Das Direktorial-Gebäude des städtischen Krankenhauses links der Isar in München

Architekt: Bauamtmann Carl Hocheder. Unseren früheren Mittheilungen über einige Ausführungen des städtischen Bauamts in München (in No. 59 u. 79 d. Bl.) lassen wir heute die Veröffentlichung eines Bauwerks folgen, das seiner künstlerischen Auffassung nach zwar als ein Glied der öffentlichen Bauanlage gestaltet ist, zu der es gehört, dessen Bestimmung jedoch andererseits dazu herausforderte, ihm auch die Eigenart eines Privatbaues zu verleihen.

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Diese Doppel-Aufgabe, der bei so manchen Werken ähnlicher Bestimmung leider wenig Beachtung geschenkt worden ist, hat in diesem Falle eine besonders reizvolle Lösung gefunden.

Diele

Das inrede stehende Gebäude, das Wohnhaus des Direktors am städtischen Krankenhause links der Isar, ist, in den Jahren 1893 u. 94 durch Hrn. Bauamtmann Carl Hocheder errichtet worden. Es kehrt seine Hauptfront der Lindwurm-Strasse zu, von der es durch einen breiten Vorgarten geschieden wird; seitlich schliesst sich dem letzteren ein besonderer Hausgarten an.

Erdgeschoss
Obergeschoss

Einer besonderen Beschreibung wird es weder für die Grundriss-Anordnung, noch für den Aufbau des Hauses bedürfen. Inbezug auf die erste sei bemerkt, dass sich im Untergeschoss die Küche und die Wirthschafts-Räume, im Dachgeschoss Fremdenzimmer und Räume für die Dienerschaft befinden. Die Fassade ist als Putzbau in den Formen jenes Barockstils süddeutscher Färbung gestaltet, in den sich der Architekt – wie vielleicht kein zweiter Künstler – eingelebt hat und dessen Berechtigung von ihm in der von uns wiedergegebenen Aeusserung dargelegt wird.

Die im vorigen Absatz erwähnte Äusserung finden sich in dem Artikel “Das neue Schulhaus an der Columbus-Strasse No. 36 in Giesing bei München“.

Mit welcher Freiheit und Sicherheit er sich desselben zu bedienen versteht, dafür liefert dieses villenartige Haus vielleicht ein noch glänzenderes Zeugniss, als der früher mitgetheilte Schulbau, Von der in gleichem Sinne gehaltenen Ausgestaltung der Innenräume, die bei aller Einfachheit doch eigenartige monumentale Haltung athmen, mag die vorstehende Ansicht der Trreppenhaus-Diele ein Beispiel bieten.

Direktorial-Gebäude des städtischen Krankenhauses links der Isar in München

Ueberraschend ist angesichts dieser monumentalen Haltung und der Abmessungen des Hauses die Niedrigkeit der dafür aufgewendeten Bausumme. Dieselbe hat nicht mehr als 82 000 M. betragen.

Dieser Artikel erschien zuerst am 04.12.1897 in der Deutsche Bauzeitung.