An dem neuen Stadttheater, das Osk. Kaufmann jetzt für Bremerhaven gebaut hat, ließe sich ebenfalls zeigen, wie ein Talent mit der gegebenen Aufgabe zu wachsen versteht. Das Bühnenhaus, das sich recht fein in das Bild des Nordseestädtchens einschmiegt, erinnert mit dem nach dem Marktplatz hervorspringenden Oval an das Berliner Hebbel-Theater, das es doch an innerer Reife überragt.
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Besonders deutlich zeigt das der mit gelblichem Birkenholz getäfelte Zuschauerraum. Alle tektonischen Mittel sind da aufgewandt, um das Interesse der Besucher nach der Bühne, die ein breiter Holzrahmen einfaßt, hinzulenken. In dem oval gestreckten Foyer zwischen den festlich geputzten Menschen, die sich am Eröffnungstag zur Aufführung des „Sommernachtstraumes“ eingefunden hatten, verspürte man so recht den repräsentativen Willen, der die Stadt bestimmte, durch einen so noblen Theaterbau von ihren kulturellen Absichten weithin Zeugnis abzulegen.
Auch die Stadt Hagen hat in diesen Wochen die Einweihung eines neuen Theaters feiern können, das als Stiftung einer Vereinigung von Kunstfreunden durch den Darmstädter Architekten A. Vetterlein gebaut wurde.
Besonders eindrucksvoll wirken an der Fassade die Plastiken, die eine junge Bildhauerin, Milly Steger, modelliert hat und die als erfreuliches Dokument des in der Hagener Künstlerkolonie waltenden Geistes einzuschätzen wären.
Dieser Artikel erschien zuerst In Reclams Universum Weltrundschau 09-15.10.1911, er war gekennzeichnet mit „Paul Westheim“. Der Artikel hatte als Teil der Rubrik „Kunstwarte“ im Original keine Überschrift, die Überschrift „Neue Theater in Bremerhaven und Hagen“ wurde nachträglich hinzugefügt.