König Dinah-Salifu

Unter den Fürstlichkeiten, welche nach Paris gekommen sind, um die dortige Weltausstellung in Augenschein zu nehmen, befindet sich auch eine dunkelhäutige afrikanische Majestät, nämlich der König Dinah Salifu aus Senegambien. Derselbe beherrscht die Halu-Neger, vielleicht 50,000 bis 60,000 Seelen, und hat auf seinem Gebiete, dessen Hauptstadt Dakar ist, die Errichtung englischer und französischer Faktoreien zugelassen, durch deren Angestellte er schon einigermaßen mit der europäischen Civilisation vertraut geworden ist.

Daher ist es denn auch den französischen Kolonialbeamten am Senegal leicht geworden, ihn, der sich stets als treuen Verbündeten der Franzosen bewährt hat, zu einem Besuche der französischen Hauptstadt zu veranlassen. Der König bewohnt nebst seinem Gefolge ein Haus in der Rue Fabert, und dort ist auch die Photographie aufgenommen nach der unser Holzschnitt auf S. 83 gefertigt ist. Der König trägt auf dem Kopfe eine Mütze aus schwarzem, mit Goldlitzen besetzten Sammet, um die ein Turban aus goldgestickter weißer Seide gewunden ist. Der weite, schwarze Mantel, der seine Gestalt umhüllt, ist von oben bis unten mit Goldlitzen besetzt und wird vorn durch zwei silberne Agraffen festgehalten. Auf der Brust ist eine an einem rothen Bande getragene Medaille aus vergoldetem Silber sichtbar, ein Ehrenabzeichen, das ihm die französische Regierung verliehen hat. Ferner trägt die exotische Majestät hellblaue Hosen und an den Füßen Lackstiefel.

Links neben ihm sitzt seine jüngste Frau, welche den Namen Philis führt, und deren Typus einigermaßen an die Mulattinnen auf den Antillen erinnert. Zwischen dem Paare steht Ibrahim, der präsumtive Thronfolger, hinter dem Könige sein Neffe Candé. Neben dem Könige sitzt sein Bruder Baba-Sample, neben der Königin ein zweiter Neffe des Königs, Namens Mahmadu-Salku. Der große Neger in weißem „Bubu“ (eine Art Hemd ohne Aermel), welcher zwischen der Königin und Mahmadu-Saku steht, ist Sita, der Premierminister Dinah-Salifurs. Die übrigen Persönlichkeiten sind Diener, von denen die beiden im Vordergrunde Sitzenden das Orchester darstellen, indem sie abgestimmte Holzstäbe mit Stäbchen schlagen, die vorn Guttapercha-Kugeln tragen

Dieser Artikel erschien zuerst in Heft 3/1890 von Das Buch für Alle.