Haus Griebenow am Johannaplatz in der Kolonie Grunewald bei Berlin

Berlin, 1899. Architekt: Ludwig Otte in Gross-Lichterfelde bei Berlin. Das an dem vornehmen Johannaplatze der Villenkolonie Grunewald bei Berlin nach den Entwürfen des Architekten Ludwig Otte in Gross-Lichterfelde errichtete Doppelhaus des Grafen Griebenow tritt einer Bestimmung des Bauherrn zufolge nicht als ein solches in die Erscheinung, sondern stellt sich äusserlich als eine Art einheitlichen kleinen Palais dar, wie es die Duodezfürsten des XVII. Jahrhunderts vielfach in ihren Parkanlagen zu errichten unternahmen.

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In seiner lebhaft gegliederten Gestalt, welcher die freien Formen des deutschen Landbarocks geliehen wurden, enthält es zwei Wohnungen mittleren Umfanges, von welchen nach dem umstehenden Grundrisse die grössere der Besitzer sich vorbehalten hat, während die kleinere vermiethet. werden sollte. Wir haben es also nicht mit einem Zweifamilien-, sondern mit einem ausgesprochenen Doppelhause zu thun. Die. ungleichen Raumverhältnisse und die ungleiche Höhenlage des Grundstückes, das von einem Ende zum anderen um fast 3m ansteigt, führten naturgemäss zu einer auch dem Charakter der ganzen Villenkolonie entsprechenden malerisch gruppirten Anlage, die durch Hallen und Vorbauten sowie durch den an der Umfassung des Grundstückes stehenden selbstständigen Pavillon eine Bereicherung erfahren hat. Es war durch diese Wahl der gruppirten Anlage auch in unbefangener Weise ermöglicht, die vom Bauherrn gewünschte Täuschung über den Charakter des Hauses herbeizuführen.

Vorderansicht

Das Stallgebäude ist in seiner Formengebung im Anschluss an das Hauptgebäude durchgeführt; für das Dach über dem mittleren Thor des Gebäudes ist der Architekt nicht verantwortlich zu machen. Die Anlage des schon erwähnten Pavillons ist aus dem Wunsche des Bauherrn entsprungen, an der lebhaften Hauptstrasse der Kolonie gegen das Wetter geschützte Sitzplätze zum Auslug zu haben.

Grundriss

Die einfache Gliederung der Grundrisse ist ohne weitere Erläuterung verständlich; ihre Zweckmässigkeit ist ebenso einleuchtend, wie die Formensprache des Ganzen den Eindruck behaglicher Wohnlichkeit im Beschauer hervorruft. Die Baukosten betrugen für Haus, Stall, Einfriedigung, Terrassen, Pavillon und sonstige kleinere Zuthaten nur etwa 132000 M., was bei der augenscheinlichen Liebe des Architekten für die aus den Höhenunterschieden des Bauplatzes sich ergebenden bereichernden architektonischen Bildungen wie Freitreppen, Terrassen mit Ballustraden usw. besonders hervorgehoben werden darf. In der an charakteristischen Einzelhäusern so abwechslungsreichen Kolonie Grunewald zählt das vorstehende Wohnhaus zu den eigenartigsten und am meisten bemerkte, wozu allerdings auch seine hervorragende Lage viel beiträgt.

Hinteransicht

Dieser Artikel erschien zuerst in der Deutschen Bauzeitung 1899.