Haus Ludowici in Landau (Pfalz)

Architekt: Professor Hugo Hartung in Grunewald bei Berlin.
Das Wohnhaus mit Stallgebäude des Hrn. Fabrikbesitzers August Ludowiei in Landau in der bayerischen Rheinpfalz, eine kleinere treffliche Arbeit des zukünftigen Vertreters der mittelalterlichen Architektur an der Technischen Hochschule in Dresden, ist ein aus einer ausgesprochen deutschen Empfindung hervorgegangenes Werk mit der Stilrichtung der Wende der gothischen und der Renaissance-Zeit.

Es schliesst sich in den Materialien und Formen den natürlichen Bedingungen, wie sie die Rheinpfalz darbietet, und den historischen Ueberlieferungen, welche dieser deutsche Boden an zahlreichen Stellen noch trägt, treu an. In den unteren Geschossen aus gelblichen einheimischen Sandstein und aus lichten Putzflächen gestaltet, in den Dachausbauten aus dem lebhaften Fachwerk gefügt, steht das Ganze als eine malerische Gruppe von ansprechender und anheimelnder Wirkung in einem ein Eckgelände an der Kreuzung zweier Strassen bildenden Garten, hinter ihm das schlichte Stallgebäude. Die Grundriss-Eintheilung geht aus den beistehend. Skizzen hervor.

Das sich auf einem nur niederen Sockel über der Gartenfläche erhebende Erdgeschoss ist Hauptgeschoss; es enthält, um die Eintrittshalle mit Erkerausbau, Treppe und Garderobe gruppirt, Damenzimmer, Herrenzimmer, Salon und Speisezimmer, und in der gleichen Höhenlage die Küche mit ihren Nebenräumen.

Im Kellergeschoss liegen demgemäss nur Vorrathsräume. Im Obergeschoss befinden sich die Schlafräume und im Dachgeschoss Fremdenzimmer und Mädchengelasse. – In den Formen der deutschen Frührenaissance mit spätgothischen Einzelheiten gehalten, bringt das Haus die in ihm angeschlagene Stilrichtung mit grosser Treue zum Ausdruck. Die Fenster sind durchaus Pfostenfenster, die Dächer hohe Ziegeldächer. Ecken, Gesimse, Thür- und Fenster-Umrahmungen, sowie die Giebelaufbauten der einen Seite sind in dem gelblichen bis grauen Pfälzer Sandstein gehalten. Aus statischen Gründen sind die Giebelaufbauten der anderen Seiten als Fachwerk-Konstruktionen ausgeführt, die auf starken Vorkragungen aufruhen. Es war dem Architekten vergönnt, auch den inneren Ausbau des Hauses, und zwar in der Art der Aussenseiten durchzuführen, wodurch das Werk aussen und innen einen einheitlichen Charakter gewonnen hat.

Das schlichte, jedoch gefällig gruppirte Stallgebäude, von welchem wir S. 200 Ansicht und Grundrisse geben, ist ohne Anwendung von Werkstein lediglich in Putzarchitektur und Holzfachwerk gehalten. In dieser Ausbildung, sowie in der Wahl steiler Ziegeldächer sucht es stilistischen Anschluss an das Hauptgebäude.

Die Baukosten betrugen 64 000 M. für das Hauptgebäude und 17 000 M. für das Stallgebäude, für die ganze Baugruppe also zusammen 81 000 M. –

Dieser Artikel erschien zuerst am 20.04.1901 in der Deutsche Bauzeitung.