Das Zeughaus, eine der ältesten künstlerisch ausgeführten Monumentalbauten Berlins (am Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts von Nering und Schlüter errichtet), ist in den letzten zehn Jahren zu einem Waffenmuseum und zugleich zu einer Ruhmeshalle der preußischen und deutschen Armee umgeschaffen worden.
Das Untergeschoß enthält das Geschütz- und Artilleriemuseum und die Modellkammer, der erste Stock die reichhaltige Sammlung interessanter Rüstungen, Waffen und Uniformen von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Der innere Hof bildet eine glasbedeckte, mit Siegestrophäen reich ausgestattete Halle, von der eine doppelarmige zu dem von Hitzig neuerbauten Kuppelsaal, der Herrscherhalle (siehe das Bild auf S. 72), emporführt, welche den Mittel- und Glanzpunkt des Ganzen bildet. Seinen Namen führt dieser von den hervorragendsten Künstlern herrlich geschmückte Raum von den darin aufgestellten bronzenen Standbildern der hervorragendsten preußischen Herrscher, vom Großen Kurfürsten (modellirt von Encke) bis zu Kaiser Wilhelm I. (modellirt von Bärwald). In der Mitte zwischen den beiden letztgenannten Kolossalstatuen erhebt sich eine heranschwebende und den Lorbeerkranz weit vorstreckende Siegesgöttin von Schaper in doppelter Lebensgröße aus blendend weißem Marmor, ein Meisterwerk voll klassischer Ruhe und Hoheit. Zwischen den Säulen rechts und links von der Viktoria, sowie auf der gegenüberliegenden Wand gewahrt man unten vier Gemälde mit hochbedeutsamen Momenten aus der preußischen Geschichte; links vom Großen Kurfürsten die Krönung Friedrich’s I. in Königsberg am 18. Januar 1701, und rechts von Kaiser Wilhelm I. die Kaiserproklamation in Versailles, beide von A. v. Werner; gegenüber Bleibtreu’s Aufruf der Freiwilligen zu Breslau 1818 und Camphausen’s Huldigung der schlesischen Stände vor Friedrich dem Großen.
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Zwischen den beiden Werner’schen Bildern und der Kuppel prangt auf der Hauptwand, die unsere Illustration darstellt, oben ein gewaltiges allegorisches Gemälde von Professor Fritz Geselschap, die Wiederaufrichtung des deutschen Reiches darstellend. In der Mitte der wiedererwachte Barbarossa im weißen Gewande, umgeben von einer Reihe von Genien mit den Abzeichen der Herrscherwürde, auf beiden Seiten die allegorischen Gestalten der deutschen Staaten und der Reichslande, letztere von einer Figur mit den Zügen des Kaisers Friedrich geführt, rechts im Hintergrunde drei germanische Heldengestalten mit den Zügen von Bismarck, Moltke und Roon.
Auf der daranstoßenden Wand, wo unten ein gewölbter Durchgang in die rechts anstoßende Feldherrnhalle führt (eine zweite Feldherrnhalle schließt sich auf der entgegengesetzten linken Seite an), sind oben von demselben Künstler die Schrecken des Krieges in erschütternder Weise zur Darstellung gebracht: Bellona, auf einer mit Furien bespannten Quadriga heransausend, sendet durch die apokalyptischen Reiter – wie auf dem berühmten Karton von Cornelius – Tod und Verderben aus. Die übrigen beiden Wände, welche die allegorischen Bilder des Friedens und des beim Aufruf des Herrschers sich freudig zur Landesvertheidigung sammelnden Volkes aufnehmen sollen, harren noch der Bemalung. Zwischen diesen Bildern zeigen sich in Lünetten auf Goldgrund die Bilder der Herrschertugenden: Gerechtigkeit (auf unserem Bilde sichtbar), Tapferkeit, Mäßigung und Weisheit. Hoch oben in der eigentlichen Kuppel zieht sich zwischen Ornamentfriesen ein ebenfalls von Geselschap auf Goldgrund gemalter Triumphzug hin, den Posaunenbläser eröffnen. Dann folgt (links oben auf unserer Illustration) das Epos mit dem Löwen und der Tuba, der Welt den Ruhm des auf prachtvoller Quadriga nahenden Triumphators kündend, dem die Viktoria den Ruhmeskranz aufsetzt. Hinter ihr kommen jubelnde und mit Trophäen beladene Kriegshelden, dann (auf unserem Bilde nicht mehr sichtbar) blumenstreuende und singende Genien und eine herrliche Gruppe von Frauengestalten auf feurigen Rossen, aus deren Mitte eine die Krone emporhebt.
Dem Epos gerade gegenüber gewahrt man die allegorische Figur der Geschichte, die auf einen gefangenen Kaiser, der den Triumphzug schmücken muß, auf klagende Weiber und gefesselte Sklaven zurückblickt. Den Schluß bildet ein Seeheld auf einem Schiffsschnabel, umringt von Nereiden. Die Gesammtwirkung dieser Herrscherhalle, welche ihr ganzes Licht von oben erhält, ist wahrhaft überwältigend: Architektur, Malerei und Skulptur haben gemeinsam gewetteifert, ein einheitlich schönes Ganzes zu erzielen, das seines Gleichen sucht.
Dieser Artikel erschien zuerst in Heft 3/1890 des Das Buch für Alle.