Kloster Gnadenberg bei Altdorf in Mittel-Franken

Kloster Gnadenberg bei Altdorf in Mittel-Franken

Von dem alten Universitäts-Städtchen Altdorf ungefähr ¾ Wegstunden entfernt steht die Ruine der ehemaligen Klosterkirche Gnadenberg als Ueberrest des gleichnamigen Klosters. Am Abhange der Berge gelegen, bildet sie mit ihren rothbraunen Steinen in der grünen Umgebung ein höchst malerisches Bild. Die übrigen Gebäude des Klosters sind zumtheil gänzlich zerstört, zumtheil umgebaut und in ihrer früheren Gestalt kaum erkennbar.

Die Kirche wurde nach den Bauvorschriften der heiligen Brigitta, wahrscheinlich nach dem Muster der schwedischen Mutterklöster gegen Mitte des 15. Jahrhunderts errichtet. Muthmaasslich stand dieser Bau nicht lange, sondern wurde im Anfange des 16. Jahrhunderts von Grund auf neu errichtet. Nach Aufhebung des Klosters, welche in der Mitte des 16. Jahrhunderts erfolgte, war die Kirche noch unversehrt und würde noch heutigen Tages in ihrer alten Pracht erhalten sein, wenn nicht die Schweden auf ihrem Durchzuge im Jahre 1635 die ganze Anlage in Brand gesteckt hätten. Die Kirche brannte vollkommen aus, Gewölbe und Pfeiler stürzten ein. Leider wurden in der folgenden Zeit die Baureste als willkommener Steinbruch anderweitig benutzt. Bei dieser Gelegenheit gingen unter anderem auch die Reste des damals zumtheil noch vorhandenen Chores verloren. Um das Bauwerk zu schützen und zu erhalten hat nunmehr der Staat die ganze Baugruppe angekauft und ihren Bestand so für spätere Zeit gesichert.

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Die Anlage der Kirche ist sehr einfach und noch klar erkennbar. Aus den in der Abbildung deutlich sichtbaren Gewölberesten lässt sich eine dreischiffige Anlage mit 5 Jochen konstruiren, an deren Südwestseite Reste eines wahrscheinlich quadratischen Chores vorhanden waren. Die Gewölbeanfänger zu ebener Erde deuten jedenfalls auf einen gewölbten Gang hin, der sich an den Längswänden und der nordöstlichen Umfassung hinzog.

Kloster Gnadenberg bei Altdorf in Mittel-Franken
Kloster Gnadenberg bei Altdorf in Mittel-Franken

Die Architekturformen sind sehr einfach, besonders die Formen des sonst immerhin interessanten Maasswerkes, und lassen Nürnberger Ursprung vermuthen. Im Aeusseren sind die Wandflächen durch einfache Strebepfeiler verstärkt. Den ganzen Bau deckte nach alten Zeichnungen ein mächtiges Dach, das auf zwei Seiten von hohen Giebeln begrenzt war.

Kloster Gnadenberg bei Altdorf in Mittel-Franken
Kloster Gnadenberg bei Altdorf in Mittel-Franken

Von der früheren Einrichtung können wir uns keine genaue Vorstellung mehr machen. Das einzige erhaltene Ueberbleibsel ist ein aus röthlichem Marmor gefertigter Grabstein des Ritters Martin von Wildenstein. Allerdings kann dieses Denkmal nicht ein besonderes Kunstwerk genannt werden, es ist aber von historischem Werthe und für die Kenntniss der damaligen Tracht von Interesse.

Schulz, Architekt in Nürnberg.

Dieser Artikel erschien zuerst am 28.11.1900 in der Deutsche Bauzeitung.