Die Bonner Fürstenuniversität

Bonn ist so recht eigentlich die deutsche Fürstenuniversität, schon viele Sprossen regierender Häuser haben dort ihren akademischen Studien obgelegen und sich meistenteils dem dortigen Korps Borussia angeschlossen, um in seinem Kreis das Studentenleben zu genießen.

Insbesondere bestehn schon seit Jahrzehnten freundschaftliche Beziehungen zwischen dem Korps und den Hohenzollern. Zunächst trat ihm im Jahr 1846 Prinz Friedrich Karl als Konkneipant bei. Der nachmalige Kaiser Friedrich, der zwei Jahre später die Universität bezog, stand zwar nicht in einem gleich festen, gleichsam offiziellen Verhältnis zu den Borussen, verkehrte aber ebenfalls sehr viel und gern auf ihrer Kneipe.

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Besonders innige Beziehungen hingegen entspannen sich zwischen der Borussia und unserm jetzigen Kaiser, der schon während der Studienzeit im Sommer 1878 Inhaber der Korpsschleife wurde und jetzt dem Verband der alten Herren angehört. Unser Kaiser hängt an der Verbindung und hält überhaupt große Stücke auf das deutsche Korpswesen. Bei der Abschiedskneipe am 31. Juli 1879 antwortete er auf die an ihn gerichtete Begrüßungsrede: „Meine Herren! Ich danke Ihnen zunächst für den auf meinen Großvater und mich geriebenen Salamander und drücke Ihnen meinen tiefsten Schmerz darüber aus, daß ich Ihre fröhlichen Reihen so bald verlassen muß. Sie haben mich als Korpsstudenten aufgenommen, und ich habe den in den Bonner Korps herrschenden Geist kennen gelernt, sowohl auf der Kneipe wie auf der Mensur. Es ist ein guter, deutscher, braver Geist, dem auch ich treu bleiben werde bis an mein Ende.“

Zum Universitätsstudium des Kronprinzen Wilhelm – Korpshaus und Kneipe der Bonner Borussen. Für Die Woche gezeichnet von Paul Brockmüller

Daß an derselben Anschauung, von der damals Prinz Wilhelm beseelt war, der Kaiser noch festhält, bekundete er bei einem Kommers des Bonner Korps, dem er selbst präsidierte, am 6. Mai 1891. Damals erging er sich in längerer Rede über den erzieherischen Wert des Korpslebens und bemerkte unter anderm: „Sie haben auch meines Sohnes heute gedacht, dafür danke ich Ihnen noch ganz besonders von Herzen. Ich hoffe daß der Junge, wenn er so weit gediehen ist, bei dem hiesigem S. C. eintreten und daß er dann dieselben freundlichen Gesinnungen wiederfinden wird, wie ich sie hier habe. Jetzt ist der Junge wie sich der Kaiser damals jovial ausgedrückt hat, so weit gediehen: er ist zum herangereift, der in diesem Semester seine akademischen Studien beginnen wird. Bonn, das Korpshaus und die Kneipe der Bonner Borussen werden unsern Kronprinzen als Gast bei sich aufnehmen, wie in früheren Zeiten seinen Vater und seinen Großvater.

Dieser Artikel erschien zuerst am 15.04.1901 in der Rubrik “Wovon man spricht” von Die Woche.