Die Einweihung der Lausitzer Ruhmeshalle in Görlitz

Die Ruhmeshalle zu Görlitz - Ansicht des Gebäudes

Am 18. Oktober 1898, am Geburtstag Kaiser Friedrichs, fand in Görlitz auf einer schön gelegenen Anhöhe an der Lausitzer Neiße die Grundsteinlegung der Oberlausitzer Ruhmeshalle in Verbindung mit dem Kaiser Friedrichmuseum statt.

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Der Kaiser verlässt die Ruhmeshalle

Die Kaiserin Friedrich, die dem Plan kunstsinniger Kreise der Stadt Görlitz, zur Unterbringung der im städtischen Altertumsmuseum aufgestellten Kunst- und kunstgewerblichen Gegenstände ein Museum und als Dank der Oberlausitz für die Gründer des Deutschen Reiches und ihre Paladine eine Ruhmeshalle zu bauen und beide Stätten der Kunst und der in künstlerischen Werken versinnbildlichten Vaterlandsliebe zu vereinen, warmes und freudiges Interesse entgegenbrachte, sandte zur Feier der Grundsteinlegung Schloßhauptmann Graf Lüttichau als ihren Vertreter und nahm an dem kräftig emporwachsenden Bau und an der Ausgestaltung der vaterländischen Idee bis zu ihrem Tod lebhaften Anteil.

Die Ruhmeshalle zu Görlitz - Ansicht des Gebäudes
Die Ruhmeshalle zu Görlitz – Ansicht des Gebäudes

Auch der Kaiser sagte seinen Schutz zu und hat das große Werk allenthalben gefördert. Nicht nur an die Bewohner der preußischen Oberlausitz, sondern auch an die der sächsischen war die Bitte um Unterstützung des Unternehmens ergangen, und in zehn Jahren war eine Summe von über einer halben Million zusammengeflossen, die sich während der Baujahre bis zu einer Million ergänzte und die Möglichkeit gab, ein echtes, künstlerisch vollendetes Prunkgebäude zu schaffen. Von 7 eingereichten Entwürfen hatte der Architekt Hugo Behr, Lehrer an der Königlichen Baugewerkschule in Höxter, den ersten Preis und damit die Ausführung des Baues zugesprochen bekommen. Er hat ihn in vier Jahren rastloser Thätigkeit und künstlerischer Schaffenskraft bewältigt und gewann sich Dank und Anerkennung von Görlitz und der ganzen Oberlausitz.

Blick in die Lausitzer Ruhmeshalle zu Görlitz
Blick in die Lausitzer Ruhmeshalle zu Görlitz

Der Prachtbau giebt eine würdige Herberge für das Doppelstandbild Kaiser Wilhelms I. und Friedrichs III., das in der großen Empfangshalle den Eintretenden begrüßt. In zweifacher Lebensgröße hat Professor Pfuhl die beiden Kaiser auf der Höhe ihres Lebens wirkungsvoll dargestellt. Zur Rechten seines Sohnes, der die Kürassieruniform mit wallendem Mantel trägt, steht Kaiser Wilhelm und legt ihm die linke Hand traulich auf die Schulter. Um dieses schöne Doppelstandbild sind die Statuen und Büsten aller in den großen Kriegsjahren hauptbeteiligter Fürsten, Staatsmänner und Heeresleiter in der Halle aufgestellt. Bismarck, Moltke und Roon, des neuen Reiches erster Kanzler, der große Stratege und der Heeresorganisator wurden von dem Berliner Bildhauer Harro Magnussen in Schlichtheit und Würde dargestellt. So, wie sie im Volk leben, stehen sie vor uns, Bismarck, wuchtig, auf breitgestellten Beinen, auf den Säbel gestützt, Moltke als Denker, Roon in die Ferne schauend, wie dem Feind entgegen. Und neben ihnen in bunter Reihenfolge die Fürsten jener Zeit in Hermenbüsten: Ludwig II. von Bayern, Johann Albert von Sachsen, Großherzog Friedrich von Baden, Friedrich Franz von Mecklenburg Schwerin. Draußen aber von den Wänden des Baus rechts und links des Eingangs schauen zwei Prachtwerke Hugo Lederers herab, zwei mächtige Hochreliefs, die die „Furchtbarkeit des Krieges“ und den „Triumph des Lichts“ in sehr glücklicher und anschaulicher Weise symbolisieren.

Zur Einweihung dieser prächtigen Ruhmeshalle war Kaiser Wilhelm mit einer großen Suite von Offizieren und Staatsmänners erschienen. Anwesend waren Kultusminister Dr. Studt, Oberpräsident Fürst Hatzfeld-Trachenberg, General von Stülpnagel, Oberhofmarschall Graf Eulenburg, der Chef des Militärkabinetts von Hülsen-Haefeler u. a. In glänzender Feier wurde das Werk der Stadtgemeinde übergeben, die dem Kaiser Gelegenheit gab, über Vergangenheit und Gegend zu sprechen und zu danken für die Worte des Oberbürgermeisters Büchtemann, der geschlossen hatte mit dem Huldigungsgruß; „Dem Vaterland unsere Liebe, dem Landesfürsten mit unsere Treue, dem Kaiser unser Herz.“

Dieser Artikel erschien zuerst in Die Woche 50/1902, er war gekennzeichnet mit „F. H.“, die Aufnahmen stammen von R. Scholz.