Als die Arbeiten zur Wasserversorgung der Stadt Nürnberg ihrem Abschlusse nahten, reifte im Magistrate der Gedanke, zur Krönung dieses großartigen Werkes einen Brunnen zu errichten, der durch eine mächtige Wassersäule den Druck und zugleich die Leistungskraft der neuen Leitung Jedermann vor Augen führen sollte.
Da aber das Jahr 1885, in dem die neue Wasserversorgung vollendet wurde, auch den fünfzigjährigen Gedenktag der Eröffnung der ersten deutschen Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth brachte, so wurde die Aufgabe dahin abgeändert, einen Nutz- und Schöpfbrunnen zu schaffen, dessen monumentaler Aufbau jederzeit das denkwürdige Jahr 1835 dem Beschauer in die Erinnerung riefe.
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Von den bei dem ausgeschriebenen Wettbewerbe eingesandten Entwürfen erhielt derjenige des Professors Heinrich Schwabe zu Nürnberg einstimmig den ersten Preis und wurde demgemäß zur Ausführung bestimmt. Bereits am 7. Dezember 1885, zur Jubelfeier der Nürnberg-Fürther Bahn, konnte der Grundstein gelegt werden. Der Kunstbrunnen wird sich auf dem dreieckigen Platze zwischen dem Spittlerthore und dem Bahnhofe, dem sogenannten Plerrer, erheben und nach seiner Vollendung sich in der auf unserem Bilde S. 27 wiedergegebenen Gestalt dem Auge des Beschauers darstellen.
Wie das Bild zeigt, ruht der gequaderte Unterbau auf einigen welche zwei vorn und hinten herausspringende Brunnenschalen tragen, in welche Wasserspeier ihre Strahlen entleeren.
Den beiden anderen Seiten des Unterbaues sind breite Postamente vorgelagert, auf denen die als Frauengestalten gebildeten Städte Nürnberg und Fürth thronen. Reliefs zwischen diesen beiden allegorischen Figuren stellen den früheren Landstraßenverkehr und die Eröffnung der Ludwigsbahn dar. Der mit Blumengewinden geschmückte Obelisk trägt den als Knaben gestalteten Genius der Eisenbahn, der, auf geflügeltem Rade stehend, als Zeichen seines segensreichen Wirkens ein Füllhorn trägt. Das Werk ist in rüstigem Fortschreiten begriffen, wird in Bälde zur Aufstellung kommen und eine Zierde des an architektonischen Schönheiten ohnehin überreichen Nürnberg’s bilden.
Dieser Artikel erschien zuerst in Heft 1 / 1890 des Das Buch für Alle.