Farbe und Konsistenz. Ihre Entleerung und ihr Ersatz durch Betonpfeiler verursachten erhebliche Kosten und Zeitverlust. Zur Ueberwindung des Ekels bei den an Seilen hinabgelassenen Arbeitern thaten die bekannten Thorner Lebenstropfen ihre anfeuernde Wirkung. Trotzdem das Haus so auf 22 verschieden hohe und dicke Beine gestellt ist und eine bedeutende Höhe besitzt, hat es doch keinen Riss aufzuweisen. Im Herbst 1891 erst wurde der Bau fertig, da man im Thorner Klima im Winter alle grösseren Bauten ruhen lassen muss und ausserdem für die Arbeiten, welche hohe technische und künstlerische Fertigkeit erforderten, die Handwerker in Thorn erst von den Bauleitenden herangebildet bezw. für sie Ersatz von ausserhalb herbeigeholt werden mussten.

Am 12. Dezember 1891 wurde dann durch feierlichen Weiheakt, Festessen und Ball der neue Artushof als ein städtisches Gesellschaftshaus eingeweiht an derselben Stelle, wo nun seit 580 Jahren ein Haus für den gleichen Zweck gestanden hatte.

Bald darauf bildete sich denn auch aus den ersten Bürger- und Beamtenkreisen heraus eine Vereinigung, die sich Artusgesellschaft nannte und Feste feierte, die denen an den Ufern des Rheins an Lebhaftigkeit und Originalität kaum nachstanden. Erster Vorsitzender war der damalige zweite Bürgermeister und Syndikus Schustehrus (heute Oberbürgermeister in Charlottenburg).

Das Jahrzehnte darniederliegende gesellige Leben der Bürger blühte in ungeahnter Weise wieder auf in dieser unmittelbar an der Ostgrenze gelegenen zwar kleinen (25 000 Zivil-Einwohner) aber wirthschaftlich von jeher bedeutenden und wohlhabenden Stadt, die noch dazu eine Grenzfeste ersten Ranges mit einer fast kriegsstarken Garnison von 9-10 000 Mann geworden war.

Das Grundstück des Artushofes liegt, wie schon gesagt, eingebaut zwischen Privathäusern und geht bei einer Breite von i. M. 24 m und 64 m Tiefe bis zu einer Hinter-Strasse durch, an der aber bereits früher ein Miethshaus errrichtet war, so dass das Artushaus selbst nur 44 m Tiefe erhalten konnte. Es gruppirt sich um einen Mittelhof, der mit Wölbnische als Kneiphof eingerichtet ist und um einen nach hinten zu gelegenen Wirthschaftshof, über den der hintere Ausgang auf die Strasse führt.

Das stattliche Gebäude enthält ausser dem Keller ein Erd-, ein Zwischen- und ein Haupt-Geschoss, sowie für Lager und Dienstboten-Wohnungen ein zweites Obergeschoss. In das 53 m hohe Erdgeschoss führt mitten ein 4 m breiter mit quadratischen Kreuzgewölben überspannter Flur zur 3läufigen massiven und gewölbten Haupttreppe mit Granitstufen und zu dem grosstädtisch angelegten und eingerichteten Restaurant mit zentral gelegenem Büffet. Dasselbe besteht aus vorderer 2schiffiger gewölbter Halle mit Granitpfeilern und 4 nach den Höfen hinaus gelegenen Kneipräumen, an die sich die Wirthschaftsräume für Restaurant und oben liegende Gesellschaftsräume schliessen. Rechts am Eingange liegen 2 Läden mit Komtoren und unmittelbar durch Wendeltreppen zugänglichen Kellerräumen, die als Lager- und Werkstätten benutzt werden.

Im Zwischengeschoss, das verhältnissmässig niedrig (4 m) gehalten ist, liegen nach vorn hinaus Billard-, Vereins- und Lesezimmer der Artusgesellschaft, nach den Höfen die sehr geräumigen Garderoben und Aborte, damals gleich mit Spülklosets eingerichtet, sowie die helle und geräumige Wirthswohnung. Ausserdem ist hier eine besondere Küche mit Anrichte für Hochzeiten nach streng israelitischem Gebrauch eingerichtet.

Im Hauptgeschoss, das verschiedene Höhen je nach den Saalabmessungen aufweist, liegt nach der Strasse zu der 13 x 24 m grosse Festsaal mit hoher Estrade und 5 vortretenden Logen. Dahinter 4 grössere und kleinere Säle und Zimmer; es ist möglich, 2 auch 3 geschlossene Gesellschaften zugleich abzuhalten, da 3 Treppen vorhanden sind. An Fluren ist der Kleinheit der Grundfläche wegen sehr gespart.

Das Gebäude ist in den Wänden massiv, mit gewölbtem Keller und theilweise gewölbtem Erdgeschoss, sonst mit Balkenlagen (meist doppelten) erbaut; in allen Restaurations- und Festräumen liegen eichene, sonst kieferne Fussböden. Für die Holztäfelungen an einzelnen Decken und an den Wänden ist gebeiztes Kiefernholz verwandt; diese Arbeit wurde, wie die meisten Tischlerarbeiten, von der Firma Gebrüder Bauer in Breslau ausgeführt. Dieser Stadt entstammten auch der kürzlich verstorbene Bildhauer Albert Rachner, der die sehr reichen Stuckarbeiten im Inneren bis auf einen kleinen Theil modellirt hat, und der Maler Ramsch, der die Ausmalung bewirkte.

Das ganze Gebäude wird mit einer von der Firma Schäffer & Walcker in Berlin ausgeführten Niederdruck-Dampfheizung, die grossen vorderen Säle werden mittels Dampfluftheizung erwärmt und durch Absauger gelüftet. Die grossen Saalfenster sind sämmtlich künstlerische Buntverglasungen, Geschenke der Handelskammer und verschiedener Vereine; sie entstammen berühmten Ateliers in München, Berlin und Danzig. Die Stadt hat die gesammte Ausstattung mit Gaskronen und mit Mobiliar für die Festräume und das Restaurant beschafft.

Der Artushof zu Thorn
Der Artushof zu Thorn

Die Fassade zeigt eine deutsche Renaissance, die gewissermaassen einem ursprünglich gothischen, im Laufe der Zeit zerstörten Bau unter Belassung von dessen Struktur aufgesetzt ist, was ja der Geschichte des Bauwerkes, das durch alle Stile vom frühgothischen bis zur Neuklassizität durchgegangen ist, entspricht und von welcher Bauweise in Danzig, der Hauptstadt Westpreussens und der Heimath des Erbauers, prächtige Beispiele zu finden sind.

Das Material ist ein wetterbeständiger dunkelrother Sandstein mit sparsamer Vergoldung, die dazwischen liegenden glatten Wandtheile sind dunkelrothe schlesische Verblendziegel. Das hohe abgewalmte Satteldach ist mit Schiefer gedeckt und mit einem Firstgitter versehen. Die Fassade lehnt sich im oberen Theil entsprechend der Verjüngung der Säulenschäfte etwas zurück, was dem Ganzen einen vornehmen Eindruck giebt.

Die persönliche Leitung der Bauarbeiten lag in den Händen des Unterzeichneten, der hierbei von einem geborenen Thorner, dem Architekten F. Duszynski, heute in Bonn, unterstützt wurde.

Die Baukosten gingen infolge einmal der theuren Gründung, dann aber, weil während der Bauausführung allerhand Wünsche laut wurden und endlich weil die Herbeischaffung des Baumaterials und der Werkleute von weither grosse Kosten verursachten, weit über den Voranschlag hinaus. Der Erfolg war, dass die Stadt aus ihren Mitteln für Verzinsung und Tilgung jährlich, einen Betrag aufwenden muss. Man war sich aber bewusst, dass bei dem Raummangel, der für Repräsentations- und Versammlungszwecke in dem von dem Amtsgericht zum grösseren Theil in Anspruch genommenen Rathhause (unkündbar bei 3 M. Jahresmiethe!) vorhanden ist, ein wenn auch theurer Ersatz in guter Lage nicht nur wünschenswerth, sondern nothwendig war. 1896 brachte der Artushof an Miethe 14 000 M. Die Gesammteinnahmen des Artusstiftes betrugen ungefähr das Doppelte. Trotzdem musste die Stadt jährlich 10 000 M. zuschiessen, Bau- und Einrichtungskosten (ohne Grunderwerb) betrugen rd. 545 000. M. Demnach kostet 1 qm bebaute Fläche (rd. 1000 qm) 545 M. und 1 cbm umbauter Raum (bei i. M. 24 m Höhe) 22,7 M. Das fehlende Kapital hat die Stadt von der städtischen Feuersozietät, bei der alle Häuser der Innenstadt zu einem geringen Prämiensatze versichert sind und die finanziell trefflich bestellt ist, zu einem Zinssatze in Höhe von 3 ½ % bei ½ % Tilgung einschliesslich der ersparten Zinsen geliehen.

Ausser diesem Gesellschaftshause hat der Unterzeichnete als Stadtbaurath für die Stadt an Kneipen noch ausbezw. neugebaut: den Rathskeller, das Innungshaus, das in vorstädtischem Waldparke gelegene Ziegeleigasthaus, die Kneipe auf der Kämpe, 3 Schankhäuser für Weichselschiffer, das Gasthaus im Walde zu Babarken, die Wirthschaft im Schlachthause.

Kiel. R. Schmidt, Stadtbrth.

Dieser Artikel erschien zuerst am 04.08.1900 in der Deutsche Bauzeitung.