I. Die Kolonie Nymphenburg-Gern.
Architekten: Heilmann & Littmann in München
Mit der Entwicklung der modernen Grosstädte hat die Ausbreitung des Absonderungs-Bedürfnisses aus denselben gleichen Schritt gehalten. In allen Bevölkerungsschichten, jedoch zumtheil aus verschiedenen, vielfach auch zusammenwirkenden Gründen. Die Entwicklung des die Grosstädte kennzeichnenden Kasernensystemes der Miethshäuser mit allen seinen Nachtheilen und Schattenseiten hat das Entstehen des Einfamilienhauses in den Aussenbezirken und Vororten zurfolge gehabt und dieses nach einer Reihe von Wandlungen, welche es im Verlaufe der Jahrzehnte der Entwicklung durchzumachen hatte, auf eine Stufe gehoben, auf welcher es aus der Vereinzelung zu einer solchen Macht gegenüber dem Miethshause geworden ist, dass man vielfach bestrebt war, auf dieses die Vorzüge des Einfamilienhauses, soweit angängig, zu übertragen.
Wir sehen nun hier, bei einer ausschnittweisen Betrachtung des Einfamilienhauses, ab von den aus der Thätigkeit der staatlichen und privaten Grossbetriebe hervorgegangenen Arbeiterhäusern, auch von jenen Anlagen für die gleichen Bevölkerungskreise, welche aus gesellschaftlichen Unternehmungen hervorgegangen sind, wie die Kolonie Ostheim bei Stuttgart. Auch auf sie hat man eine bescheidene Kunst angewendet; man hat sie so, vielleicht unbewusst, zu Vorläufern jener Bewegung gemacht, welche von Frankreich ausgeht und anstelle des in diesen Kreisen vielfach beobachteten Abwelkens des Glaubens die Kunst als die „religion de l’avenir“ zu setzen sucht und damit, psychisch genommen, aus der mystischen Seelenbewegung mit der fortschreitenden Bildungszunahme dieser Kreise eine künstlerische Seelenbewegung zu machen trachtet. Es mag dabei gleichgiltig sein, ob man das Neue als Ersatz oder als Fortbildung bezeichnet. Jedenfalls ist es weniger streng und ernst, als die Unerbittlichkeit der christlichen Heilslehre und somit mehr geeignet, den sittlichen Fortschritt grosser Bevölkerungsmassen zu fördern. Der Materialismus ist in diesen Kreisen vielfach das Ergebniss eines durch die Verhältnisse des alten Glaubens erzwungenen sacrifizio’s dell’ intelletto und manch’ einer hätte vor dem materialistischen Untergange bewahrt werden können, wenn ihm anstelle der aussichtslosen Versprechungen für die Zeit nach dem Tode die praktischeren Aussichten auf Besserung der individuellen und familiären Verhältnisse schon während der Lebenszeit eröffnet worden wären.
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Die Grundlagen irdischen Wohlbefindens, auf welche vorwiegend es bei der Entwicklung der sozialen Verhältnisse ankommt, sind neben Speise, Trank und Kleidung eine behagliche Wohnung, in welcher bescheidene künstlerische Bereicherungen daran erinnern dürfen, dass der Eudämonismus für die Kreise der Nichtbesitzenden praktisch weniger aussichtslos ist, als die religiösen Versprechungen über den Tod hinaus. Hätte Tolstoi hieran gedacht, so wäre er vor der Thorheit bewahrt geblieben, die Kunst an sich für gefährlich zu halten, weil sie ihrem Wesen nach unsittlich sei. Das ist sie keineswegs, weder dann, wenn sie als Vergnügen, noch dann, wenn sie als Leidenschaft aufgefasst wird, Gerade das Gebiet des Einfamilienhauses liefert täglich den Beweis dafür, dass die Kunst in den Kreisen, deren materieller Besitz einen Genuss derselben erlaubt und sie hieraus zum Vergnügen werden lässt, keineswegs von geringerer Bedeutung für die soziale Bewegung ist, als in den Kreisen, in welchen sie aus einem leidenschaftlichen Seelenleben geboren wird. Jedoch ist der Umfang der letzteren Kreise weitaus bescheidener, als der der ersteren und so wird man denn auch auf die Kunst das englische Wort anwenden können, welches, auf die Poesie bezogen unanfechtbar ist, das Wort: „Among a polished people the taste for poetry is rather an amusement than a passion.“ Das trifft insbesondere bei der Kunst des Einfamilienhauses, seiner Anlage, seiner Umgebung und seiner inneren Ausstattung zu und der Satz wird in dieser Verbindung aus einem geistreichen Ausspruche zu einer Wahrheit von sozialer Bedeutung.
Wir haben es bei den hier in Betrachtung stehenden Münchener Villenkolonien nicht mit Anlagen zu thun, bei welchen unter den einfachsten Verhältnissen versucht ist, auf dem Grundgedanken des Einfamilienhauses Arbeiterstädte zu schaffen, sondern es kommen hier mittlere Verhältnisse inbetracht, wie sie eine Stadt wie München aufweist, in welcher das Künstlerelement, die Kreise der geistigen Arbeiter, die Beamtenkreise usw. eine solche Bedeutung im Bevölkerungsverhältniss erlangt haben, dass eine Villenkolonie-Unternehmung mit ihnen rechnen kann. So entstanden So entstanden zwei getrennte Unternehmungen, die der Firma Heilmann & Littmann in Nymphenburg-Gern und Ludwigshöhe bei München, und die des Architekten Aug. Exter in Pasing. Beide gingen schon in ihren ersten Anlagen auf eine Förderung des Einfamilienhauses im Grossen aus. Man weiss, dass die ersten Versuche zur Lösung der Frage des Einfamilienhauses der Umgebung der Grosstädte von den bemittelteren Kreisen angestellt wurden. Es entstanden an vielen Orten Villengruppen einzelner oder zu zweien zusammengebauter Bauwerke, welche nur grosse, vornehm eingerichtete Wohnungen für eine Familie eines reicheren Besitzers mit weit entwickelten individuellen Bedürfnissen enthielten. Die Lösung der Frage des Einfamilienhauses für mittlere und kleinere Bedürfnisse, eine Lösung der Frage im Grossen, gleichwohl unter Berücksichtigung von Einzelwünschen, stellten sie nicht dar. Und doch trat sie allenthalben hervor. Anfänglich wurde das in dieser Beziehung sich kundgebende Bedürfniss dadurch zu befriedigen versucht, dass villenartige Gebäude nach Stockwerken abgetheilt wurden, in Wirklichkeit also kleine Miethhäuser waren zur Aufnahme von 2-3 Familien. Der äussere Eindruck des Miethhauses war vermieden, das Wesen des Einfamilienhauses jedoch nicht gewonnen. Einen Fortschritt bedeuteten vielfach die von Vereinen und Behörden errichteten Beamtenwohnhäuser, die in Grösse, Grundrissanordnung und Ausstattung die Mitte hielten zwischen dem Arbeiter-Einzelwohnhause und der reicheren Villa. Eine individuelle künstlerische Behandlung zeigten sie jedoch vielfach nicht, sondern die Schablone herrschte mehr oder weniger vor. Das wurde anders, als der allgemeine Aufschwung in der Architektur eintrat und mit der Kenntniss englischer und belgischer Vorbilder, mit der Zunahme nationaler Kunstweise und mit der Steigerung der künstlerischen Ansprüche überhaupt Mannigfaltigkeit der Lösungen und Formenreichthum eintraten. Der erste Versuch der Firma Heilmann & Littmann, wie er in Nymphenburg-Gern unternommen wurde, lehnt sich noch an die englischen und belgischen Reihenhäuser an, deren Eintönigkeit zu brechen man sich jedoch in vielfacher Beziehung bemühte.
Der Versuch geht auf das Jahr 1892 zurück. In diesem Jahre erwarb die Firma im Westen der Stadt München, in nächster Nähe des kgl. Lustschlosses Nymphenburg, ein grösseres Gelände. Unser Lageplan zeigt seine Lage zu München und zum Schlosse, giebt aber im übrigen nur eine schematische Theilung der Kolonie, welche ungleich reizvoller zur Ausführung gekommen ist.
Auf diesem Gelände sind in der kurzen Zeit von 6 Jahren über 100 Häuser in Gruppen von 3 bis 14 Häusern in einer Front entstanden. Es sei nicht verschwiegen, dass gegen die geschlossenen langen Gruppen aneinander gereihter Häuser Vorurtheile bestanden haben, die jedoch zerstreut werden konnten, so dass sich zahlreiche Kaufliebhaber fanden, welche, wie die Firma erklärt, „gegenüber dem wesentlich praktischen Vortheile eines derartigen kleinen, eingebauten Häuschens dessen etwas geringeres Ansehen nicht in Anschlag brachten“. Und das umso mehr nicht, als zwischen den längeren Gruppen verstreut kleine freistehende Einzel- und Doppel-Wohnhäuser aus unmittelbarem Auftrag entstanden, die das Bild belebten und trotz der geringen Mittel, die in der Regel dazu verwendet wurden, doch Gelegenheit gaben, auch in architektonischer Hinsicht viel Eigenartiges zu schaffen. Dafür mag unsere Kopfansicht sprechen.
Aber auch in den geschlossenen Gruppen hat man sich nicht blos mit den praktischen Vorher begnügt, sondern durch bescheidenen Schmuck, Abwechselung im Aufbau, wozu die gern gesuchten Künstler-Ateliers vielfach Veranlassung gaben, ein malerisches Gesammtbild angestrebt. Die Frontlänge der einzelnen Reihenhäuschen beträgt 5,5-6,5 m, vor jedem Häuschen ist ein hübsch gepflegter Vorgarten angelegt, die Strassen sind mit Alleebäumen bepflanzt so dass das Gesammtbild ein gewinnendes und reizvolles ist oder doch nach wenigen Jahren nach schnellem Wachsthum der Bäume und Gärten werden wird. Unsere Abbildungen geben Beispiele hierfür.
In der Anlage der kleinen Baulichkeiten ist zunächst eines Umstandes zu gedenken, welcher wirthschaftlich in doppelter Hinsicht ins Gewicht fällt. Sie wurden in Gruppen von 2-14 Häusern aneinander gebaut. Die grössere Reihenzahl aus den Anfängen der Kolonie wurde später zugunsten einer lebhafteren Gruppirung eingeschränkt, jedoch die Aneinanderreihung selbst nicht aufgegeben. Das einzeln stehende Wohnhaus wie das Doppelwohnhaus, etwa nach der Abbildg., bilden die Ausnahme. Da die Kolonie für Besitzer mit nur kleinem Vermögen bestimmt ist und etwaige wohlhabendere Besitzer, welche gleichwohl hier und nicht etwa in der später zu besprechenden Wald-Kolonie Prinz Ludwigs-Höhe bei München wohnen wollten, durch den Erwerb von grösseren Eckgrundstücken mit entsprechend erweitertem Garten eine angemessene Wohnstätte sich schaffen konnten, so war das Reihenhaus da, wo nicht etwa besondere Wünsche geäussert wurden, wie bei Künstlern, das gegebene Haus und wurde hier in gleicher Weise bevorzugt, wie in Belgien und England. Es kostet weniger, wie das allseits oder an 3 Seiten freie Haus, ist im Winter leichter zu erwärmen und besitzt trotz der Einbauung einen kleinen Vor- und einen geräumigeren Hintergarten. Die Breite der Grundstücke wechselt im allgemeinen zwischen 6,5 und 8 m und übersteigt das letztere Maass nur in den Ausnahmefällen, in welchen besondere Wünsche zu befriedigen sind. Die Eintönigkeit der Reihenanlage wurde einmal durch die berührte Beschränkung der Zahl der aneinander gereihten Häuschen, durch die Ausbauten mit Ateliers, durch thurmartige und durch Erker-Ausbauten zu umgehen versucht und es ist, wie unsere Abbildungen lehren, diese Absicht auch erreicht worden.
Die Grundrissgestaltung ist meist die schlichteste: ein bedeckter Eingang vorne oder bei den Eckhäusern zur Seite, die Treppenanlage vorne oder hinten, meistens vorne, wenn sie zur Unterbrechung der Architektur dienen soll, im übrigen zwei Wohnräume und Küche im Erdgeschoss, entsprechende weitere Räume in einem Ober- und einem Dachgeschoss. Die Abmessungen der einzelnen Räume können nicht wohl reichlich sein, sind aber doch ausreichend. Wenn irgend möglich, ist darauf geachtet, jedem Raume einen besonderen Eingang vom Flur zu geben. Es bleibe nicht unerwähnt, dass für die Kolonie auch Gruppen von vier Häusern mit je nur 2 Räumen im Erdgeschoss geplant sind und dass auch Einzelhäuschen mit zwei Zimmern und Küche im Erdgeschoss und einem Zimmer im Dachgeschoss erbaut werden. Letzteren ist eine Gartenfläche von rd. 1800 □’ (177,8 qm) beigegeben, während die Gartenfläche bei den vorhin erwähnten Reihenhäusern sich zwischen rd. 2600 und 2800 □’ (256,1 qm, 276,8 qm) bewegt; die Eckgrundstücke sind reichlicher mit etwa 4-5000 □’ (394-493 qm) bedacht. Bei Häusern, die aus besonderem Auftrage entstehen, kann die Gartenfläche dem Wunsche des Käufers entsprechend über die genannten Maasse hinausgehen.
In der architektonischen Gestaltung weisen die Häuser eine erfreuliche Mannichfaltigkeit auf, was schon aus unseren Abbildungen hervorgeht. Während die ersten Bauten eine etwas gleichförmige Ausbildung hatten, zeigen die späteren Bauten einen interessanten Individualismus und vielfach eine liebenswürdige, intime Einzeldurchbildung, so weit dies die bescheidenen Kaufpreise möglich machen. Die Stilfassung ist entweder ein maassvolles bayerisches Barock, angeregt durch die Nachbarschaft von Nymphenburg, oder eine freie deutsche Renaissance im Putzbaucharakter unter Verwendung des Fachwerkbaues als schmückenden Architektur-Motives. – Die finanz-wirthschaftlichen Angelegenheiten, die wichtigste Seite des Unternehmens, seien in einem Schlussartikel behandelt und in demselben auch in Kürze der Kolonie Prinz Ludwigs-Höhe gedacht.
Die Preise der Häuser der Kolonie Nymphenburg-Gern bewegen sich den Prospekten zufolge zwischen 6100 und 21 000 M., die begehrteste Mittellage ist die zwischen 9500 und etwa 18000 M. Die erbauten Anwesen sind bis zu ungefähr 50 % ihres Verkaufswerthes durch eine Bankhypothek belehnt, wodurch dem Käufer der Erwerb wesentlich erleichtert wird. Die finanzielle Berechnung stellt sich nun nach den Angaben der Firma folgendermaassen: Erwirbt der Käufer N. ein Anwesen zum Preise von 9500 M., so ruht auf demselben eine Bank-Hypothek von 5000 M. und es bleibt bei einer Anzahlung von vielleicht 2500 M. ein Kaufschillingsrecht von 2000 M. als zweite Hypothek. Der Käufer tritt in den rechtlichen Besitz des Hauses mit 4 Zimmern, Küche, Keller und Garten, und hat nunmehr anstelle des für die gleichen Verhältnisse berechneten Miethzinses von 720 M., der vielleicht etwas reichlich angenommen ist, etwa 470 M. Auslagen zu bestreiten. Diese setzen sich folgendermaassen zusammen:
1. 4 ½ % Hypothekenzinsen und Amortisation aus 5000 M. Bankkapital | 225 M. |
2. Verzinsung des Kaulschillingsrestes von 2000 M. mit 4 ½ % | 90 M. |
3. Zinsentgang aus der Anzahlungssumme von 2500 M., mit 4 % berechnet | 100 M. |
4. 15 % aus 360 M. (Miethzinsquote) für Steuern, Ausbesserungen usw | 55 M. |
Zusammen | 470 M. |
Es tritt demnach unter der Annahme der obigen Zahlen und ohne Berücksichtigung der Ausgaben, welche für jene Besitzer entstehen, welche der Beruf zu einem regelmässigen Verkehr mit der Stadt verpflichtet, eine jährliche Ersparniss von 250 M. ein.
Aber auch wenn diese nicht einträte, selbst wenn sich gegen früher eine kleine Erhöhung der Ausgaben herausstellte, würde diese immer noch nicht den idealen Gewinn erreichen, welchen ein kleines Eigenhaus in freier Lage mit Garten gegenüber der Miethwohnung der Stadtkasernen ergiebt. In den angegebenen Zahlen sind die Ausgaben für Entwässerung und Wasserversorgung inbegriffen.
Zum Schlusse sei noch erwähnt, dass Hr. Arch. Erich Göbel der hauptsächlichste Mitarbeiter bei den Entwurfsarbeiten für diese Kolonie war. –
ll. Die Wald-Kolonie Prinz Ludwigs-Höhe.
Arch.: Heilmann & Littmann in München.
Enthält die Kolonie Nymphenburg-Gern Wohnstätten im Verkaufswerthe bis zu 20 000 M., eine Summe, die nur in den vereinzelten Fällen unmittelbaren Bauauftrages überschritten wird, so ist die gleichfalls von dem Baugeschäft Heilmann & Littmann in München ins Leben gerufene Wald-Kolonie Prinz Ludwigs-Höhe für Wohnstätten von 20 000 M. ab aufwärts berechnet. Die Kolonie liegt etwa 5 km südlich von München, an dem romantischen Gehänge der Isar und ist mit der Stadt durch zwei Bahnlinien, die Isarthalbahn und die Staatsbahn, verbunden. Die Fahrzeit beträgt bis zum Zentral-Bahnhof 22, bis zum Marienplatz (elektrische Strassenbahn) 26 Minuten. Unser Lageplan deutet die ungefähre Anlage der Kolonie und ihre Lage zu den beiden Bahnhöfen an.
Sie liegt 563 m über dem Meere (München 520 m), ist rings von Wald umgeben und hat durch die bewegten Nagelfluh-Formationen des Isarthales sowie durch den Hintergrund des Berglandes werthvolle landschaftliche Vorzüge.
Mit Rücksicht auf den landschaftlichen Charakter der Kolonie und die höheren Verkaufspreise ist auch die Architektur der Villen abwechslungsreicher und mit grösserem Aufwand behandelt. Die schon vorhandenen und noch entstehenden Häuser entsprechen in Raumanlage, äusserer und innerer Ausstattung und in der gebotenen Bequemlichkeit und Wohnlichkeit den Ansprüchen und Bedürfnissen der wohlhabenderen Klassen, ohne aber die Besitzer höher zu belasten, als eine entsprechende Stadtwohnung, vor welcher sie vielfache materielle, jedenfalls aber ideale Vortheile voraus haben. Der Erwerb ist auch hier nach Möglichkeit erleichtert. Künstlern, Gelehrten, Beamten, Kaufleuten usw., welche ein regelmässig ausgeübter Beruf an die Stadt fesselt, ist hier Gelegenheit geboten, die Anforderungen des Berufes mit den Vorzügen des Zusammenlebens mit der Natur zu verbinden. Die Kolonie hat Wasser von der städtischen Mangfall-Hochquellenleitung und wird durch die elektrische Zentrale Höllriegelsgereuth mit Beleuchtung, Beheizung und Kraft für die Zwecke des Haushaltes versorgt. Würzige Luft, gepflegte Waldwege, bequeme Bade-Gelegenheit in der Isar, die Möglichkeit naher und lohnender Ausflüge sind gern entgegengenommene Vorzüge der Kolonie. –
Dieser Artikel erschien zuerst am 09., 13. & 16.07.1898 in der Deutsche Bauzeitung.