Der Künstlerverein „Malkasten“ in Düsseldorf

Gesellschaftsräume des Künstlervereins Malkasten in Düsseldorf. Nach einer Photographie von Wilhelm Otto

Unter den deutschen Künstlervereinen ist der „Malkasten“ in Düsseldorf durch seine heitere Geselligkeit, seinen Humor und seine prächtigen gen in ganz Deutschland bekannt und berühmt geworden.

Gegründet im Jahre 1848 von Meistern und Schülern der Düsseldorfer Malerakademie zu dem Zwecke eine Stätte zu schaffen, wo nach der ernsten Arbeit des Tages der Kunstjünger im Kreise Gleichstrebender und Gleichgesinnter bei Wein, Lied und Scherz sich erholen, neue Anregung und Kraft schöpfen und auch dem sonst leider oft zu sehr eingedämmten Uebermuthe einmal die Zügel schießen lassen könne, wuchs der Malkasten aus bescheidenen Anfängen immer kräftiger empor, und war bereits im Jahre 1860 an Mitgliedern und Mammon so reich, daß er das schöne Jacobissche Besitzthum in der Vorstadt Tempelfort ankaufen und darin seine Heimstätte aufschlagen konnte.

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Das große Treibhaus wurde zunächst in einen Festsaal verwandelt: bald entstand auch ein geräumiges Gesellschaftsgebäude im Renaissancestyl, dessen innere Räume reich mit Reliefs, Büsten, allegorischen Gemälden u. dergl. ausgeschmückt wurden (siehe das Bild auf Seite 52).

Gesellschaftsräume des Künstlervereins Malkasten in Düsseldorf. Nach einer Photographie von Wilhelm Otto
Gesellschaftsräume des Künstlervereins Malkasten in Düsseldorf. Nach einer Photographie von Wilhelm Otto

Das Wandgetäfel zeigt humoristische Schnitzarbeiten, die Stuhllehnen das Wappenthier des Vereins, den deutschen Reichsadler, der in seinen Fängen Bierglas und Hausschlüssel trägt; an den Wänden hängen die Abzeichen des Ritterthums, Harnische, Sturmhauben, Schwert und Schild, auf den Gesimsen stehen alte Humpen und dergl. An den Hauptsaal stoßen Gesellschafts-, Spiel- und Speisezimmer, auch ein Theater ist vorhanden, und in dem oberen Stockwerke eine reiche Kleiderkammer, gefüllt mit Maskenanzügen aus allen Zeitaltern. In den herrlichen Gartenanlagen endlich mit dem „Nixenteiche“ befindet sich das Sommerlokal des Malkastens, wo die Jünger der Kunst ihre feenhaften Sommer- und Nachtfeste feiern. Ueberhaupt haben diese Räume außer den alljährlichen Sommer- und Karnevalsfeiern schon Feste gesehen, die an Glanz, Farbenpracht und phantastischer Ausschmückung ihres Gleichen suchen und unter denen das schönste das zu Ehren der Anwesenheit Kaiser Wilhelm’s I. im Jahre 1877 veranstaltete war. Bis heute ist der Malkasten eine der hervorragendsten Stätten heiterer Geselligkeit, Lebenslust und echt künstlerischen Humors geblieben, getreu seinem Wahlspruche: „Durch komm’ ich doch, komm’ ich durch!“

Dieser Artikel erschien zuerst in Heft 2/1890 des Ein Buch für Alle. „Tempelfort“ (statt Pempelfort) ist die aus dem Originaltext übernommene Schreibweise.