1890, Architekten Bummerstedt & Berger in Bremen und Wiesbaden. Der in den beigefügten Abbildungen dargestellte Entwurf ist in seiner allgemeinen Fassung das Ergebniss einer engeren Preisbewerbung, welche die Herren Prof. Ewerbeck-Aachen (†), Baumeister Wiethase-Köln und Stadtbaurath Winchenbach-Barmen zusammen mit mehreren Vertretern der reformirten Gemeinde zu entscheiden hatten. Die von den unterzeichneten Architekten eingereichte Arbeit erhielt den 1. Preis und es wurden die Verfasser demnächst mit Aufstellung des nach den Wünschen der Gemeinde in einigen unwesentlichen Punkten abzuändernden Ausführungsplanes und der Oberleitung des Baues betraut.
Unter den ungünstigen Verhältnissen des schmalen Thales der Wupper konnte leider auch für diesen Neubau wie für andere Kirchen der Stadt nur ein sehr beengter, von Wohnhäusern und Fabriken ringsum eingeschlossener Bauplatz zur Verfügung gestellt werden. Derselbe ist gewonnen aus der bisher von der alten Kirche (einem durchaus baufälligen, im übrigen völlig schmucklosen Bauwerk des vorigen Jahrhunderts) eingenommenen Stelle unter Hinzuziehung des anstossenden, seit längerer Zeit geschlossenen Friedhofes. – Zur Erläuterung des Lageplans sei beiläufig erwähnt, dass für die Stellung des Baues im allgemeinen wie auch für die endgültige Gestaltung des Grundrisses der Umstand mitbestimmend war, dass eine grössere Anzahl der über den Friedhof regellos vertheilten Gräber in keiner Weise berührt werden durfte.
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Der Stil des Neubaues war der Wahl der zur Wettbewerbung aufgeforderten Architekten frei gestellt worden. Mit Rücksicht auf die, im Gesammtbilde der Fabrikenstadt übermässig vorwiegenden graden. Linien der ungezählten Schornsteine, sowie mit Rücksicht darauf, dass in nächster Nähe der reformirten Kirche drei gradlinige gothische Thurmhelme aufragen, nämlich diejenigen der kathol. Kirche, der Friedenskirche und der gleichfalls von den unterzeichneten Verfassern erbauten Christuskirche, entschlossen sich dieselben dazu, ihren Entwurf im Sinne deutscher Renaissance zu bearbeiten. Und zwar ist dies derart geschehen, dass dem gesammten Organismus des Baues das gothische Konstruktions-Prinzip zugrunde gelegt wurde, während die Einzelformen der Renaissance entlehnt sind. In Verfolg dieser Absichten erhielt auch der Thurmhelm seine bewegte Umrisslinie.
Die Architekten möchten diese formale Behandlung des Bauwerks als einen der bisher wenig zahlreichen Versuche betrachtet wissen: den modernen Kirchenbau in Einklang zu setzen mit modernen Bedürfnissen nicht nur, sondern namentlich mit dem Gesammtbilde der Architektur unserer Zeit überhaupt, die ja einer gewissen Einheitlichkeit doch nicht mehr ganz ermangelt. In wie weit im vorliegenden Falle die angestrebte Lösung ihre Berechtigung hat, muss vielleicht in letzter Instanz einer Beurtheilung an Ort und Stelle überlassen bleiben.
Von dem sonst Ueblichem abzuweichen, war den Architekten auch noch insofern Gelegenheit geboten, als von der Gemeinde verlangt wurde: dass der Chorraum in seinem unteren, gegen die Kirche hin zu schliessenden Theil die Sakristei enthalten solle und dass in der Mittelaxe der Kirche Kanzel und Altartisch aufzustellen sei; eine Anordnung wie sie in der alten Kirche bestand und der Gemeinde zur Gewohnheit geworden war. Bei derselben lag es nahe, die Orgel gleichfalls in den Chorraum zu verlegen; denn abgesehen von dem Vortheil, dass sie dadurch auch einen ihrer Bedeutung in vorliegendem Falle mehr entsprechenden Platz erhielt, dient sie gleichzeitig als Schmuck und Füllung des oberen Chorraumes.
Die Kirche, deren Grundrissbildung einer weiteren Erläuterung wohl nicht bedarf, enthält 1200 feste Sitzplätze für Kirchgänger; auf den einzelnen Platz sind 0,50 m Breite und 0,84 m Tiefe gerechnet.
Des beschränkten Bauplatzes wegen war eine ausgiebige Anlage von Emporen unvermeidlich. Die, seitens der Gemeinde mit grösster Strenge geltend gemachte Forderung, dass der Prediger von fast allen Plätzen gesehen werden solle, führte, in Verbindung mit der Rücksichtnahme auf die knapp bemessene Bausumme, nothwendigerweise dazu: die Emporen – unter Anwendung sichtbar ausgebildeter Holz- und Eisen-Konstruktionen geradlinig gegen den Kirchenraum hin abzuschliessen.
Die Mauern der Kirche sind durchweg von Bruchsteinen, am Aeusseren in gleich hohen Schichten von hammerrecht bearbeiteten Steinen mit lothrechten Stossfugen ausgeführt. Hierzu wurde die in nächster Umgebung der Stadt vorkommende blaue Grauwacke verwendet, ein vorzügliches, wenn auch schwer zu bearbeitendes Material von der denkbar grössten Dauerhaftigkeit. Gesimse, Fenstertheilungen und Einfassungen, Wasserschläge usw. sind aus hellem Sandstein vom Teutoburger Walde hergestellt, die Dächer in Schiefer gedeckt, die Kreuzgewölbe von Schwemmsteinen auf Werksteinrippen ausgeführt. Der Thurmhelm ist, abgesehen von den beiden schiefergedeckten Hauben der offenen Laternen, durchweg mit Kupfer-Bekleidung ausgeführt.
Mit den Fundirungs-Arbeiten wurde im Herbst 1887 begonnen; im Winter 1888 – 89 wurde die Kirche unter Dach gebracht. Die noch fehlende innere Ausstattung, für welche die beigefügte Studie entworfen ist, soll bis zum Sommer 1890 erfolgt sein.
Die Gesammtbaukosten einschl. vollständiger innerer Ausstattung, und einer Orgel von 43 Registern, betragen rd. 260 000 M.
Dieser Artikel erschien zuerst 1890 in der Deutschen Bauzeitung, er war gekennzeichnet mit “Bummerstedt & Berger.”.