Ludwig I., König von Portugal

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Nachdem erst einige Wochen vorher die portugiesische Königsfamilie durch den Tod des Prinzen August, Bruders des Königs, in Trauer verseht worden war, ist nun am 19. Oktober 1889 auch König Ludwig I. selbst im 51. Lebensjahre seinem alten Leiden erlegen. Diese Krankheit datirte schon aus dem Jahre 1861.

Damals erkrankte die ganze königliche Familie nach Aussage der Aerzte an einem typhösen Leiden, während im Volke allgemein der Glaube an eine Vergiftung verbreitet war. In einem Zeitraume von sieben Wochen erlagen Pedro V. nebst seiner jungen Gemahlin und seine Brüder Johann und Ferdinand dem unheimlichen Siechthum; König Ludwig aber, der nach dem Tode des älteren Bruders am 11. November 1861 den Thron bestiegen hatte, und sein Bruder August blieben zwar am Leben, haben jedoch nie wieder volle Genesung gefunden. –

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König Ludwig, dessen Porträt wir untenstehend bringen, ist am 31. Oktober 1838 geboren, als zweiter Sohn des Titularkönigs Ferdinand aus dem Hause Sachsen-Koburg-Kohary und der Königin Maria II. da Gloria, die von 1826 bis 1853 eine durch die vielfachen Revolutionen ihres Oheims Dom Miguel immer auf’s Neue beunruhigte Regierung geführt hatte. Achtundzwanzig Jahre hindurch hat König Ludwig I. das Scepter geführt und still und klug mit der angeborenen Begabung eines echten Koburgers gefährliche Krisen von Staat und Volk abgelenkt. Er war ein hochgebildeter Mann mit ausgesprochenen literarischen und künstlerischen Neigungen, der unter Anderem Shakespeare’s sämmtliche Werke meisterhaft in’s Portugiesische übersetzt hat.

Ludwig I., König von Portugal
Ludwig I., König von Portugal

Vor einem Jahre noch war der König als Gast Kaiser Wilhelm’s I. in Berlin, und wurde damals zum Chef des 3. brandenburgischen Infanterieregiments Nr. 20 ernannt, während er dem Kaiser Wilhelm das 4. portugiesische Reiterregiment verlieh. Vermählt war der Monarch mit einer Tochter Viktor Emanuel’s, der Prinzessin Maria Pia. Er hinterläßt zwei Söhne, den Kronprinzen Karl, der nunmehr den Thron bestiegen hat, und den Prinzen Alphons.

Das Ende des Königs war schon seit längerer Zeit zu erwarten, denn die Fortschritte seines Leidens spotteten der Kunst der Aerzte. Von Sintra brachte man ihn nach seinem Schlosse Cascaés an der Tajomündung, und dort hat er am 19. Oktober kurz vor Mittag den letzten Athemzug gethan. Sein Leichnam wurde zuerst im Kloster Belem ausgestellt und dann in der königlichen Gruft der Klosterkirche Sao Vincent de Flora zu Lissabon beigesetzt.

Dieser Artikel erschien zuerst in Heft 9/1890 von Das Buch für Alle.