In gut eingerichteten und geleiteten Thiergärten züchtet man gegenwärtig Löwen fast ebenso sicher und regelmäßig wie Hunde; besonders große, Erfolge hat man im Dresdener und Berliner zoologischen Garten, auch in Köln und Breslau darin erreicht. Junge Löwen sind anfangs ziemlich unbeholfene Thiere, lernen erst im zweiten Monate ihres Lebens gehen und beginnen noch später ihre kindlichen Spiele. Dann allerdings sind sie reizend.
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Die kleinen Thierchen spielen wie Katzen miteinander, miauen auch anfangs wie solche, erst später wird ihre Stimme stärker und voller. Sollte die Löwin ihre Jungen vernachlässigen, so zieht man diese mit der Saugflasche groß oder legt sie einer Hündin unter, von der sie ohne Weiteres an Kindesstatt angenommen werden. Solche junge Löwen werden außerordentlich zahm, und man kann den Besuchern der zoologischen Gärten ruhig erlauben, sie zu berühren und zu streicheln, wie wir dies auf unserem Bilde sehen.
Gegen Ende des ersten Jahres haben sie die Größe eines starken Hundes erreicht, doch erst gegen das dritte Jahr hin zeigt sich beim Männchen die Mähne, und erst im sechsten oder siebenten Jahre sind sie vollkommen erwachsen. Mit dem Eintritte in das reife Aller verliert sich die frühere Liebenswürdigkeit, und es ist dann nicht mehr rathsam, ihnen zu nahen.
Dieser Artikel erschien zuerst in Heft 8/1890 des Das Buch für Alle.