Architekt: Stadtbaurath Steinhäuser. Die Kreis- und Stadtbibliothek zu Augsburg hat ein mehr als dreihundertjähriges Alter hinter sich, indem ihre Gründung in das Jahr 1537 fällt.
Sie birgt einen grossen werthyollen Bücherschatz von mehr als 200 000 Bänden und bsteht.grösstentheils aus den besten Büchern der alten Klosterbibliotheken, die der Rath zur damaligen Zeit aus den nach Einführung der lutherischen Lehre von ihren Insassen verlassenen städtischen Klöstern sammeln und ordnen und in dem bisherigen Dominikauer-Kloster aufstellen liess. Joh. Heinr. Held wurde der erste Bibliothekar und erhielt aus dem Aerar 50 Goldgulden jährlich, um durch Anschaffung neuer Bücher die Sammlung fortgesetzt zu bereichern. Schon nach wenigen Jahren zeigten sich daher die Räumlichkeiten als ungenügend und es wurde für die „Liberey“ das Ballhaus bei St. Anna bestimmt, welches Gebäude der Rath für Granvella, Geheimen Rath des Kaisers Karl V., Bischof von Arras, auf seinen Wunsch 1548 zum Ballschlagen hatte herstellen lassen. Aus verschiedenen Gründen verzögerte sich der beabsichtigte Umzug, bis 1561 das schadhaft gewordene Ballhaus, in nächster Nähe des ehemaligen Karmeliter-Klosters und nunmehrigen St. Anna-Gymnasiams, abgebrochen und auf demselben Platze in gleicher Grösse für die Büchersammlung ein eigenes Haus gebaut wurde. Eine Inschrift an der Südseite des Gebäudes besagt:
Bibliothecam hane S. P. Q. Augustanus bonarum artium studiis et doctorum hominum usui exstruxit MDLXII.
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1563 wurde es bezogen. Die Bibliothek wurde von gelehrten Männern aus weiten Fernen so stark benutzt, dass zu ihrer Schonung der Rath 1617 die Anordnung treffen musste, nur mit Wissen der Deputirten zur Bibliothek ein Buch auszufolgen; denn manches Werk war verloren gegangen. Einer hohen Anerkennung des Werthes der Bibliothek erfreute sich dieselbe durch Papst Pius VI, welcher am 4. Mai 1782 sie besuchte und die seltenen Werke eingehend besichtigte, Dieser Besuch ist auf einer Marmortafel mit nachstehenden Worten verewigt:
PIO- VI-
PONTIFICT: MAXIMO
OB- LVSTRATAM BIBLIOTHECAM
————————
A- C- CIƆIƆCCLXXXII
AD- DIEM- IV- MAII
PRAEFECTIS
VOLFGANG- JACOB- SVLZER
O- BAPTISTA- CHRISTOPH-
A- REHLINGEN- ET
HALDENBERG-
BIBLIOTHECARIO
HIERON : ANDREA : MERTENS:
Eine weitere Marmortafel mit Inschrift besagt:
HANC
IN- DOCTORVM- COMMODA
OLIM
EXSTRVCTAM BIBLIOTHECAM
MAGNO LIBRORVM NVMERO-
AVCTAM
MAXIMILIANO- IOSEPHI
P. P.
REGIA- MVNIFICENTIA
A- C-
—————–
CIƆIƆCCCXIX-
PVBLICO- ACCOMODAVIT- VSVI
Gelegentlich der Säkularisation und Einverleibung der ehedem reichsunmittelbaren Stadt zur Krone Bayerns im Jahre 1806 kam ein Theil des Bücherschatzes, darunter wohl der werthvollste, nach München. Doch sind immerhin noch seltene Werke und Handschriften im Besitz der hiesigen Bibliothek, um die sie manche andere grosse Bibliothek beneiden könnte, und welche heute noch einen Anziehungspunkt für die wissenschaftliche Welt bilden. Durch jährliche Zuschüsse aus Stadt- und Kreismitteln wird für angemessene Ergänzung der Bibliothek gesorgt, wenn auch nur in bescheidenem Maasse.
Vor 13 Jahren wurde nun das Gebäude, in welchem die Kreis- und Stadtbibliothek so lange ihren Sitz hatte, vom k. Staatsärar gekauft, um es dem Abbruch zu unterwerfen und an seiner Stelle einen Erweiterungsbau für das protest. St. Anna-Gymnasium aufzuführen. Infolge dessen machte sich für die Stadtgemeinde die Nothwendigkeit geltend, für neue Bibliotheksräume Sorge zu tragen. Dies sollte in erster Linie durch Ausbau eines ursprünglich zu Klosterzwecken dienenden (sog. Prälatenbau der Augustiner Chorherren), später als Kaserne verwendeten Gebäudes, der sog. Kreuzkaserne, geschehen. Ein zu diesem Behufe ausgearbeiteter Entwurf ergab einen Kostenaufwand von rd. 180.000 M. Angesichts dieser bedeutenden Summe drängte sich die Frage auf, ob es sich denn wirklich lohne, für jenen Zweck ein altes Gebäude zu verwenden, da die zur Verfügung stehenden Räume infolge ihrer Höhe (rd. 3,5 m) viel todten Raum aufwiesen, wollte man die Benutzung der mitunter sehr gefährlichen Bücherleitern vermeiden. Ein ausführlicher Bericht hierüber veranlasste die Gemeinde-Kollegien, durch das Bauamt den Plan zu einem Neubau anfertigen zu lassen, der einschl. der inneren Einrichtung einen Kostenbetrag von 230 000 M. erforderte. Aber auch dieser Entwurf erfuhr eine weitere Umarbeitung, da der Wunsch ausgesprochen wurde, einmal das Aeussere des Gebäudes monumentaler zu gestalten und dem Treppenhause eine reichere architektonische Ausschmückung angedeihen zu lassen, zweitens aber auf die Möglichkeit einer späteren Unterbringung des städt. Archivs, das sich gegenwärtig in einem gemietheten Gebäude befindet, Rücksicht zu nehmen.
Diese Rücksicht führte zu einer Vergrösserung des Planes, und so entstand, nachdem der Architekt mit dem Bibliothekar mehre neuere Bibliotheken in Augenschein genommen hatte, der im Folgenden zu beschreibende, zur Ausführung gelangte Entwurf, für den die städtischen Kollegien 269 000 M. genehmigten.
Als Bauplatz für das Gebäude wurde ein städtisches Grundstück in der Schäzlerstrasse gegenüber dem Stadtpflegeranger-Schulhaus gewählt, in der Nähe des Justizpalastes und des prächtigen Stadttheaters. Die Längsaxe des rd. 12 m von der vorbeiführenden Strasse zurückstehenden Gebäudes ist von Süden nach Norden, die Hauptfront gegen Osten gerichtet. Das Gebäude enthält ein hochgelegenes Kellergeschoss, ein Erdgeschoss und 2 Obergeschosse. Im Erdgeschoss, dessen Fussboden rd. 1,8 m über dem äusseren Gelände liegt, befinden sich sämmtliche Verwaltungsräume und theilweise Büchersammlungen, im Kellergeschoss, dessen Fussboden rd. 1 m unter Erdgleiche liegt, sind eine Hausmeisterwohnung sowie die Räume für die Heizung, ausserdem Magazine für Zeitungen, Doubletten usw. untergebracht. Die beiden oberen Geschosse sind durch Zwischenböden in 4 Geschosse getheilt und umfassen das eigentliche Büchermagazin.
Durch das in der Mitte der Längsfront befindliche Portal betritt man das Innere des Gebäudes und hat beim Eintritt zunächst die bis ins 2. Hauptgeschoss führende dreiarmige Haupttreppe vor sich, Links und rechts von der Mittelaxe befinden sich die Verwaltungsräume und zwar links diejenigen für die Bibliothek, während die rechtsseitigen Räume der Archiv-Verwaltung vorbehalten sind.
Die Verwaltungsräume für die Bibliothek umfassen zunächst ein unmittelbar neben dem Eingang gelegenes Dienerzimmer, sodann ein Ausleih- bezw. Katalogzimmer, welches jeder Bibliothekbesucher betreten muss, ehe er in den Lesesaal und in das Arbeitszimmer des Bibliothekars gelangt, das also gewissermaassen zugleich Controlzimmer ist.
Der gegen Osten liegende Lesesaal hat eine Länge von 12 m und eine Breite von 6,2 m; er besitzt 3 zweiseitige Lesetische, an denen 24 Sitzplätze für Lesende sich befinden, was für die hiesigen Verhältnisse hinreichend bemessen ist. Die weitere Ausstattung des Lesezimmers besteht aus 2 Schränken für Lexikalien, Atlanten usw., sowie einem Tisch für Zeitungen, Zeitschriften usw. In nächster Nähe befinden sich die Klosets. Unmittelbar an das Zimmer des Bibliothekars stösst ein Büchermagazinraum, welcher durch eine Zwischendecke in 2 Geschosse getheilt ist, die unter sich durch eine gusseiserne Wendeltreppe verbunden sind. In der südwestlichen Ecke liegt eine bequem angelegte Nebentreppe zwischen massiven Mauern, welche die Verbindung mit dem Kellergeschoss, mit den sämmtlichen Büchermagazinen und dem Dachraume vermittelt. Dieselbe hat sich bereits bei Bewerkstelligung des Bücherumzuges als äusserst zweckmässig erwiesen, da die Haupttreppe hierzu noch nicht in Verwendung kommen konnte.
Die Verwaltungsräume rechts lassen zunächst ein kleineres Zimmer gegen Westen ersehen, das solchen zum Arbeiten eingeräumt wird, die sich Sonderstudien in der Bibliothek oder dem Archiv widmen. Der geräumige Saal daneben, 7,85 m lang, 7 m tief, hat als Archivkanzlei zu dienen; an dieselbe stösst gegen Osten das Arbeitszimmer des Archivars, Die anderen beiden gegen Osten gelegenen Zimmer sind vorläufig für andere Zwecke bestimmt. Auch an der nördlichen Seite befindet sich ein zweigeschossiger Magazinraum für Archivakten, daneben eine durch alle Geschosse führende Nebentreppe.
Die Eintheilung des Gebäudes für Bibliothek- und Archivzwecke ist überhaupt so gedacht, dass jede Verwaltung und jede Magazinirung vollständig für sich getrennt bestehen kann und es ist sowohl eine Theilung in senkrechter als wagrechter Weise möglich. Gegenwärtig ist dieselbe in ersterer Weise durchgeführt, um eine ungleichmässige Belastung der einen Gebäudehälfte gegenüber der anderen zu vermeiden, da über die Unterbringung des Archivs noch keine Entscheidung getroffen ist.
Wenn man sich nun vom Erdgeschoss ins Kellergeschoss verfügt, so kann dies entweder vom Haupttreppenhanse oder von den beiden Nebentreppen oder auch vom Hofraum aus geschehen. Die Eintheilung dieses Geschosses wurde schon besprochen und ist auch aus den Plänen ersichtlich.
Die Wohnung des Hausmeisters besteht aus Vorplatz, Küche, 3 Zimmern, Kloset.
Was die Büchersäle in den beiden oberen Hauptgeschossen betrifft, so nimmt den Mittelbau des Gebäudes je ein grösserer (8,8 m langer und 6,2 m tiefer) Saal ein. Jeder Saal ist durch Thüren mit den angrenzenden Magazinräumen verbunden und dient zur Aufnahme der werthvolleren Bibliothekschätze, der Incunabeln, Kupferstiche usw., die zumtheil in Schaukästen sichtbar gemacht sind. Jeder Saal hat eine Gallerie, welche sowohl zur Aufnahme von weiteren Büchergestellen, wie zur Verbindung der Zwischengeschosse bestimmt ist.
Bei Aufstellung des Entwurfes wurden für die Büchergestelle Axenentfernungen von 2 m festgesetzt, welche für die Entwicklung des Grundrisses und der Fassaden maassgebend waren. Ausserdem wurde den ersten Anforderungen an einen derartigen Bau, nämlich möglichster Feuersicherheit, ausreichender Luftzufuhr, thunlichster Bequemlichkeit, soweit nur irgend möglich Rechnung getragen. Was nun die allgemeine Bauart des Gebäudes und die zur Anwendung gekommenen Konstruktionen betrifft, so ist hierüber nachstehendes zu bemerken.
Der ganze über dem Sockel befindliche Gebäudetheil wurde in 3 Hauptgeschosse von je 5 m Höhe getheilt, um in jedem Geschosse Zwischengeschosse von niedriger Höhe einfügen zu können, und so durch Gewinnung niedriger Bücher-Repositorien eine bequeme Handhabung der Büchereinstellung und Bücherentnahme unter Wegfall aller Leitern zu erzielen. Jedes dieser Hauptgeschosse ist unter sich durch massive Decken in Eisen-Konstruktion mit Betongewölben abgeschlossen. In Räumen, in denen sich die Nothwendigkeit ergab, aus ästhetischen Rücksichten ebene Decken zu gewinnen, wie in den Verwaltungsräumen, wurde dies dadurch erreicht, dass an die Trägerfüsse 3 m starke Gipsdielen geschraubt wurden, welche, wie angestellte Versuche zeigten, ebenfalls schwer brennbar sind, ausserdem aber noch eine 1,5 cm starke Verputzschicht erhielten.
Als der wichtigste Konstruktions-Bestandtheil darf wohl die gesammte Eisen-Konstruktion für die Decken, Stützen und den Dachstuhl gelten. Seitens der Bauleitung wurde über die Eisen-Konstruktion zunächst ein allgemeines Schema aufgrund der an anderen Orten gemachten Beobachtungen über die zu wählenden Eisen-Abmessungen aufgestellt, da dies schon zur Aufertigung des Kostenvoranschlages nothwendig war. Vor der Ausführung und Vergebung der Eisenlieferungen wurden jedoch 5 der namhaftesten Eisenwerkstätten unter Uebersendung der nöthigen Pläne eingeladen, besondere Bedingungen, welche die Bücher-Gewichtsannahme, den Festigkeits-Koeifizienten für Schmiede- und Gusseisen, das für die Repositorien anzuwendende Material, die Gewölbe-Konstruktion usw. des Näheren erläuterten, Angebote über die Lieferung der Eisen-Konstruktionen einzureichen, die mit den nothwendigen statischen Berechnungen versehen sein mussten. Derjenigen Firma, deren Angebot unter genauer Beobachtung der gestellten Bedingungen durch das Mindestgewicht an Eisen mit dem billigsten Preisansatze sich auszeichnete, sollte der Zuschlag zutheil werden. Aus diesem Wettbewerb ging die Maschinen-Aktiengesellschaft Nürnberg als Mindestnehmende hervor, welcher denn auch die Lieferung der Eisendecken und -Stützen bei einem Gesammtgewicht von rd. 166,5 t einschl. der Treppenanlagen zu den Zwischen-Geschossen sowie der Saal-Gallerie um 33 607 M. zugeschlagen wurde, Das beziffert für 100 kg einen Eisenpreis von rd. 20,82 M. Obige Summe minderte sich nach der Ausführung jedoch auf 32 576 M., da einige Zwischendecken im Erdgeschoss im Gewicht von 4,5 t in Wegfall kamen.
Da der Anfangs Juli 1892 begonnene Bau vor Winter noch unter Dach kommen sollte, musste auf eine möglichst rasche Lieferung der umfassenden Eisenkonstruktionen gesehen werden und es muss genannter Firma das Zeugniss ausgestellt werden, dass sie ihren Verpflichtungen auf das pünktlichste und beste nachgekommen ist. Ehe ein weiteres Stockwerks-Gebälke aufgebracht wurde, was in Zwischenräumen von etwa 3 Wochen der Fall war, übersandte die Firma genaue Einzelpläne mit eingehenden statischen Berechnungen, die nochmals vor Inangriffnahme der Arbeiten einer genauen technischen Prüfung unterzogen wurden, was mit einem bei der Lieferung nicht zu unterschätzenden Zeitaufwande verbunden war.
Aber da der Dachstuhl vollständig freitragend konstruirt ist, befinden sich im Speicherraum gar keine Stützen. Das Trägersystem des Speicherbaues besteht in den Seitenbauten aus 24 cm hohen Unterzügen aus I-Trägern, welche nach der Tiefe des Gebäudes lauten und 16 cm hohen Zwischenträgern aus I-Eisen, welche in der Längsaxe liegen und die Betongewölbe aufnehmen. Die auf die Länge von 8,8 m freitragenden Träger im Mittelbau sind 30 cm hoch. Die Kappenweite beträgt 1,466 bis 1,533 m.
Das Trägersystem im Boden des Haupt-Geschosses des zweiten Obergeschosses besteht ebenfalls aus Unterzügen und aufliegenden Querträgern, von denen erstere aus 32 cm hohen, letztere, soweit sie zum Tragen der Bücher-Repositorien dienen, aus 18 cm hohen, ausserdem in den Gängen aus 15 cm hohen I-Trägern bestehen.
Die Entfernung der Querträger beträgt 1 m in Uebereinstimmung mit den Abtheilungswänden der Büchergestelle.
Die Stützen bestehen hier aus 2 vernieteten Winkeleisen ┘┌ mit Schenkellängen von 8 cm. Dieselben haben ein auf 11,8 t berechnetes Gewicht aufzunehmen.
In den Zwischengeschoss-Decken des I. u. II. Hauptgeschosses bestehen die Durchzüge aus 26 cm hohen, die Querträger aus 15 cm hohen I-Eisen, welch’ letztere sich in den Gängen auf 12 cm einschränken. Die Zwischengeschosse sind lediglich mit eichenen Riemenböden versehen. Die Stützen bestehen aus vier Winkeleisen ╬ mit Schenkellängen von 8 cm.
Das Trägersystem in dem Boden des Hauptgeschosses des I. Obergeschosses wird aus 32 cm hohen Unterzügen und 14 cm hohen Qeerträgern gebildet. Zwischen letzteren sind wieder Betongewölbe mit Spannweiten von 1 m eingespannt.
Die Stützen bestehen aus ╬ von 8 cm Schenkellänge.
Im Erdgeschoss bestehen die Stützen ans ╬ von 8 bezw. 22 bezw. 9 cm Schenkellänge.
Sämmtliche Stützen sind bis zum Kellergeschoss fortgesetzt, um eine Auflage von Trägern auf Zwischenräumen zu vermeiden und dadurch ungleichmässige Setzungen möglichst auszuschliessen. Im Kellergeschoss bestehen die Stützen aus ╬ von je 10 cm Schenkellänge und es berechnete sich das von denselben aufzunehmende Gewicht auf je 50 t. Die Stützen ruhen auf Fundamentmauern von Portland-Zementbeton, auf denen zur gleichmässigen Vertheilung der Last Granitquadern liegen. Das zum Bauplatz gewählte Gelände bestand auf etwa 3 m Tiefe aus Schuttauffüllung, während sich tragfähiger Boden erst in einer weiteren Tiefe von 3 m fand. so dass für sämmtliche Umfassungs- und Zwischenmauern sowie für die Pfeiler der Eisenstützen eine Fundamenttiefe von 5,4 m bis 6,2 m sich ergab (in einer Höhe von 0,4 m über Erdgleiche an gerechnet). Das Fundament-Mauerwerk für die Umfassungsmauern wurde aus einem Romanzementbeton in der Mischung von 1:2:3 hergestellt, wobei Romanzement aus der Fabrik von Karl Zinn in Neumarkt i. Oberpf. zur Verwendung kam, nachdem entsprechende Versuche mit demselben auf Zug- und Druckfestigkeit sehr gut ansgefallen waren, derselbe ausserdem von dem Architekten schon in anderen Fällen bei 3 grösseren Kirchen-Neubauten mit Erfolg Anwendung gefunden hat. Es war dieser Zement doch erheblich billiger als Portland-Zement, ohne dass eine Beeinträchtigung der Tragfähigkeit gegenüber letzterem zu fürchten war. Indess fand zu den Fundamentpfeilern der Eisenstützen Blaubeurener Portland-Zement Verwendung.
Das gesammte Fundament-Mauerwerk ans Roman-Zementbeton beträgt 1070 cbm, aus Portland-Zementbeton 118 cbm, zus. rd. 1190 cbm.
Zur Abhaltung der Feuchtigkeit aus den Kellergeschossräumen wurden in den Fundamentmauern unter Fussbolenhöhe und unter Erdgleiche Isolirplatten von Siebel’s Blei-Isolir-Patentplatten eingelegt; ausserdem wurde rings um das Gebäude ein Traufpflaster aus Asphaltbelag hergestellt.
Die Holzfussböden in der Hausmeister-Wohnung bestehen aus Buchenriemen in Asphalt gelegt.
Nachdem sich aufgrund eines Angebotes der Maschinenbau-Aktiengesellschaft Nürnberg ergeben hatte, dass ein eiserner Dachstuhl um nur das Doppelte theurer zu stehen kommt, als ein hölzerner, wie solcher ursprünglich geplant war, wurde erster in Ausführung gebracht und zwar vollkommen freihängend, so dass sich hierdurch äusserst geräumige Speicher gewinnen liessen, welche zwar nicht zur Bücheraufnahme bestimmt sind, aber immerhin zur Unterbringung der vielen sich ansammelnden Zeitungen, für welche die eigentlichen Bibliothekräume doch zu werthvoll sind, erspriessliche Dienste leisten. Der Dachstuhl hat ein Eisengewicht von rd. 27 t und kostete 7000 M. Das Dach ist mit Zinkblech No. 14 nach dem Leistensystem eingedeckt. Durch Einlegen von Blechstreifen aus verzinktem Eisenblech zwischen die Horizontalfalze der Tafeln ist ein Eindringen von Regen und Schnee unmöglich gemacht.
Alle Betongewölbe bezw. massive Decken erhielten Portlandzement-Estrich. In den Verwaltungsräumen sind Fussböden aus eichenen Riemen gebildet, während der Lesesaalboden mit Linoleum belegt wurde. In den Kellerräumen fanden der Helligkeit und Billigkeit wegen weisse Solenhofener Platten Verwendung. Alle Bücher-Magazinräume erhielten nach den Treppen feuersichere Thürabschlüsse, welche aus eichenen Bohlenthüren mit beiderseitiger Blechverkleidung bestehen. Gegen das Haupttreppenhaus sind diese Oeffnungen ausserdem noch mit hölzernen Flügelthüren versehen.
Eine besondere Besprechung verdient das Haupt-Treppenhaus, während von den Nebentreppen nur zu erwähnen ist, dass sie auf Eisenschienen ruhen und ebenfalls aus Beton hergestellt sind. Nach dem ursprünglichen Plane war das Treppenhaus in einfacherer Weise gedacht, da die Verwaltungräume, Lesesaal usw. alle im Erdgeschoss liegen und somit die Haupttreppe nur den Zugang zu den Magazinen zu bilden hätte. Allein von höherer Stelle wurde der Wunsch laut dem Treppenhause eine bessere Ausgestaltung zu geben und so entstand die gegenwärtige Haupttreppe, welche dreiarmig bis zum zweiten Hauptgeschoss führt. Dieselbe macht mit ihren Säulenstellungen einen stattlichen Eindruck und es wurde auf ihre Ausstattung ein erheblicher Betrag verwendet, soweit es eben mit den zur Verfügung gestellten Mitteln vereinbar war. Die Treppe ist ebenfalls massiv hergestellt und besteht aus einem Eisengerippe für Träger und Stützen; zwischen den Trägern sind Betongewölbe eingespannt, die Stützen sind mit Betonmasse in Säulenform umhüllt und sämmtliche Treppenuntersichten sind mit Rabitzgewölben verkleidet. Der Verputz und alle ornamentalen Bestandtheile sind aus Gips. Die untersten Pfeiler beim Treppenaufgang sind je mit einem Karyatidenpaar geschmückt, und die Stufen ziehen sich zwischen reich profilirten Wangen- und Säulenstellungen in die Höhe. Zwischen den Säulen sind. schön gearbeitete Rokokogeländer angebracht, die von der Blüthe des hiesigen Kunstschlosser-Gewerbes ein beredtes Zeugniss ablegen. Der Stufenbelag besteht aus geschliffenen, graugeaderten Carraramarmor-Platten. Die grossen Fenster, welche das Stiegenhaus erhellen, haben durch die Zettler’sche Hofglasmalerei in München musivischen Schmuck erhalten. Das grosse Mittelfenster zeigt im Mittelfelde das vereinte bayerische und Augsburger Stadtwappen.
Das Treppenhaus erforderte einen Kostenaufwand von etwa 23 000 M., darunter für:
Maurerarbeiten mit Betongewölben | 3650 M. |
Eisenkonstruktion | 1900 M. |
Rabitzgewölbe | 1200 M. |
Verputzarbeiten | 3300 M. |
Bildhauerarbeiten | 3200 M. |
Eiserne Gitter | 2900 M. |
Terrazzoböden | 1200 M. |
Marmorstufen | 3900 M. |
Fenstergerippe mit Einglasung | 1600 M. |
Ausser den Fenstern in den Verwaltungsräumen, welche von Föhrenholz hergestellt sind, bestehen alle anderen Fenster in den Magazinräumen, sowie in den Stiegenhäusern aus Schmiedeisen. Die Rahmen sind aussen mit Mannstädt’schen Ziereisen versehen. Sämmtliche Fenster sind mit grossen Lüftungsflügeln versehen, so dass im Verein mit den bis über Dach reichenden Ventilations-Schächten für eine ausreichende Lüftung aller Räume gesorgt ist.
Von einer Heizung der Magazinräume ist Abstand genommen; es können lediglich die Wohnräume des Bibliothekdieners und die sämmtlichen Verwaltungsräume geheizt; werden. Für die Heizung wurde das System der Dampf-Niederdruckheizung gewählt. Der hierfür nothwendige Heizraum befindet sich, von breiten massiven Mauern und Decken umgeben, im Kellergeschoss des Mittelbaues, und es ist dortselbst ein Niederdruck-Dampfkessel mit Füllfeuerung von 6 qm Heizfläche aufgestellt, welcher 10 Stück Rippenheizkörper von etwa 100 qm Heizfläche zu beheizen hat. Sollte einmal auch eine Beheizung der Büchersäle gewünscht werden, so ist Raum für einen zweiten Kessel vorgesehen; es wurden in den Mauern jetzt schon die erforderlichen Schlitze und Nischen für die Rohrleitung und die Heizkörper ausgespart. Die Anlage kam durch die Augsburger Firma Johannes Haag zur Ausführung. Von Wichtigkeit ist noch die innere Einrichtung des Hauses, hauptsächlich die Herstellung der Bücher-Repositorien.
Die Einrichtungen im Lesesaale und in den Verwaltungsräumen schliessen sich der Hauptsache nach den in anderen öffentlichen Bibliotheken üblichen an. Im Lesesaal befinden sich 3 Lesetische mit doppelter Sitzreihe aus Eichenholz, welche je eine Länge von 3,6 m und eine Breite von 1,45 m haben. In der Längsmittelaxe der Tische ist eine erhöhte Leiste zur Aufnahme der Tintenfässer angeordnet; die Tischplatten sind mit schwarzem Wachstuch überzogen. An den Wänden stehen 2 Schränke zur Aufnahme von Lexika, Encyklopädien usw., sowie Tische für Broschüren; ausserdem sind an denselben Leisten für Zeitungshalter angebracht.
Das Katalogzimmer ist durch einen Verschlag mit Drahtgitter in 2 Theile zerlegt, wovon der eine zur Empfangnahme der Bücher für das Publikum dient, der andere an seinen Wänden die Kästen für die Zettelkataloge enthält. Für letzte dienen 272 Fächer von 26 cm Tiefe, 12,5 cm Breite, 26 cm Höhe.
Im Mittelsaale des ersten Obergeschosses befinden sich 2 grosse Schaukästen, welche die hervorragendsten Werke der Büchersammlung unter Glasverschluss ersehen lassen und ausserdem mit Schubläden für die vielen Kupferstiche der Sammlung versehen sind. Die Schränke sind ebenfalls doppelseitig, je 3,7 m lang und 1,5 m breit. Jeder Schrank hat 30 Schubladen, deren Vordertheile durch 3 Scharniere zum Herausklappen eingerichtet sind. An den Wänden dieses Saales ziehen sich sowohl unten wie auf den Gallerien Wandrepositorien hin, welche Handschriften-Sammlungen aufnehmen. Die sämmtlichen Repositorien in den Büchermagazinen sind von weichem Holz. Dieselben sind mit wenigen Ausnahmen so konstruirt, dass alle Bücherbretter gleiche Länge und Tiefe haben, um eine Umstellung jederzeit leicht vornehmen zu können. Die Länge eines normalen Bücherbrettes beträgt 96,5 cm, die Tiefe 36,5 cm.
Die Repositorien in den oberen Büchermagazinen haben zum grössten Theil 5 m Länge und als Doppel-Repositorien eine Tiefe von 75 cm. Dieselben stehen in den Hauptgeschossen auf dem Zement-Fussboden, in den Zwischengeschossen unmittelbar auf den Eisenträgern; die eichenen Riemenböden sind dann in die Zwischengänge eingepasst.
Von einer Durchbrechung der Fussböden oder Anbringung von Bodenschlitzen unmittelbar vor den Repositorien, wie dies in anderen Bibliotheken üblich ist, wurde der Einfachheit wegen Umgang genommen, da das Seitenlicht der Fenster zur Erhellung der Repositorien nach der Tiefe vollständig genügend ist. Auch die eisernen Trittleisten wurden weggelassen, da in den untersten Fächern meist hohe Folianten stehen. Die niedrigste Repositorienhöhe ist 2 m, die höchste 2,3 m, so dass die Bücher auch in den obersten Reihen leicht erreicht werden können; nur theilweise finden niedrige 2 stufige Schemel Benutzung. Im Mittelgang wurden an den Seitenwänden der Repositorien Klapptische angeschraubt, welche zum Auflegen der herausgesuchten Bücher dienen und durch einen einfachen praktischen Mechanismus vor dem Gebrauche aufgestellt und dann wieder umgelegt werden können. Die Seitenwände der Repositorien haben weissen Oelfarbenanstrich erhalten.
Den wichtigsten Punkt bei den Bücher-Repositorien bildet die Verstellbarkeit der Bücherbretter. Letztere sind von weichem Holz mit Hirnleisten. Bisher hat sich bei allen neueren Bibliotheken das System der sog. Stellstifte aus Messing oder verzinktem Eisen eingebürgert, welche mit ihren runden Zapfen in die sauber ausgeführten Bohrungen der Wangenstücke der Repositorien eingreifen und mit ihren Plättchen die Bücherbretter tragen. Die Löcher für die Zapfen befinden sich in senkrechten Entfernungen von rd. 5 cm, So sehr dieser Fortschritt gegenüber dem alten Zahnleistensystem mit den trapezförmigen Auflagehölzern zu begrüssen war, so wird doch jeder Bibliothekar gestehen müssen, dass diese Stellzapfen in der Praxis durchaus nicht so einfach zu handhaben sind. Bei einer Verstellung des Bücherbrettes sind immer 2 Mann erforderlich; die Bücher müssen herausgenommen werden, die Löcher passen oft nicht recht. Die Unbequemlichkeiten führten verschiedene im Bibliothekwesen praktisch thätige Männer zu anderweiten Versuchen, von denen wohl das patentirte System des Stadtbauinspektors Hrn. Wolf in Frankfurt a. M. und des dortigen Stadtbibliothekars Dr. Ebrard allen den Vorzug ablaufen dürfte. Dasselbe gestattet, mit den einfachsten Mitteln aufgrund des alten Zahnleistensystems, aber in umgekehrter Anwendung, die leichteste Verstellbarkeit der Bücherbretter. An letzteren werden besonders geformte Zapfen befestigt, die sich in den Zahnleisten leicht auf- und abbewegen lassen.
Der weitere Vortheil ist aber der einer weiteren Raumgewinnung. Das besagte System hat sich beim Bibliothekumzug und beim Büchereinstellen auf das beste bewährt und es darf angenommen werden, dass es sich bald in allen Bibliotheken einführen wird. Dasselbe lässt sich durch seitliche Befestigung von buchenen Zahnleisten leicht an alten Repositorien mit Stellstiften nachträglich anbringen.
Gegenwärtig sind an Repositorienflächen verfügbar:
Ansichtsfläche | |
im Magazin des Erdgeschosses links | 215 qm |
im 1. Hauptgeschoss links | 350 qm |
desgl. im 1. Hauptgeschoss rechts | 380 qm |
im 1. Zwischengeschoss links | 344 qm |
desgl. im 1. Zwischengeschoss rechts | 374 qm |
im Mittelsaale des 1. Hauptgeschosses sammt Gallerie | 56 qm |
zusammen | 1719 qm |
Belegt sind ferner die Kellermagazine mit Zeitungen, Doubletten und alten Büchern, die sich beim Umzug hinter Dachverschlägen gefunden haben. Im Kellerraum fanden alte Repositorien Verwendung. Leer stehen noch der Erdgeschossraum rechts und das gesammte 2. Hauptgeschoss mit Zwischengeschoss, sowie der Speicherraum. Für das im Barockstil gestaltete Aeussere des Gebäudes ist der Putzbau zur Anwendung gelangt, da bei den zur Verfügung stehenden Mitteln an eine ausgedehntere Verwendung von Haustein nicht gedacht werden konnte; ausserdem entspricht derselbe den hiesigen baulichen Ueberlieferungen. Haustein, und zwar Granit, kam zur Verwendung für die Sockelplatten unmittelbar über Erdgleiche, sowie für das den Sockel abschliessende Gesims; ausserdem wurde das ganze Hauptportal sammt Balustrade und bekrönende Vasen aus Haustein hergestellt, wobei für die Säulen Pappenheimer Marmor, für die Bekrönungen usw. Ofenstetter Kalkstein in Verwendung kam. Alle Gliederungen und Gesimse sind in Zement gezogen, sämmtliches Ornamentwerk in Zement gegossen. Während die Hauptfassade gegen Osten und die beiden Seitenfassaden gegen Süden und Norden reicher gehalten sind, wurde für die gegen Westen gelegene und der Witterung mehr ausgesetzte Fassade eine einfachere Gestaltung gewählt.
Das Gebäude ist von der Strasse durch keine Einfriedigung getrennt. Vor der Hauptfront wird ein Blumengarten hergestellt; seitlich werden die schon bestehenden Anlagen in der Weise umgestaltet, dass sie vorne ebenfalls flach und nach rückwärts dichter gehalten werden. Auf der Hinterseite ist dem Hause ein durch ein eisernes Gitter begrenzter Hof angeschlossen. Selbstverständlich ist das Gebäude an die städtische Wasserleitung angeschlossen und vollständig kanalisirt. Von Beleuchtungs-Einrichtungen wurde vorläufig ganz abgesehen.
Die am Bau vorgekommenen Arbeiten wurden mit Ausnahme der inneren Eisenkonstruktion für die Büchersäle und die musivische Fenster-Einglasung im Treppenhaus alle von Augsburger Firmen in gediegener und zufriedenstellender Weise zur Ausführung gebracht, und zwar: die Erd-, Betonirungs- und Maurerarbeiten von Baumeister Joseph Müller, die Zimmerarbeiten von Zimmermstr. J. Wagner, die Spänglerarbeiten von den Spänglermeistern Holz und Stöcklein, die Verputzarbeiten am Aeusseren und im Treppenhause von den Tünchermeistern Kühbruch und Wiedemann, die Steinmetzarbeiten und zwar Sockel und Portal mit Ausnahme der Säulen von Steinmetzmeister Franz Schmidt, die Portalsäulen sowie die Marmortreppe im Innern von Steinmetzmeister Schälein, die Bauschreinerarbeiten von Schreinermeister Christ. Bach, die Bauschlosserarbeiten von Schlossermeister Frisch, die grossen Eisenfenster und das Treppengerippe von Schlossermstr. Wolpert, die Rabitzgewölbe von Baumeister Adam Keller, die Glaserarbeiten von Jul. Wiedemann, die eichenen Riemenböden von den Schreinern Bradatsch und Walter, die Terrazzoarbeiten von dem Terrazzo-Fabrikanten Candel; die schönen schmiedeisernen Geländer stammen aus den Kunstschlosser-Werkstätten der Hrn. Göbel, Stöhr und Wolpert, die sämmtlichen Bildhauerarbeiten am Aeusseren und im Innern stammen von dem talentvollen Bildhauer Böheim. Die innere Einrichtung wurde von verschiedenen Werkstätten besorgt und es waren hieran betheiligt die Möbelfabriken von Wöhrle in Augsburg für die Lesetische und Schauschränke, die Ziegler’sche Möbelfabrik für die Sitzmöbel; für die Kästen und Stellagen waren thätig die Schreinermeister Eidt, Bach, Glossner, Stöhr, Ebener’s Wittwe, Arnold und J. Meyer. Die Tapezierarbeiten fertigte Tapezier Meyerhofer, Linoleum und Treppenläufer lieferte die Firma Kröll & Nill, die Holzbildhauerarbeiten fertigte Bildhauer Krapler in Kriegshaber b. A.
Das Gebäude wurde von Stadtbaurath Fritz Steinhäusser entworfen und gelangte unter dessen Oberleitung innerhalb eines Zeitraumes von 1 ½ Jahren zur Vollendung. Bei der Ausführung waren thätig Architekt Mart. Dülfer, unter dessen Mitwirkung die Hauptfassaden in ihren Einzelheiten entstanden, sodann Ingenieur Schempp und Werkmeister Bauer, denen hier für ihre angestrengte Thätigkeit Anerkennung gezollt werden muss. Da die meisten Abrechnungen bereits fertig gestellt sind, lässt sich auch über das finanzielle Ergebniss ein Bild gewinnen. Dasselbe muss insofern als befriedigend bezeichnet werden, als eine Ueberschreitung der genehmigten Baukostensumme nicht zu befürchten ist, wiewohl eine solche bei dem bedeutenden Umfang des Gebäudes und bei den während der Bauausführung auftretenden Ereignissen leicht möglich war.
Die Kosten vertheilen sich in abgerundeter Form ungefähr wie folgt:
1. | Erd-, Betonirungs- u. Maurerarbeiten rd. | 83 000 M. |
2. | Steinmetzarbeiten | 19 000 M. |
3. | Zimmerarbeiten | 2 700 M. |
4. | Eisenkonstruktions-Lieferungen und Eisenfenster | 53 700 M. |
5. | Spänglerarbeiten | 8 200 M. |
6. | Verputzarbeiten | 26 600 M. |
7. | Bildhauerarbeiten | 8 200 M. |
8. | Terrazzoböden | 1 400 M. |
9. | Asphaltirungsarbeiten | 1 700 M. |
10. | Bauschlosserarbeiten | 3 300 M. |
11. | Bauschreinerarbeiten | 3 400 M. |
12. | Rabitzgewölbe | 1 300 M. |
13. | Glaserarbeiten | 2 400 M. |
14. | Kunstschlosserarbeiten | 2 800 M. |
15. | Maler- und Anstreicherarbeiten | 2 300 M. |
16. | Riemenböden | 9 000 M. |
17. | Heizanlage | 3 800 M. |
18. | Wasserleitung und Entwässerung, Einfriedung | 4 600 M. |
19. | Regiearbeiten, Umzug, Gartenanlage, Ziehungsaushilfe | 5 100 M. |
20. | Bücher-Repositorien sammt innerer Einrichtung | 21 500 M. |
Summa | 264 000 M. |
Die gesammte überbaute Fläche beträgt 824 qm, somit etwa 100 qm weniger als das Bibliotheks-Gebäude in Halle a. S. besitzt und etwa 60 qm weniger, als das für Bremen geplante Bibliotheks-Gebäude erhält.
Bei einer Ausführungs-Summe von 242 500 M. (ohne innere Einrichtung) trifft auf 1 qm überbaute Fläche ein Preis von 294,3 M. Die Höhe des Gebäudes beträgt:
1. | von Fundamentsohle bis Hauptgesims-Oberkante | 24,0 m |
2. | von Erdgleiche bis Hauptgesims-Oberkante | 19,1 m |
3. | vom Kellerfussboden bis Hauptgesims-Oberkante | 20,4 m |
Dies entspricht einem kubischen Inhalt des Gebäudes: zu 1. von 19 776 cbm, zu 2. von 15 838 cbm, zu 3. von 16 810 cbm.
Hiernach berechnen sich die Einheitspreise für 1 cbm umbauten Raumes: bei 1. zu etwa 12,26 M., bei 2, zu etwa 15,30 M., bei 3. zu etwa 14,28 M.
Dieser Artikel erschien zuerst 1894 in der Deutsche Bauzeitung, er war gekennzeichnet mit „St.“